Die Anzahl der diagnostizierten psychischen Erkrankungen ist bundesweit von 2005 bis 2016 um 76 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm auch die Anzahl der verordneten Antidepressiva um 60 Prozent zu. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist davon auszugehen, dass sich die Anzahl der psychischen Erkrankten noch deutlich erhöhen wird. Laut ihrer Prognose werden Depressionen zukünftig in den Industrieländern die Hauptursache für vorzeitigen Tod sein, noch vor Alzheimer oder Diabetes.

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Für die Wirtschaft sind psychische Erkrankungen längst zur Belastung geworden. Denn sie führen immer häufiger zu Arbeitsausfall. Demnach seien die Fehlzeiten aufgrund der Psyche in den letzten zehn Jahren um 79,3 Prozent gestiegen. Das geht aus dem AOK-Fehlzeitenreportes 2017 hervor. Zudem dauerten Fehlzeiten im Beruf besonders lange, wenn die Psyche betroffen ist: Beschäftigte fielen im Schnitt 25,7 Tage aus, während der Durchschnitt aller Krankheiten eine Fehlzeit von 11,7 Tagen nach sich ziehe.

Doch Depressionen, Angststörungen und Panikattacken treffen nicht nur Berufstätige. Auch die vermeintlich gesündeste Altersgruppen der jungen Erwachsenen sei zunehmend von Depressionen, Angststörungen und Panikattacken betroffen. So hätten beispielsweise in Sachsen über 73.000 junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren psychische Störungen. Das ist jeder Vierte (26,7 Prozent).

Viele Studenten sind wegen psychischer Erkrankungen in Behandlung

Demnach wurde bei rund 24.000 jungen Erwachsenen Somatoforme Störungen diagnostiziert. Bei rund 21.000 stellten die behandelnden Ärzte schwere Belastungen und Anpassungsstörung fest. Es folgt mit einer Anzahl von rund 19.000 Betroffenen die affektive Störung. Zu dieser Gruppe gehören auch die Depressionen. Stetig mehr junge Erwachsene leiden darunter. Zu diesen Ergebnissen kam die Barmer in ihrem jüngsten Arztreport 2018.

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Von derartigen Erkrankungen seien auch viele Studenten betroffen. Rund 10.300 Studierende in Sachsen hätten sich wegen psychischer Probleme behandeln lassen. Der Arztreport zeige auch, dass mit 18 Jahren die Studierenden ein nur halb so hohes Risiko für Depressionen hätten, wie Nicht-Studierende. Während rund 1,4 Prozent der Studierenden erstmals von einer Depression betroffen sei, treffe dies knapp 3,2 Prozent der Nicht-Studierenden. Im Alter von 29 und 30 Jahren habe sich das Bild gedreht. In diesem Alter werde Studierenden deutlich häufiger erstmals eine Depression attestiert als denjenigen, die nicht studieren. Dann liege der Anteil der Studierenden, die erstmalig an einer Depression erkrankten, bei 3,9 Prozent. Bei Nicht-Studierenden seien es 2,7 Prozent. Ältere Studierende sind somit besonders gefährdet. „Mit jedem zusätzlichen Semester steigt die Sorge um den Arbeitsplatz und die berufliche Zukunft“, sagt Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.

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