Das schnelle Bezahlen mit dem Telefon wird sich massenhaft durchsetzen – wie etwa schon seit Jahren durch WeChat in China. Jetzt beschleunigt von den innovationsfreundlichen Apple Kunden. Größere Investitionen in Infrastruktur sind dabei nicht notwendig. Schon heute können 50% aller Geschäfte in Deutschland ApplePay verwenden, da dies auf etablierter Kreditkartentechnologie beruht. Warum diese Gewissheit? Bisher haben sich alle Technologien in unserem Leben durchgesetzt, die eines erreichten: Zeit sparen.

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Dies gilt für die Ablösung des Pferdes durch das Auto, den Ersatz des Briefes durch die E-Mail, den Tod des Rolodexs durch Social Media. Alle diese neuen Technologien sparten dem Menschen Zeit. So auch ApplePay. Anstatt in dem Portemonnaie nach passendem Kleingeld zu kramen, bezahlt man nun mit dem Auflegen von Handy oder Apple Watch. Sekundenschnell.

Jedem, der sich das nicht vorstellen kann, sollte sich den Spaß erlauben es einmal auszuprobieren oder beim Fehlen einer Apple ID einmal mit seiner neuen NFC fähigen Bank- oder Kreditkarte kontaktlos bezahlen. Zwar verzögert das lahme Internet in Deutschland den Prozess, aber man bekommt einen Eindruck. Einfach Karte, Handy oder Uhr auflegen und nach dem Beep ist alles bezahlt – das ist deutlich schneller als PIN-Eingeben oder Kleingeldkramen. Applepay hat sogar noch den Vorteil, dass sich das Telefon meist in der Hand oder die Apple Watch am Handgelenk befindet. Es spart also noch mehr Zeit. Es bietet auch Erleichterung. Nun kann man seine Geldbörse zu Hause lassen. Handy reicht.

ApplePay wird die Spreu vom Weizen trennen

Für die Versicherungswirtschaft bedeutet die Einführung und der baldige Durchbruch von Bezahlen mit dem Mobiltelefon nicht weniger, dass unsere Kunden eine neue Stufe der Digitalisierung erreichen werden. Wenn Kunden innerhalb von Sekunden bezahlen, reduziert sich das Verständnis der Kunden aufgrund solcher Serviceerlebnisse, wenn sie Wochen auf Angebote, Antragsgenehmigungen oder Schadenregulierung warten müssen, auf null.

Das ist auch gut so. Denn so wird sich im Neugeschäft die Spreu vom Weizen trennen. Die einen Versicherer werden von ihren neuen schnellen Prozessen und zeitgemäßen digitalen Services – von denen das Bezahlen mit dem Mobiltelefon nur eines ist – profitieren und überproportional in interessanten Kundensegementen wachsen. Andere – die „dieses Internetz“ als eine vorübergehende Erscheinung betrachten oder in ihren letzten beiden Vorstandsverträgen die Transformation aussitzen – werden erst im Neukundengeschäft und dann im Bestand ernsthafte Konsequenzen spüren. Langsam wird der Unterschied zu den Nichtabstiegsplätzen zu groß.

Dabei ist ApplePay längst in der Versicherungswirtschaft angekommen. Das mit knapp 100 Millionen Dollar ausgestattete Insurtech-Start-Up Trov hat Apple und Google Pay schon lange integriert. Dort können On-Demand Versicherungen per Touch ID oder Face ID bezahlt werden.

Chance für Makler und Agenturisten

Agenturisten und Makler können sich über ApplePay freuen. Denn wäre es nicht sensationell, wenn man im Verkaufsgespräch nach der Unterschrift, Antragsprüfung und Antragsannahme auch gleich die erste Zahlung auslösen könnte – mit allen regulatorischen Folgen? Wie wäre es mit der Auszahlung der verdienten Provision in Echtzeit. Alles vollautomatisch? Hier können Versicherer punkten, die Angebotserstellung, Risikoprüfung und Antragsannahme voll automatisiert haben.

Fast alle technologischen Umwälzungen, sei es die Ausbreitung des Autos, der Eisenbahn oder des Internet, lösten in Deutschland häufig hysterische Diskussionen aus und zukunftsfeindliche Mahner auf den Plan. Letztlich setzten sich alle Technologien durch. Sie belohnten Unternehmen, die früh die Chancen nutzten. Sie vernichtete solche, die sie erst ignorierten, belächelten und dann halbherzig damit experimentierten – bis es zu spät war.

Es liegt an uns, ob die Versicherungswirtschaft neue Technologien und veränderte Kundenerwartungen als Chance nutzt. Das zeitnahe Anbieten bargeldloser Bezahlmöglichkeiten im Verkaufsgespräch wäre ein Schritt.

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Dr. Robin Kiera gilt als eine der international bekanntesten Insurtech Experten. Er ist Gründer von Digitalscouting.de.

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