Das Aus im Beruf ist längst nicht mehr hauptsächlich auf schwere körperliche Arbeiten zurückzuführen, sondern auf psychische Krankheiten. Das geht aus Zahlen hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag vorgestellt hat. Mit 32 Prozent aller Neuerkrankungen sind Nervenkrankheiten demnach wichtigste Ursache für neu anerkannte Invalidität: ein Plus von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. An der Umfrage beteiligten sich Mitgliedsunternehmen des GDV, die rund 80 Prozent des Marktes abdecken. Wie viele Leistungsfälle genau ausgewertet wurden, teilte der Verband nicht mit.

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Die Zahlen spiegeln auch den Wandel in der Arbeitswelt wieder. Rund 41 Millionen Erwerbstätige arbeiten heute in einem Büro vor dem Bildschirm, so geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Dem entgegen sinkt der Anteil der Menschen, die schwere körperliche Arbeiten verrichten. Dennoch sind Krankheiten des Skelett- und Bewegungsapparates zweitwichtigste Ursache für Invalidität. Mit 24 Prozent ist rund jede vierte Neuerkrankung darauf zurückzuführen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies sogar ein Plus von zwei Prozentpunkten.

Krebs und Unfälle bleiben häufiger Invaliditätsgrund

Ebenfalls häufig erhalten Menschen eine private Rente oder andere Invaliditäts-Leistung zugesprochen, weil sie von Krebs oder einem bösartigen Geschwulst aus der Bahn geworfen werden. 2016 waren diese Erkrankungen für 15 Prozent aller Fälle von Berufsunfähigkeit verantwortlich. Die Zahl der Krebspatienten ging aber leicht zurück, denn 2015 machten sie noch 16 Prozent aller neu erkannten Leistungsfälle aus.

Weitere häufige Ursachen für Invalidität sind Unfälle mit neun Prozent sowie Erkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems mit sieben Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall berufsunfähig zu werden, sei für alle Altersgruppen gleich, so berichtet der GDV weiter. Die Gefahr, durch eine Krankheit im Job aufgeben zu müssen, steige hingegen mit zunehmendem Lebensalter weiter an. Dennoch würden speziell Nervenkrankheiten auch bereits bei vielen Versicherten unter 40 Jahren auftreten, ohne dass der Verband hier konkrete Zahlen nennt.

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Die Daten des GDV decken sich mit einer vergleichbaren Studie aus dem Hause Morgen & Morgen. Das Analysehaus aus Hofheim am Taunus hat für das Jahr 2016 errechnet, dass 30,99 Prozent aller neu anerkannten privaten BU-Leistungen aus Nervenkrankheiten resultieren. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates werden mit circa 21 Prozent beziffert und Krebserkrankungen mit knapp 16 Prozent. Der Anteil der Menschen mit psychischen Leiden ist seit den 90er Jahren stark angestiegen: Demnach hat sich der Anteil seit 2003 fast verdoppelt (der Versicherungsbote berichtete).

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