Der Versicherungsbote stellt die Schaden-Kosten-Sieger und -Verlierer des zurückliegenden Kfz-Geschäftsjahres vor.

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Der Kfz-Markt: hart umkämpft

Der Vergleich von Kennzahlen ist für kaum einen Versicherungsbereich so spannend wie für die Kfz-Branche. Denn hart umkämpft ist der Markt – insbesondere in der sogenannten „Wechselsaison“ des Herbstes bis zum 30. November tobt ein jährlicher Preiskampf, bei dem sich Anbieter mit günstigen Tarifen gegenseitig unterbieten (der Versicherungsbote berichtete). Gleichzeitig klagen die Anbieter über immer höhere Schadenaufwendungen (der Versicherungsbote berichtete).

Zwar hilft eine zunehmende Automatisierung der Fahrzeuge, menschliche Fahrfehler auszugleichen und dadurch Unfälle und Schaden zu reduzieren. Kommt es jedoch zum Schaden, führt die neue Technik oft zu hohen Reparaturkosten. Dass unter solchen Bedingungen eine „Phase stagnierender Durchschnittsbeiträge bei strukturell weiter steigenden Schadenbedarfen“ droht, gestand mit Klaus-Jürgen Heitmann der Vorstandssprecher des Marktführers HUK-Coburg gegenüber der Börsenzeitung ein (der Versicherungsbote berichtete).

Wie aber bewährte sich die Branche in 2018 unter solchen Bedingungen? Der Versicherungsbote wollte es genau wissen und ließ sich von der V.E.R.S. Leipzig GmbH ein Exemplar des „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2013-2018“ als Analyse-Instrument zuschicken.

Kennzahlen für 2018: Die Aussicht klart auf

Aus dem vorliegenden Branchenmonitor gibt es zunächst Positives zu vermelden: Trotz widriger Bedingungen gibt die Branche in 2018 ein doch gutes Bild ab, wenn man Durchschnittswerte über alle 50 untersuchten Versicherungsunternehmen hinweg betrachtet. So stiegen zum einen, wie schon in den Vorjahren, die gebuchten Bruttoprämien im Zweig Kraftfahrt gesamt im Durchschnitt aller Versicherer – in 2017 lagen sie noch bei 478,41 Millionen Euro und kletterten nun in 2018 auf 495,99 Millionen Euro.

Combined Ratio im Marktdurchschnitt: Unter 100-Prozent-Markte gedrückt

Auch stieg die Zahl der Versicherungsverträge im Zweig Kraftfahrt gesamt für alle untersuchten Versicherer von 2.038.917 in 2017 auf 2.075.579 in 2018. Erfreulich jedoch ist besonders eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr: Die Schaden-Kosten-Quote und damit der wichtigste Geschäftsindikator im Schaden- und Unfallgeschäft konnte – anders als noch 2017 – unter die kritische 100-Prozent-Marke gedrückt werden. Schadenzahlungen und Verwaltungskosten waren für den überwiegenden Teil der Branche demnach durch Prämieneinnahmen gedeckt.

Denn das schwierige Geschäftsjahr 2017 machte sich mit einer durchschnittlichen Combined Ratio (CR) von 100,21 Prozent – über den Durchschnitt aller 50 Unternehmen hinweg – für den Zweig „Kraftfahrt Gesamt“ bemerkbar. Nun aber verbesserte sich der Wert auf 97,08 Prozent in 2018. Das positive Gesamtergebnis spiegelt sich auch an den Einzelergebnissen der Versicherer wider: Nur 13 Unternehmen müssen in 2018 mit einer Combined Ratio über 100 Prozent leben. Das bedeutet: 37 Unternehmen wirtschafteten im zurückliegenden Geschäftsjahr auskömmlich.

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Die verbesserte Schaden-Kosten-Quote ist auch durch eine bessere Schadenquote bedingt. Zwar wuchsen die durchschnittlichen Schadenaufwendungen je Versicherer in 2018 erneut an: 2017 lagen sie bei 385,84 Millionen Euro und kletterten nun auf 390,24 Millionen Euro. Auswirkungen auf die Quoten jedoch halten sich in Grenzen. Lag nämlich die Schadenquote im Zweig Kraftfahrt Gesamt in 2017 über alle Versicherer hinweg bei 82,99 Prozent, durften sich die Versicherer in 2018 über den besseren Wert von 79,64 Prozent freuen. Durchschnittlich 186,51 Euro brutto pro Versicherungsvertrag gaben die Versicherer in 2018 an Schadenaufwendungen aus.

