Mehrere Chefs der gesetzlichen Krankenkassen haben sich auch 2017 ein Plus auf ihrem Gehaltszettel gegönnt. Das geht aus Zahlen hervor, die am Donnerstag im Bundesanzeiger veröffentlicht wurden. Demnach bleibt Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Spitzenverdiener unter den Kassenfunktionären. Brutto erzielte Baas 2017 ein Jahresgehalt von 323.997 Euro: ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von drei Prozent beziehungsweise 9.437 Euro. Über die Zahlen berichtet am Montag die Ärztezeitung.

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Auf Rang Zwei der einkommensstärksten Kassenchef positioniert sich Christoph Straub, Chef der Barmer. Er konnte sein Bruttogehalt ebenfalls um drei Prozent bzw. 8.413 Euro steigern und verdiente 288.847 Euro im Jahr. Auch Andreas Platzer, Chef der AOK Bayern, kann einen Podiumsplatz unter den Kassen-Spitzenverdienern ergattern. Sein Gehalt wuchs sogar um 16.400 Euro beziehungsweise 6,4 Prozent an, was ein Jahresbrutto von 272.000 Euro bedeutet.

Chef des AOK-Spitzenverbandes steigert Gehalt um 41.250 Euro

Den größten Gehaltssprung konnte jedoch Martin Litsch erzielen, Chef des AOK Bundesverbandes. Um satte 41.250 Euro kletterte sein Gehalt 2017, so dass er nun zwanzig Prozent mehr erzielt. Zum Ende des Jahres hatte er 244.250 Euro auf dem Lohnzettel.

Die Vorstandsgehälter der gesetzlichen Krankenkassen sorgen immer wieder für Debatten, denn sie müssen aus den Beiträgen der Versicherten bezahlt werden. Dabei ist es weniger die Höhe, sondern ihre schlichte Zahl. Zum Vergleich: In der privaten Wirtschaft könnten die Vorstände deutlich mehr verdienen. Die privaten Krankenversicherer ließen sich die Vorstandsgehälter 2016 laut Ärzte-Zeitung durchschnittlich 3 Millionen Euro im Jahr kosten, bei deutlich geringerer Mitgliederzahl.

Doch bei den Krankenkassen macht es die Summe der Vorstandsgehälter. 110 gesetzliche Anbieter gibt es aktuell in Deutschland: alle mit eigenen Vorständen, die ein entsprechend hohes Gehalt beziehen. Das zeigt sich zum Beispiel bei den Ortskrankenkassen. Während die AOK Bayern 272.000 Euro im Jahr an ihren Chef überweist, sind es bei der AOK Baden-Württemberg 260.000 Euro, bei der AOK Plus 234.400 Euro, bei der AOK Rheinland/Hamburg 223.400 Euro, bei der AOK Nordwest 226.300 Euro sowie der AOK Niedersachsen 235.300 Euro Jahresgehalt für 2017.

Gehalt eines Kassenchefs muss "angemessen" sein und sich an Mitgliederzahl orientieren

Für bundesweites Aufsehen sorgte im letzten Sommer ein Urteil des Landesgerichtes Baden-Württemberg vom 21. Juni 2017. Die Stuttgarter Richter kippten eine Gehaltserhöhung von Siegfried Gänsler, Chef der Schwenninger Krankenkasse, die über Zusatzvereinbarungen erreicht werden sollte. Zwar hätte der Vorstand sein Gehalt "nur" auf 217.252 Euro gesteigert und damit weniger verdient als oben genannte Kassenfunktionäre. Aber mit 152.000 Mitgliedern ist die Schwenninger Betriebskrankenkasse ein vergleichsweise kleiner Anbieter.

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Gänsler hätte unter anderem eine variable Zusatzvergütung von bis zu 31.000 Euro, einen Dienstwagen, eine Betriebsrente sowie eine Unfallversicherung auf sein bisheriges Gehalt obendrauf erhalten sollen. Doch der Verwaltungsrat des Bundesversicherungsamtes klagte erfolgreich gegen das Gehaltsplus. Die Vergütung eines Kassenchefs müsse "angemessen" sein und sich an der Mitgliederzahl orientieren, betonte das Landesgericht (Az. L 5 KR 1700/16 KL).

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