Versicherungsbote: Sie betreiben einen Youtube-Kanal über Versicherungen, wo Sie über Versicherungsthemen aufklären und informieren, sind mittlerweile aber auch auf anderen Kanälen unterwegs. Würden Sie sich als Influencer zu Versicherungsthemen beschreiben? Und wie kam die Idee, sich als Makler über Social Media zu präsentieren?

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Bastian Kunkel: Influencer ist ein Wort, das ich in diesem Zusammenhang immer öfter höre, weil ich auch öfter selbst so genannte werde. Ich würde mich aber nicht als solchen bezeichnen. Natürlich beeinflusse ich meine Zuschauer oder Follower mit meinem Content und auch durch die damit verbundene Aufklärung. Aber die meisten sogenannten Influencer zeichnen sich jetzt nicht unbedingt dadurch aus, dass sie ein super Fachwissen in irgendeinem Bereich haben und dieses der Masse bereit stellen, sondern eher durch das Aufbauen einer glamourösen Scheinwelt, in der alles toll ist, obwohl die Wirklichkeit ganz anders aussieht. Damit möchte ich mich nicht identifizieren. Ich bin einfach 100% ich. Und ich teile meinen Arbeitsalltag durch die sozialen Medien. Dass dies andere inspirieren könnte, ist natürlich spitze.

Bastian Kunkel, Versicherungsmakler und Youtuber.Bastian KunkelWie oft posten Sie auf Youtube? Haben Sie keine Angst, dass Ihnen irgendwann die Themen ausgehen?

Diese Frage kommt witzigerweise am häufigsten. Allerdings glaube ich nicht, dass mir jemals die Themen ausgehen werden. Ich veröffentliche jede Woche montags ein neues Video auf Youtube. Und meine Themenliste ist ellenlang. Neue Gesetze, aktuelle Anlässe und Diskussionen, neue Versicherungen und auch die Komplexität von Versicherungen machen es unmöglich, dass mir die Themen ausgehen werden. Das könnte ich theoretisch machen, bis ich 100 bin (lacht).

„Erst verstehen, dann versichern“, heißt Ihr Slogan bei Youtube. Wir wissen selbst, wie schwierig es ist, komplexe und trockene Themen medial ansprechend aufzubereiten. Wie schaffen Sie es, diese unterhaltsam und locker zu vermitteln?

Das Wichtigste ist, dass man authentisch ist. Das klingt fast schon abgedroschen, aber so ist es. Wenn jemand irgendwie aufgesetzt wirkt, dann merkt das der Zuschauer sofort und es baut sich kein Vertrauen auf. Und Vertrauen ist eben das Wichtigste bei Versicherungen und gleichzeitig am schwersten zu generieren, da wir ja nicht gerade den geilsten Ruf haben als Versicherungsvermittler. Außerdem noch die Sprache der Zielgruppe sprechen, ab und an mal einen Witz einbauen, aber auch mal klar Stellung beziehen zu diversen Themen - das macht dann den Rest aus.



…und welchen Aufwand erfordert es eigentlich, ein solches Video zu filmen: von der Idee zum fertigen Clip?

Mittlerweile geht mir das recht flüssig von der Hand. Die Videorecherche und das Schneiden/Bearbeiten des Videos im Nachgang benötigen die meiste Zeit. Ganz am Anfang war es genau umgekehrt. Da hat das Filmen am meisten Zeit beansprucht, weil ich so unsicher und nervös war, dass ich jedes Video 15-20 mal aufnehmen musste. Aber Übung macht immer noch den Meister.

Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie soeben nach Mallorca gezogen. Nun sind es nur zwei Flugstunden bis zur Insel. Aber ich nehme mal an, dass Sie sich für das Kundengespräch selten in den Flieger setzen. Wo sitzen Ihre Kundinnen und Kunden und wie beraten Sie diese?

Meine Kunden sind zu 100 Prozent in Deutschland und werden von mir online beraten. Dazu nutze ich entsprechende Tools, wie zum Beispiel Flexperto zur Online-Beratung, Terminpilot zur Online-Terminvereinbarung oder nutze auch ganz klassisch die Email. Für die Kundenbindung sind darüber hinaus Instagram und Youtube sehr wichtig. Die meisten meiner Kunden habe ich also noch nie persönlich getroffen.

Sie sind ein vergleichsweise junger Makler, die Branche hat ein Nachwuchsproblem. Wie würden Sie denn anderen potentiellen Nachwuchskräften den Beruf des Maklers schmackhaft machen? Drei Gründe, warum es sich lohnt, Makler zu sein!

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Das Berufsbild des Versicherungsmaklers ist in meinen Augen attraktiver denn je. Man ist als junger Makler heutzutage weit entfernt vom Image des „Klinkenputzers“ und hat zig Möglichkeiten, sein Versicherungsmaklerdasein zu gestalten. Ich denke, man muss stärker aufzeigen, was alles möglich ist in diesem Beruf und dass ein junger Mensch sich hier komplett als Unternehmer entfalten kann. Er nimmt dadurch für seine Mitmenschen eine enorm wichtige Rolle ein, nämlich die Absicherung von aktuellen und zukünftigen Existenzen.

"Man sollte alles daran setzen, auch die letzten schwarzen Schafe zu entlarven."

