Immer mehr Banken und Sparkassen berechnen auch von Privatsparern Negativzinsen. Das ergab eine frische Umfrage des Finanzportals biallo.de unter 1.200 Instituten. Stimmten bei der letzten Studie Ende Juli noch 30 Geldhäuser zu, von Privatanlegern ein Verwahrentgelt zu erheben, stieg die Zahl nun auf 35.

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Anlass für die neue Umfrage war, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagesatz auf Minus 0,5 Prozent verschärft hat: Auch die Institute müssen nun einen höheren Strafzins zahlen, wollen sie Geld bei der EZB parken.

Der Anstieg bei der neuerlichen Umfrage könnte aber auch darin begründet sein, dass nun mehr Banken und Sparkassen sich an der Umfrage beteiligt haben. Denn nur 200 Institute antworteten überhaupt: bei der letzten Umfrage waren es mit 160 noch deutlich weniger. Dies gilt es bei der Einordnung der Zahlen zu berücksichtigen. Welche Institute im Detail Zinsen erheben, kann auf der Webseite von Biallo nachgelesen werden.

Strafzins bei höheren Guthaben

Zur Kasse gebeten werden in der Regel Sparer mit höheren Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten. Allerdings ist auch hier zu beobachten, dass die Banken den Wert immer weiter nach unten korrigieren.

Zwei Beispiele: Bei der Berliner Sparkasse etwa werden Privatkunden jetzt ab 500.000 Euro mit einem Verwahrentgelt belastet: vor Kurzem lag die Grenze noch bei einer Million Euro. Bei der Volksbank Ettlingen müssen Privatkunden jetzt ab 250.000 Euro ran: nicht wie bisher ab einer Million Euro.

Darüber hinaus haben 14 der erfassten Banken ihren Strafzins von 0,4 auf 0,5 Prozent erhöht. Das betreffe auch große Institute wie die Berliner Sparkasse, die Berliner Volksbank und die Sparkasse Hannover, so meldet das Finanzportal.

Auch der Mittelstand muss zahlen

Noch mehr leiden unter dem Strafzins der Banken aber Geschäftskunden und institutionelle Anleger. Laut biallo.de erheben 127 Institute bereits einen Strafzins. "Da einige davon auch ein Verwahrentgelt von Privatkunden kassieren, beläuft sich die Zahl insgesamt auf 131 Banken und Sparkassen, die einem Teil ihrer Kunden Negativzinsen in Rechnung stellen", berichten die Analysten. Der Wert, ab dem das gilt, variiert hier je nach Institut stark zwischen 100.000 Euro und 3 Millionen Euro Anlagebetrag.

Damit leiden vor allem mittelständische Unternehmer an den aktuellen Niedrigzinsen. Bei einer Umfrage des ifo-Institutes aus dem Jahr 2017 war schon jede fünfte deutsche Firma von Strafzinsen betroffen: Der Wert dürfte seitdem sogar leicht angestiegen sein. Bei den mittleren Unternehmen (50 bis 250 Mitarbeiter) lag dieser Wert bei 26 Prozent und bei großen Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern klagen 29 Prozent über Strafzinsen. Das war zu einer Zeit, als noch weit weniger Banken zugriffen.

Aussicht auf Besserung besteht nicht, solange die Zinsen weiter im Keller bleiben. "Da viele Geldhäuser nach dem jüngsten EZB-Zinsentscheid eine Einführung beziehungsweise Erhöhung des Verwahrentgeltes für Privatkunden prüfen, dürften in den nächsten Wochen noch etliche Banken hinzukommen", schreibt Biallo.

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Die Kontogebühren steigen

Menschen mit kleinem Geldbeutel dürfte es aber eher belasten, dass auch die Kontoführungsgebühren immer weiter erhöht werden. 400 von rund 1.300 Banken haben die Gebühren in diesem Jahr bereits raufgesetzt, schreibt das Finanzportal. "Im Schnitt hoben die Geldhäuser die Monatspreise für Onlinekonten, Basiskonten und klassische Filialkonten um rund 30 Prozent an. Weniger stark, um rund 20 Prozent, stiegen die Monatspreise der Premiumkonten". Es seien aber auch noch 40 Geldhäuser mit Kontomodellen ohne Gebühr gezählt worden.

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