Schaden-Kosten-Quote: „Sieger“ und „Verlierer“ in 2018

Für welche Unternehmen aber lief das Geschäft in 2018 besonders gut, für welche hingegen weniger? Zu dieser Frage dient der Vergleich der Schaden-Kosten-Quoten für die einzelnen Unternehmen. Bedacht werden aber muss hierbei, dass verschiedene Töchter der großen Versicherer nach Rechtsform getrennt ausgewiesen werden. So treten zum Beispiel die drei HUK-Töchter HUK-Coburg Allgemeine, HUK-Coburg VVAG und HUK24 getrennt für die Analyse an.

Unter diesen Bedingungen erweist der uns vorliegende Monitor folgende Unternehmen als Schaden-Kosten-Sieger in 2018 für den Zweig „Kraftfahrt Gesamt“ aus:

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  • Den besten Wert hat die VHV mit einer Combined Ratio von 85,17 Prozent: Rang eins und damit Sieger im CR-Ranking.
  • Rang zwei des Schaden-Kosten-Rankings sichert sich die Basler Sachversicherung mit einer Combined Ratio von 86,42 Prozent. Ein erstaunliches Ergebnis: In 2017 musste das Unternehmen noch eine CR von 120,19 hinnehmen und beklagte mit diesem Wert das schlechteste Ergebnis aller Versicherer des Vorjahres. Vom letzten Platz also arbeitete sich das Unternehmen auf das Siegertreppchen hoch. Laut Geschäftsbericht ist der Grund hierfür eine Normalisierung der Großschadensituation.
  • Ebenfalls auf dem CR-Siegertreppchen landet in 2018 die Provinzial Nord Brandkasse mit 87,92 Prozent – Rang drei aller Versicherer im Schaden-Kosten-Ranking.

Es folgen, mit ebenfalls guten Werten:

  • Garanta mit 88,23 Prozent (Rang 4),
  • die Huk-Tochter HUK24 mit 88,43 Prozent (Rang 5) sowie
  • Volkswagen Auto mit 89,98 Prozent (Rang 6).

Die Schaden-Kosten-Verlierer in 2018

Wer aber sind die unglücklichen Schaden-Kosten-Verlierer des Geschäftsjahres 2018 im Zweig „Kraftfahrt Gesamt“?

Recht nahe beieinander mit ihren ungünstigen CR-Quoten liegen die Versicherer auf den Rängen 43 bis 46:

  • Die R+V Direkt nimmt für das Kfz-Gesamtgeschäft eine CR von 104,23 Prozent in Kauf (=Rang 43).
  • Die Alte Leipziger muss 104,37 Prozent beklagen (Rang 44).
  • Der Bayerische VersVerband verbucht eine Quote von 104,54 Prozent (Rang 45).
  • Die Nürnberger Allgemeine verbucht zudem schlechte 104,76 Prozent (Rang 46).
  • Auf Rang 47 der Tabelle folgt die Helvetia Direktion für Deutschland mit 106,01 Prozent.

Die drei Schaden-Kosten-Schlusslichter des Jahres 2018 jedoch sind:

  • Die BGV-Versicherung mit einer CR von 107,72 Prozent für das Kfz-Gesamtgeschäft (Rang 48);
  • die Barmenia Allgemeine mit der zweitschlechtesten CR aller Versicherer von 108,97 Prozent (Rang 49)
  • sowie, als schlechtestes Ergebnis in 2018, die Ergo mit 111,30 Prozent (Rang 50 und damit Schlusslicht).

Hintergrund

In Kooperation mit der Sirius Campus GmbH veröffentlichte die V.E.R.S. Leipzig GmbH nun, zum Ende Oktober 2019, die neuen Ausgaben der Branchenmonitore – eine Auswertung von BaFin-Berichten der Jahre 2013-2018 sowie der statistischen Jahrbücher des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedener Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer.

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Der „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2013-2018“ analysiert die Daten der 50 größten Kfz-Versicherer, welche 89 Prozent des Kraftfahrtmarktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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