Wer aber zeigte beim Verhältnis von Beitragseinnahmen zu den Schadenaufwendungen und Schadenrückstellungen besonders gute, wer besonders ungünstige Werte? Und bei welchem Versicherer veränderten sich die Werte für das Jahr 2017 gegenüber 2016 besonders stark? Der Versicherungsbote stellt die Versicherer mit den auffälligsten Werten des Branchenmonitors vor.

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2017 „durchwachsen“ für die KFZ-Branche

Clemens Wilde, Projektleiter des „Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2015-2017“, bezeichnet das Jahr 2017 als „durchwachsenes Jahr“ für die Branche. Zwar hätten sich die Bruttoprämien stabilisiert und konnten über die untersuchten 50 Versicherer hinweg von 454,77 Mio. Euro auf 474,84 Mio. Euro ansteigen. Auch stieg die Anzahl der abgeschlossenen Verträge von 1.975.777 auf 2.029.403 Verträge. Schadenseitig aber verlief das Jahr weniger zufriedenstellend: erneut, wie schon im Vorjahr, stieg die durchschnittliche Schadenquote über alle untersuchten Unternehmen. 2015 lag die durchschnittliche Schadenquote bei 80,71 Prozent, 2016 bei 82,29 Prozent. Im Jahr 2017 kletterte diese Kennzahl sogar auf 83,20 Prozent. Ein derart ungünstiges Verhältnis wirkt sich natürlich auf die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote aus: Für das direkte Geschäft des Zweigs „Kraftwerk gesamt“ überschritt diese Quote die kritische Marke von 100 Prozent und stieg von 99,26 Prozent für 2016 auf 100,45 Prozent. Damit reichten für den Durchschnitt der fünfzig Versicherer, die im Branchenmonitor erscheinen, die Prämien nicht mehr aus, um Schaden- und Betriebskosten- Aufwendungen zu decken.

Niedrige Schadenquoten: Die „Top Ten“ der Versicherer 2017

Was für den Durchschnitt der Versicherer gilt, gilt freilich nicht für alle Versicherer, denn auch 2017 profitierten einige Versicherer von einem besonders guten Verhältnis zwischen Schadenaufwendungen und Prämieneinnahmen und demnach von besonders niedrigen Schadenquoten. Beim Gesamt-KFZ-Geschäft zeigen folgende Unternehmen im Jahr 2017 die besten Werten aller 50 analysierten Unternehmen:

  1. Concordia (69,40 Prozent Schadenquote)
  2. VHV (70,99 Prozent Schadenquote)
  3. Öff. Sach. Braunschweig (71,67 Prozent Schadenquote)
  4. Westfälische Provinzial (73,82 Prozent Schadenquote)
  5. Provinzial Nord Brandkasse (75,30 Prozent Schadenquote)
  6. Mecklenburgische (75,36 Prozent Schadenquote)
  7. HDI Versicherung (75,50 Prozent Schadenquote)
  8. Allianz (75,90 Prozent Schadenquote)
  9. Itzehoer Brandgilde (76, 04 Prozent Schadenquote)
  10. SIGNAL IDUNA Allgemeine (76, 42 Prozent Schadenquote)

Versicherer mit auffallenden Verbesserungen bei der Schadenquote

Jeder Versicherer kann nur bis zu einem bestimmten Maß Einfluss auf die Schadenquote nehmen, z.B. über die Höhe der Prämieneinnahmen oder Schadenrückstellungen. Da aber Häufigkeit und Kosten der Schäden und damit die Schadenaufwendungen von Jahr zu Jahr variieren können, gibt es auch stets Versicherer mit auffallenden Veränderungen bei den Rentabilitätskennzahlen. Besonders günstig fielen diese Veränderungen 2017 für die Provinzial Nord Brandkasse aus, die sich bei der Schadenquote auf den fünftbesten Wert für 2017 verbesserte: ihre Quote fiel von 92,69 Prozent auf 75,30 Prozent. Damit kletterte das Unternehmen zugleich 42 Plätze in der Ranking-Tabelle nach oben. Noch deutlicher offenbart sich dieses gute Ergebnis bei der Schaden-Kosten-Quote: Landete die Provinzial Nord Brandkasse 2016 mit einer Combined Ratio von 110,81 Prozent noch auf den fünfzigsten und damit letzten Rang der gesammten Tabelle, konnte sie sich beim wichtigsten Geschäftsindikator 2017 um 44 Plätze verbessern auf Rang 6.

Auch die Mecklenburgische verbesserte sich auffallend, ihre Schadenquote sank von 82,97 Prozent auf 75,36 Prozent (24 Plätze ging es dadurch aufwärts in der Tabelle). Und auch die Mecklenburgische rettet diese Verbesserung in die Schaden-Kosten-Quote: aufgrund einer Absenkung von 102,5 Prozent auf 94,24 Prozent und einer Verbesserung um 28 Tabellenränge auf Rang 7 stellt man Rang zwei jener Versicherer, die gegenüber dem Vorjahresergebnis besonders gut abschnitten.

