Es gibt durchaus einige gute Beispiele am Versicherungsmarkt, die zeigen, wie man das Thema Digitalisierung richtig angehen kann. Klar ist aber auch, dass die digitale Transformation aufgrund der Größe und der Komplexität der großen Gesellschaften nicht auf einen Schlag gelöst werden wird. Man ist als Unternehmen gut beraten, sich durch ausgewählte Projekte bzw. clevere Kooperationen dem digitalen Wissen und der Erfahrung anzunähern, um beides später in der eigenen Organisation umzusetzen. So gibt es etwa in Köln die InsurLab Germany e.V. InsurLab Germany fungiert als Plattform zur Vernetzung von Startups und Versicherungsunternehmen in Deutschland, damit beide Seiten vom gegenseitigen Austausch profitieren können und das Versicherungserlebnis beim Kunden nachhaltig verbessert wird.

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Andere Unternehmen wie beispielsweise die Debeka, Marktführer in der privaten Krankenversicherung, beteiligen sich strategisch an jungen dynamischen Versicherungs-StartUps. Das hat gleich mehrere Vorteile: Man hat losgelöst von der eigenen Struktur ein frei denkendes Unternehmen, das Dinge im Vergleich zu den gelernten Verhaltensmustern der alten Organisation anders, frisch und neu angehen kann. Zudem kann man Innovationen, die in der strategischen Beteiligung funktioniert haben, sukzessive und kontrolliert in den eigenen Betriebsablauf integrieren. Außerdem schafft man als Unternehmen mit einer solchen strategischen Beteiligung auch eine gewisse Attraktivität für neue frische Talente. Denn auch der Wettstreit um die besten Köpfe in der Versicherungsbranche ist längst entbrannt.

Können Kooperationen und Beteiligungen an StartUps auf Dauer die Lösung sein?

Die strategische Beteiligung ist – in Abhängigkeit der eigenen Struktur und Konzernpolitik – nicht überall das passende Vehikel, oft spielen Faktoren wie Zeit oder vorhandene Ressourcen eine große Rolle. Doch auch hier gibt es einige intelligente Lösungsansätze. So bieten eine Handvoll der neuen Insurtechs am Markt sogenannte Insurance as a Service (IaaS) oder Plattform-Lösungen an. In solchen Fällen läuft es also auf eine Kooperation hinaus: Das Insurtech im IaaS-Modell bietet dem etablierten Versicherer seine eigene Technik als digitales Modell an – jene „digitale Werkbank“, die dem alteingesessenen Versicherer derzeit noch fehlt. Er kann neue agile Produkte einführen, neue Kundengruppen erschließen und damit neue Akzente im Vertrieb setzen, ohne damit die vorhandene Technik oder seine Organisation komplett zu überfordern.

Für beide Partner ist das eine „Win-win-Situation“: Das Insurtech erhält Entwicklungsmittel und Stückzahlen für seine eigene Plattform – und der etablierte Versicherer im Gegenzug ein Produktmodell, das er auf Basis seiner vorhandenen Systeme gar nicht hätte abbilden können. Für ihn hat sich damit das Time-to-Market massiv beschleunigt, und Innovation lebt vor allem auch von Geschwindigkeit.

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Betrachtet man abschließend die verschiedenen Möglichkeiten, die sich einem Versicherungsunternehmen für die eigene Digitalisierung bieten, bleibt eines festzuhalten: Es gibt viele individuelle Gründe, in der Digitalisierung verschiedene Wege zu gehen. Auch, um Fehler zu vermeiden. Aber es gibt absolut keinen Grund, von vornherein keinen dieser Wege einzuschlagen.

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