Wer Ärger mit der Versicherung hat, etwa weil sie mutmaßlich einen Schaden nicht bezahlen will oder die Bearbeitung hinauszögert, kann sich an den Ombudsmann für Versicherungen wenden. Die Schlichtungsstelle der Versicherungsbranche verspricht, schnell und unbürokratisch die Ansprüche des Kunden zu prüfen und zwischen beiden Streitparteien zu schlichten. Für Verbraucher ist das Verfahren kostenfrei. Ist das Versicherungsunternehmen zudem Mitglied des Vereins Versicherungsombudsmann e. V., muss es den Schiedsspruch akzeptieren, solange der Streitwert 10.000 Euro nicht übersteigt.

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Nun hat die gesetzlich anerkannte Verbraucherschlichtungsstelle im Sinne des Verbraucherstreitbeilegungsgesetzes (VSBG) ihren „Tätigkeitsbericht 2018“ (mit ausgewiesenem Datum vom 1. Februar 2019) veröffentlicht und im Download-Bereich des Vereinsportals online gestellt. Unter anderem wird aus dem Bericht ersichtlich, in welchen Sparten es die meisten Beschwerden gab. Der Versicherungsbote stellt die Zahlen vor.

Rechtsschutz und Lebensversicherung mit meisten Beschwerden

Zu beachten ist: Der Tätigkeitsbericht betrifft alle Eingaben, die unter die Zuständigkeit von Günter Hirsch fallen. Seit dem 1. April 2008 wirkt Günter Hirsch, der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, als Schlichter für alle Sparten jenseits der privaten Kranken- und Pflegeversicherung. Für die Kranken- und Pflegeversicherung hingegen ist seit dem Jahresanfang 2014 der Jurist Heinz Lanfermann zuständig.

Insgesamt gingen im letzten Jahr bei Schlichter Günter Hirsch 18.218 Anträge ein, die sich gegen Versicherungsunternehmen richteten. Welche Versicherungssparte aber verursachte die meisten Anträge auf Durchführung eines Streitschlichtungsverfahrens?:

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  • Den größten Schlichtungsbedarf zeigte in 2018, mit 4.133 Eingaben, die Sparte Rechtsschutzversicherung.
  • Am zweithäufigsten musste für die Lebensversicherung geschlichtet werden mit 3.593 Eingaben.
  • Die Sparte mit der dritthäufigsten Bitte an Herrn Hirsch durch Versicherungsnehmer, doch noch eine gütliche Einigung mit dem Versicherer zu vermitteln, war die Kfz-Haftpflicht mit 1.684 Eingaben für 2018 – ein schon deutlich abgeschlagener Wert.

Auch bezogen sich im Vorjahr 1.631 Eingaben auf die Gebäudeversicherung, 1.335 Eingaben auf die Kfz-Kaskoversicherung, 1.208 Eingaben auf mehrere kleine, unter „sonstige Versicherungen“ summierte Sparten sowie 1.178 Eingaben auf die allgemeine Haftpflichtversicherung. Die restlichen der insgesamt dreizehn Sparten brachten es auf eine Zahl unter 1.000 Eingaben – so wurden zum Beispiel für die Berufsunfähigkeitsversicherung nur 498 Eingaben verzeichnet.

Ära von Günter Hirsch endet

Freilich sollte mit Blick auf die Zahlen bedacht werden: Keineswegs gibt die Häufigkeit der Eingaben per se das „Konfliktpotential“ in einer Sparte oder Versicherungsart wieder. Stattdessen könnte es auch sein, dass sich in bestimmten Vertragsarten das Schlichtungsverfahren und damit das Suchen nach gütlicher Einigung mehr etabliert hat als in anderen. Nicht unwesentlich für den Erfolg der Verfahren ist hierbei aber auch der Streitwert.

So äußerte Schlichter Hirsch im Mai des vorigen Jahres gegenüber dem Tagesspiegel: Bei fast der Hälfte der Beschwerden hätten die Versicherten zumindest teilweise Erfolg. Die Erfolgsquote für Beschwerde einlegende Versicherungsnehmer lag 2016 bei 47 Prozent, für 2017 lag sie bei 43 Prozent. Die Quoten begründen sich jedoch auch aus der Tatsache, dass Versicherungsunternehmen, sobald sie Mitglied des Vereins sind, bis zu einem Streitwert von 10.000 Euro die Entscheidung des Ombudsmannes akzeptieren müssen.

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Auffallend hingegen haben Versicherungsnehmer in just jener Sparte den geringsten Erfolg zu erwarten, in der es um die höchsten Streitwerte geht – in der Lebensversicherung. Dort lag für 2017 die Erfolgsquote für Versicherungsnehmer nur bei knapp 24 Prozent (der Versicherungsbote berichtete).

Aktuelle Zahlen zu Erfolg oder Misserfolg der Schlichtung aber liegen momentan noch nicht vor, denn diese werden nicht mit dem jährlichen Tätigkeitsbericht, sondern erst mit einem umfangreicheren Jahresbericht des Ombudsmanns – zu einem späteren Zeitpunkt – veröffentlicht.

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"Ära Hirsch" endet

Nach zehn Jahren endet in diesem Jahr, zum ersten April 2019, die Amtszeit des Ombudsmanns Günter Hirsch – und damit die Amtszeit eines Ombudsmanns, der sich nach eigener Aussage "über jede Akte" freut und den Weg der Schlichtung stets mit Nachdruck beworben hat. Voraussichtlich wird der 76-Jährige durch Wilhelm Schluckebier abgelöst (der Versicherungsbote berichtete).

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