Denn das schwedische System arbeitet weit kosteneffizienter als das deutsche Riester-System – und das bei beeindruckenden Erfolgen. So führt ein Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) aus dem Jahre 2017 aus: Das kapitalgedeckte Prämienrentensystem der Schweden als verpflichtende Ergänzung des umlagefinanzierten Systems hat nur zwei Kostenelemente: Gebühren für das Fondsmanagement sowie Verwaltungsgebühren der Schwedischen Rentenagentur. Diese Gebühren sind erstaunlich niedrig: Im Jahre 2015 lagen die anteiligen Verwaltungskosten bei 0,07 Prozent des verwalteten Kapitals und die Kosten für das Fondsmanagement (aufgrund eines mit den Fonds ausgehandelten Rabattsystems) bei 0,23 Prozent des Kapitals. Solche Werte wirken unschlagbar und bilden für Kritiker der deutschen Vorsorgelandschaft wie Gerhard Schick einen willkommenen Kontrast insbesondere zu den oft hoch wirkenden Abschluss-, Beratungs- und Betreuungskosten für zusätzliche Vorsorgeprodukte in Deutschland.

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Riester-Rente: Gesamtkosten bis 41 Prozent

In diesem Kontext ist eine Tabelle der Studie interessant, die mit einem früheren Stand von 2013 die Gesamtkosten bei hohen Kapitalerträgen gegenüberstellt: Für den schwedischen AP7-Fonds fallen für „hohe Kapitalerträge" mit einem jährlichen Ertrag von 8 Prozent auf Aktien und 5 Prozent auf Anleihen insgesamt Kosten von 6,4 Prozent an. Im Kontrast dazu stehen Kosten für verschiedene Riester-Verträge: In 2013 wurden hier Kosten zwischen 28 Prozent (für den günstigsten Fall) oder sogar 41 Prozent (für den teuersten Fall) ermittelt. Solche Zahlen überzeugen.

Denn Ideen für ein rein staatlich organisiertes Standardprodukt zum Selbstkostenpreis bestimmen nicht nur den Diskurs der Grünen oder den Diskurs von Kritikern branchennaher Marktlösungen. Schon die Tatsache, dass ein ganz ähnlich gelagertes Modell – die Deutschland-Rente mit ihrer Opt-out—Lösung eines „Heraus-Kommens“ aus dem Staatsfonds nur bei explizitem Widerspruch – auch von der CDU in Hessen mitgetragen wurde, zeigt: Über Parteigrenzen hinweg liebäugeln Politiker mit Lösungen wie jenen des schwedischen Staates. Es war sogar die CDU, die das Thema neu für die Landtagswahlen entdeckte (der Versicherungsbote berichtete).

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Altersarmut bringt Politik in Zugzwang

Wer demnach meint, es wäre nach der letzten Bundestagswahl Ruhe beim Konzept der so genannten „Deutschland-Rente“ eingetreten, der könnte sich schnell täuschen. Und das hat seinen Grund. Denn beängstigende Versorgungslücken im Alter und drohende Altersarmut, wie immer wieder prognostiziert, verlangen Antworten durch die Politik. Altersarmut in großen Teilen der Bevölkerung wirkt sich für Betroffene verheerend aus und gefährdet letztendlich auch die politische Stabilität und die Demokratie eines Landes. Politiker sind im Zugzwang. Und auch die Versicherungsbranche ist im Zugzwang, wenn sie nicht große Teile des Marktes an den Staat abgeben will.

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