Einen gewichtigen Partner gewann die Ergo für ihre Tochter EMS, um auf den chinesischen Markt vorzudringen: Am Montag dieser Woche vereinbarten die Düsseldorfer mit Great Wall Motors (GWM) – Chinas sechstgrößtem Automobilhersteller – die Gründung eines Joint Venture. Laut Karsten Crede, Mitglied des Vorstands der ERGO Digital Ventures AG, dient die Zusammenarbeit der Expansion der konzerneigenen Tochter. Ziel ist es, „eine starke Position in den drei automobilen Ankermärkten China, USA und Deutschland aufzubauen.“

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Chinas Kfz-Markt: Verheißungsvolle Chancen für Versicherer

In Deutschland und den USA versuchte sich die Ergo bereits zuvor in der Umsetzung der eigenen Expansions-Strategie: In Deutschland entwickelte man hierfür, zusammen mit Volvo, die „Volvo Car Protection“. In den USA beteiligte man sich am US-amerikanischen Mobilitätsanbieter Fair und an der Mobilitätsplattform Ridecell (der Versicherungsbote berichtete). Die Partnerschaft mit Chinas Autobauern jedoch darf als bisher bedeutsamster Schritt bei der Strategie von EMS bezeichnet werden.

Das veranschaulicht die Süddeutsche in einem Artikel: Denn während in Deutschland im vergangenen Jahr 3,3 Millionen Neuwagen verkauft wurden, waren es in China 22 Millionen. Eine Million Neuwagen entfielen laut dem Münchener Blatt davon auf GWM. Auch unterscheiden sich weitere Bedingungen der Märkte und heben die Partnerschaft mit Chinas Autobauern heraus: Hierzulande leiden derartige Partnerschaften an der Tatsache, dass viele Vertriebswege in Konkurrenz zum Versicherungsabschluss bei den Autohäusern stehen. In China hingegen würden 80 bis 90 Prozent aller Neuwagen-Versicherungen direkt im Autohaus abgeschlossen. Die Kooperation mit den Herstellern sichert also bereits, dass Kunden leicht gewonnen werden, sobald sie sich für das Produkt eines Automobilherstellers entscheiden.

China als Digitalisierungs-Labor

Doch der Gang nach China ist nicht nur ein wichtiger Schritt der Ergo auf den größten Markt für Personenkraftwagen weltweit. Zugleich erhofft sich der Versicherer auch einen Innovationsschub bei der Digitalisierung, um in anderen Ländern davon zu profitieren. Denn für die Bewältigung des Alltags spielt in China das Smartphone und spielen digitale Lösungen eine bereits größere Rolle als in Deutschland.

Das hat laut Süddeutsche auch damit zu tun, dass Kunden in China freigebiger wären, was den Zugang zu ihren Daten angeht. Geringere Hürden beim Datenschutz und die Freigebigkeit der Verbraucher machen China zu einem idealen Digitalisierungs-Labor.

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Aufsichtsbehören müssen noch zustimmen

Stimmen alle relevanten Aufsichtsbehörden zu, soll das Joint Venture im ersten Quartal 2020 den Betrieb aufnehmen. Die Zusammenarbeit beschränkt sich jedoch keineswegs nur auf Produkte für Autofahrerinnen und -Fahrer. Darüber hinaus ist beabsichtigt, Industrieversicherungen für die Fabriken des sechstgrößten chinesischen Herstellers sowie Gewerbe- und Privatversicherungslösungen für Händler und die rund 70.000 Mitarbeiter anzubieten.

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