Die Allianz wird ab 2020 neuer Vertragspartner des ADAC und dann gemeinsam mit dem Automobilklub Kfz-Versicherungen anbieten. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung am Freitag und beruft sich auf Konzernkreise. Zugleich bedeutet dies, dass der bisherige Vertragspartner Zurich dann nicht mehr mit dem ADAC im Kfz-Geschäft kooperieren wird. Die Zurich ist seit 2007 Versicherungspartner der „gelben Engel“.

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Angriff auf Marktführerschaft

Der Münchener Versicherer kann damit wieder einen Pluspunkt im Kampf um die Marktführerschaft im Kfz-Geschäft erringen. Der ADAC ist Europas größter Automobilklub mit mehr als 20 Millionen Mitgliedern. Nun können gemeinsame Kfz-Tarife über die vielen Kanäle des ADAC angeboten werden: etwa über die Verbandszeitung, Regionalklubs, die Filialen oder auch bei Motorsport-Ereignissen, die der ADAC sponsert.

Der Vertrieb der Versicherungen wird dabei in der Regel über den Automobilklub gesteuert. Allein die ADAC-Regionalklubs haben nach eigenen Angaben bundesweit ca. 2900 Mitarbeiter und 179 Geschäftsstellen. Sie erhalten eine Provision vom Versicherer, wenn sie Policen vermitteln.

Der Markt mit Autoversicherungen ist in Deutschland hart umkämpft. Teils werben die Versicherer mit Dumping-Prämien und kalkulieren sogar Verluste ein, um im prestigeträchtigen Geschäft mitmischen zu können. Dabei geht es auch um Kfz-Tarife als Türöffner für andere Versicherungen. Wer mit seinem Autoversicherer zufrieden ist, schließt unter Umständen auch andere Policen bei dem Anbieter ab. Circa 64,3 Millionen Fahrzeuge sind derzeit in Deutschland versichert, inklusive LKWs, Hängern und Kleinkrafträdern.

Seit 2011 ist die HUK-Coburg Marktführer bei Kfz-Policen in Deutschland, und zwar mit Abstand. Die Franken versichern derzeit mehr als 11,6 Millionen Fahrzeuge, während die Allianz „nur“ 8,5 Millionen im Portfolio hat.

Dass die Münchener mit dem Status Quo unzufrieden sind, daraus machen sie keinen Hehl. „Wir sind in vielen Bereichen marktführend. Wir haben auch den Anspruch, das in der Autoversicherung zu sein“, sagte Joachim Müller, Sachversicherungs-Chef der Allianz, im Herbst letzten Jahres dem „Handelsblatt“. Da hatte der Versicherer soeben seine Kfz-Tarife komplett überarbeitet, um der Konkurrenz Kunden abzuwerben (der Versicherungsbote berichtete).

ADAC weitet Versicherungsgeschäft aus

Doch auch für den ADAC könnte die neue Partnerschaft Chancen bedeuten. Zwar ist man als Automobilklub gut aufgestellt - aber im Geschäft mit Kfz-Policen eher ein kleiner Anbieter. Rund 650.000 Fahrzeuge versichert die ADAC Autoversicherung derzeit, berichtet die „Süddeutsche“. Bisher halte die Zurich 51 Prozent an dem gemeinsamen Versicherer, die ADAC SE die restlichen 49 Prozent.

Der Wechsel des Vertragspartners bedeutet dabei auch eine logistische Herausforderung. Obwohl die Autofahrer derzeit bei der Zurich versichert sind und der Versicherer die Verträge auch verwaltet, soll der Bestand der ADAC Autoversicherung an die Allianz übergehen, schreibt die „Süddeutsche“. Für die Kundinnen und Kunden soll sich aber nichts ändern.

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Der ADAC beschränkt sich längst nicht mehr auf sein Kerngeschäft, sondern bietet zunehmend auch Versicherungen an. Neben Kfz-Policen können über den Klub auch Haftpflicht-, Reise-, Rechtsschutz- und Unfallversicherungen abgeschlossen werden.

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