Jobkiller Digitalisierung? In den letzten Monaten haben wieder mehrere große Versicherer den Abbau von Vollzeitstellen vorangetrieben. Die Allianz will insgesamt 1.270 Jobs abbauen oder hat das sogar schon getan. Bei der Gothaer sollen innerhalb der kommenden drei Jahre bis zu 800 Stellen wegfallen. Und auch die Ergo hat 1.800 Stellen auf dem Streichzettel. Als wichtiger Grund für den Jobabbau wird von den Versicherern genannt, dass viele Mitarbeiter-Stellen infolge der digitalen Revolution überflüssig werden.

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Die Metajobsuchmaschine „Joblift“ hat diese Ausgangssituation zum Anlass für eine eigene Studie genommen. Und den Stellenmarkt nach „klassischen“ Versicherern und Versicherungsmaklern auf der einen Seite unterschieden, denen auf der anderen Seite Insurtechs gegenübergestellt wurden. Die Frage: Wer hat in den letzten zwei Jahren mehr Stellenanzeigen auf Jobbörsen geschaltet?

Das Ergebnis erlaubt eine differenziertere Betrachtung. So schreiben auch klassische Versicherer nach wie vor viele Stellen aus, sogar deutlich mehr als die Insurtechs. Aber der Stellenmarkt der Startups wächst rund doppelt so stark. Noch aber suchen die „Neuen“ weit weniger Mitarbeiter als die etablierten Versicherer, wie ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt.

„Traditionelle“ Versicherer und Maklerbüros schreiben fast 33.000 Jobs aus

In konkreten Zahlen: Versicherer und Maklerbüros schrieben in den letzten 24 Monaten insgesamt 32.744 Jobs aus. Trotz Streichungen wuchs die Zahl der Stellenausschreibungen auch in der „traditionellen“ Versicherungsbranche um vier Prozent, berichtet Joblift-Sprecherin Julia Karlstetter. Doch ein Wandel zeigt sich auch hier: Das Wachstum habe vor allem daran gelegen, dass Mitarbeiter im IT-Sektor gesucht worden seien.

Im Vergleich dazu haben Insurtechs und Startups weit weniger Mitarbeiter gesucht: Sie veröffentlichten 1.595 Stellenanzeigen binnen der Zwei-Jahres-Frist, was magere fünf Prozent aller Anzeigen in der Versicherungsbranche ausmacht. Aber deren Personalhunger wuchs weit stärker als jener der etablierten Marktteilnehmer: die Zahl der Jobausschreibungen wuchs hier monatlich um neun Prozent an.

Bezüglich der Aussagekraft der Studie gibt es eine Einschränkung: Vergleichsportale wie Check 24, die auch andere Produkte vertreiben als Versicherungen und Finanzprodukte, wurden nicht berücksichtigt, wie Karlstetter nach Rückfrage des Versicherungsboten bestätigte. Der Grund hierfür: Aus den Stellenausschreibungen sei nicht eindeutig zu entnehmen, ob die Mitarbeiter tatsächlich für Versicherungsthemen gesucht werden oder nicht mit anderen Aufgaben betraut sind, etwa dem Vergleich von Reisen oder Stromanbietern. Online-Makler wie Clark wurden den Startups zugerechnet.

Versicherungsmakler besonders gesucht

Was die nachgefragten Berufe angeht, so setzt das „klassische“ Versicherungswesen vor allem auf Versicherungsmakler: 13 Prozent der Ausschreibungen wenden sich an diese, somit ist das die am häufigsten gesuchte Tätigkeit. Weitere acht Prozent der Stellenanzeigen sind an Kundenberater adressiert, also zum Beispiel Callcenter-Mitarbeiter. Daneben sind vor allem Programmierer gefragt (sechs Prozent). Auch die Startups setzen vor allem auf Vertriebsangestellte: 15 Prozent der Anzeigen suchen nach sogenannten Sales-Managern, jeweils zehn Prozent nach Programmierern sowie Kundenberatern. Der Auswertung von Joblift lagen Daten von 100 Partnerjobbörsen zugrunde, auf denen aktuell mehr als eine Million Stellenausschreibungen gelistet werden.

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