Wenn man Ihren Instagram-Account anschaut, reisen Sie gern. „Mein Büro habe ich im Rucksack“, lautet einer Ihrer Slogans. Man verbindet das Maklersein mit langen Arbeitszeiten, wenig Freizeit, ständigen Fahrten zu Kundinnen und Kunden. Ein Klischee? Gehört die Zukunft dem Backpacker-Makler?

Wer will, kann als Versicherungsmakler von überall aus arbeiten. Lange Fahrten im Auto sind auch nicht mehr nötig. Laptop, Internet, fertig. Mehr brauche ich heute als Versicherungsmakler nicht mehr. Meine Post kommt ebenfalls digital. Und Anträge werden auch elektronisch verschickt. Ich weiß nicht, ob dem Backpacker-Makler die Zukunft gehört. Aber Fakt ist: wenn man so arbeiten möchte als Makler, dann geht das absolut. Und meine (jungen) Kunden finden das absolut cool.

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Sie haben den Weg in die Selbstständigkeit gewählt – obwohl Sie auf der Webseite berichten, dass Sie als Student nebenbei als Werksstudent gearbeitet haben, um sich zu finanzieren. Wo bekommen denn angehende Makler Startkapital für ihren Beruf und Unterstützung? Haben Sie da Tipps?

Das ist eine sehr gute Frage. Ich hatte keinen Bestand, den ich zu Beginn gekauft oder übernommen habe. Ich denke, dass dies auch eine der größten Hürden ist zu Beginn: Wie komme ich an meine ersten Kunden? Und zwar nachhaltig! Ich hatte mich für ein „nebenberufliches Gründen“ entschieden. Dadurch ist kein Druck entstanden. Ich konnte viel ausprobieren und dann den Schritt in die volle Selbstständigkeit gehen: als ich gesehen habe, dass das, was ich als Versicherungsmakler so treibe, auch tatsächlich funktioniert. Das ist eine Option, die ich definitiv empfehlen kann. Allerdings fällt mir nicht wirklich mehr hierzu ein. Was daran liegen kann, dass ich in diesem Bereich zu wenig informiert bin oder dass es schlichtweg zu wenig „Start-Hilfe“ gibt für junge Versicherungsmakler.

Tut sich die Versicherungsbranche aus Ihrer Sicht grundsätzlich schwer, eine junge Zielgruppe als Kunden sowie potentielle Arbeitskräfte anzusprechen? Und wenn ja, weshalb?

Total. Sowohl die Kundenansprache als auch die Ansprache in Richtung potentieller Mitarbeiter ist mehr als nur optimierungsbedürftig. Ich habe verstärkt das Gefühl, dass eine Branche, die im Grunde uncoole Produkte vertreibt, plötzlich versucht „cool“ zu wirken. Das kann nicht klappen. Das kauft man der Versicherungsbranche auch nicht ab. Hier muss ein komplett anderer Ansatz her. Versicherungen werden niemals cool und hip werden. Egal, wie man sie anmalt.

Die Branche hat auch ein schlechtes Image: Dem Makler hängt der Ruf des Klinkenputzers an, vergleichbar mit dem Staubsauger- und Lamadeckenverkäufer. Sie selbst haben neben der Ausbildung zum Kaufmann auch studiert und stehen für den Wandel hin zu einem hochqualifizierten Beruf. Was kann bzw. muss aus Ihrer Sicht getan werden, um den Ruf des Maklerberufs zu verbessern?

Man sollte alles daran setzen, auch die letzten schwarzen Schafe zu entlarven. Denn diese schaden dem Ruf enorm. Es reicht einer unter 1.000, der ordentlich Mist baut, um das Meinungsbild in der Öffentlichkeit zu verzerren. Dazu sollten auch endlich diverse „Anwerbungspraktiken“ eingestellt werden, mit denen man eben auch die falschen Leute mit den falschen Motiven anlockt. Leider bekomme ich immer wieder mit, dass solche Praktiken noch weiter eingesetzt werden.

Nun könnte man ja sagen, dass Dienste wie Ihrer auch einen Beitrag leisten, den Makler überflüssig zu machen: Dass zum Beispiel eine Art virtueller Video-Makler den Kunden standardisiert bis zum Produktabschluss leitet. Manche Versicherer verkaufen schon Policen über digitale Sprachtools wie Alexa.

Meine persönliche Einstellung dazu – und die werden viele wohl nicht teilen oder verstehen – ist die, dass ich jeden Tag mit Hochdruck daran arbeite, meinen eigenen Job überflüssig zu machen. Ich teste ständig neue Prozesse oder Automatismen, die mir meinen Alltag als Versicherungsmakler noch leichter machen und einen Teil meiner Arbeit übernehmen. Das hat mit meinen Youtube-Videos angefangen, die einen Kunden schon vor der Beratung aufklären, geht weiter über automatisierte Online-Terminvereinbarungen bis hin zu einer Art virtuellem Video-Makler. Sprachassistenten sehe ich persönlich noch sehr in den Kinderschuhen. Ich teste das immer mal wieder, aber da habe ich die Daten doch immer noch schneller in einen Vergleichsrechner getippt ;).

Die Fragen stellte Mirko Wenig

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