2,45 Milliarden Euro operativer Gewinn in einem Quartal? Für viele europäische Versicherer wäre das ein traumhaftes, wenn nicht gar unerreichbares Ergebnis, das für knallende Sektkorken in den Vorstandsetagen sorgen würde. Nicht so bei der Nummer Eins auf dem Markt, der Allianz Versicherung. Denn in der Wachstumslogik des Marktes gilt es, zuvor erzielte Ergebnisse zu toppen, und so ist heute in der Medienlandschaft ein kollektiver Aufschrei zu vernehmen. Von einer „Gewinndelle“, einer „großen Enttäuschung“ und gar einem „wirtschaftlichen Totalschaden“ ist bei Handelsblatt und Co. die Rede.

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Gewinnrückgang in allen wichtigen Kernsparten

Die Fakten: In allen wichtigen Kernsparten musste die Allianz einen Gewinnrückgang verzeichnen. Der Nettogewinn sank im Zeitraum Juli bis September von 1,6 Milliarden Euro auf 1,4 Milliarden Euro, und das operative Ergebnis von 2,65 auf 2,45 Milliarden Euro. Besonders schwach zeigte sich hierbei das Geschäft in der Lebens- und Krankenversicherung, wo die Beitragseinnahmen um 7,9 Prozent auf nun 14,31 Milliarden Euro sanken. In dieser Sparte fiel das operative Ergebnis um 6,6 Prozent auf nun 738 Millionen Euro.

Die Gründe für den Negativ-Trend sind so verschieden wie vielfältig. Für Großschäden musste der Versicherer 64 Millionen Euro aufbringen, unter anderem für die Katastrophe im chinesischen Tianjin, wo bei Explosionen in einem Container-Lager 173 Menschen starben. In Südkorea mussten aktivierte Abschlusskosten abgeschrieben werden. Nicht zu vergessen, dass Niedrigzins und strengere regulatorische Anforderungen die gesamte Branche herausfordern.

Pimco verliert erneut 16 Milliarden Euro

Nach wie vor größtes Problemkind ist die amerikanische Unternehmenstochter Pimco, erneut zogen hier Anleger netto 16 Milliarden Euro ab. Doch selbst hier gibt es Hoffnung, Experten erwarten sogar einen Turnaround. „Die Nettomittelabflüsse bei PIMCO haben sich im Vergleich zum Vorquartal fast halbiert und den niedrigsten Stand seit Beginn der Nettomittelabflüsse im dritten Quartal 2013 erreicht“, erklärt Finanzvorstand Dieter Wemmer.

Das operative Ergebnis in der Schaden- und Unfallversicherung sank im dritten Quartal 2015 um 5,0 Prozent auf 1,35 (1,42) Milliarden Euro. Dieser Rückgang entstand größtenteils aufgrund eines niedrigeren Kapitalanlageergebnisses und wurde verstärkt durch ein schwächeres versicherungstechnisches Ergebnis. Der Einfluss von Naturkatastrophen lag um 137 Millionen Euro höher als im vergangenen Jahr und belief sich auf 144 Millionen Euro, berichtet die Allianz. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 94,1 (93,5) Prozent.

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Ursprünglich angepeilte Zielspanne soll nicht aufgegeben werden

Trotz der Schwierigkeiten im dritten Quartal will die Allianz von den hochgesteckten Zielen nicht Abstand nehmen. Finanzvorstand Dieter Wemmer sieht den Versicherer auf Kurs, das angepeilte Ziel zu erreichen, zumal das operative Ergebnis in den ersten 9 Monaten „stabil bei 8,15 Milliarden Euro“ gelegen habe. "Wir erwarten, dass das operative Ergebnis für das Gesamtjahr steigen wird und am oberen Ende unseres Zielkorridors von 10,0 bis 10,8 Milliarden Euro liegen wird", sagte Wemmer. Das erste Jahr des ehrgeizigen neuen Chefs Oliver Bäte, von Finanzzeitschriften "Mister Effizienz" getauft, soll mit positiven Nachrichten enden.

Allianz Versicherung

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