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Die drittgünstigste Veränderung gab es für die DA Deutsche Allgemeine: mit einer 8.83 Prozentpunkte niedrigeren Schadenquote und einem Wert von 78,69 Prozent für 2017 stieg sie immerhin 23 Plätze in der Tabelle von Rang 39 auf Rang 16. Bei der Schaden-Kosten-Quote verbesserte man sich um 19 Ränge, wenngleich man mit einer Combined Ratio von 99,88 Prozent und einem 28. Rang bei dieser Kennzahl doch schlechter abschnitt als die anderen "Aufsteiger" des Jahres.

Die Versicherer mit den höchsten Schadenquoten

Besonders ungünstig fiel das Verhältnis der Schadenaufwendungen zu den verdienten Beiträgen für folgende Versicherer im Zweig „KFZ gesamt“ aus:

  • HUK-COBURG VVaG (88,58 Prozent Schadenquote)
  • S Direkt (88,71 Prozent Schadenquote)
  • Bruderhilfe (88,72 Prozent Schadenquote)
  • Alte Leipziger (89,20 Prozent Schadenquote)
  • EUROPA (90,27 Prozent Schadenquote)
  • Cosmos (90,41 Prozent Schadenquote)
  • DEVK VVaG (96,24 Prozent Schadenquote)
  • AXA easy (97,02 Prozent Schadenquote)
  • Condor Allgemeine (97,55 Prozent Schadenquote)
  • Basler Sachversicherung (98,55 Prozent Schadenquote)
  • R+V Direkt (99,86 Prozent Schadenquote)

Solche hohen Schadenquoten haben natürlich ungünstige Auswirkungen auf die Schaden-Kosten-Quote. Der einzige Versicherer, der derart hohe Schadenaufwendungen 2017 ausgleichen konnte und eine Combined Ratio von unter 100 Prozent erreichte, ist die HUK-COBURG VVaG mit einem doch guten Wert von 97,49 Prozent (Rang 21 von 50 Versicherern in der Tabelle der Combined Ratio für den Gesamt-KFZ-Markt).

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Hingegen mussten 2017 folgende Versicherer mit hohen Schadenquoten auch die schlechteste Combined Ratio aller 50 Versicherer verzeichnen: Condor Allgemeine mit 109,60 Prozent; R+V Direkt mit 110,71 Prozent; ALTE LEIPZIGER mit 110,79 Prozent; AXA easy mit 111,84 Prozent; Basler Sachversicherung mit 120,19 Prozent. Die Helvetia, die mit einer Schadenquote von 88,55 Prozent Rang 39 von 50 Versicherern einnimmt, landet bei der Schaden-Kosten-Quote auch unter den fünf schlechtesten Werten mit einer Combined Ratio von 110,74 Prozent.

Die ungünstigsten Entwicklungen der Schadenbilanz

Bei der Schadenquote musste die Condor Allgemeine und die Basler Sachversicherung die größten Verschlechterungen verkraften. Der Wert der Condor Allgemeine verschlechterte sich von 77,05 Prozent auf 97,55 Prozent damit ging es in der Tabelle der Versicherer 38 Ränge nach unten auf den drittletzten Platz. Der Wert der Basler Sachversicherung verschlechterte sich von 79,34 Prozent auf 98,55 Prozent: der vorletzte Platz mit einem Minus von 30 Rängen. Auch die Helvetia hatte bittere Veränderungen zu beklagen: ihre Schadenquote verschlechterte sich von 77,69 Prozent auf 88,55 Prozent für das KFZ-Gesamtgeschäft, eine Verschlechterung um 27 Ränge in der Tabelle auf Rang 39.

Derartige Verschlechterungen ließen sich auch nicht über andere Kosten ausgleichen: Die Helvetia verschlechterte ihre Combined Ratio von 94,74 Prozent auf 110,74 Prozent und fiel von Rang zehn auf Rang 47 beim wichtigsten Geschäftsindikator, die Basler Sachversicherung musste schon 2016 einen schlechten Wert mit 102,56 Prozent bei der Schaden-Kosten-Quote vorzeigen und fiel nun auf den fünfzigsten und damit letzten Rang der Tabelle mit einem Wert von 120,19 Prozent.

Besonders bitter veränderte die Schadenquote den Schaden-Kosten-Wert für die Condor Allgemeine: 2016 durfte man noch die zweitbeste Combined Ratio aller Versicherer für das KFZ-Gesamtgeschäft präsentieren mit 88,74 Prozent. Einen besseren Wert hatte 2016 nur die VHV mit 86,51 Prozent vorzuzeigen. 2017 aber musste die Condor Allgemeine ein Ergebnis unter den fünf schlechtesten Werten aller Versicherer verzeichnen mit einer Combined Ratio von 109,60. Dieser Wert führte zu einer Verschlechterung um 43 Ränge.

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Der „Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2015-2017“


Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2015-2017“ BaFin-Berichte der Jahre 2015-2017 sowie das Statistische Jahrbuch 2018 des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 88 Prozent des Marktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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