Versicherungsbote: Der Bundesverband der Versicherungskaufleute (BVK) hat aktuell das Vergleichsportal Check24 abgemahnt. Der Vorwurf: Gesetzliche Vorschriften zur Statusinformation, Leistungs- und Bedarfsanalyse der Kunden nach VVG und eine individuelle Beratungsdokumentation werden von Online-Vergleichsportalen bisher nur unzureichend erfüllt. Befürchten Sie ebenfalls eine Abmahnung?

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Cornelia Teich: Nein, wir befürchten keine Abmahnung, da wir die aktuell gültigen gesetzlichen Vorschriften erfüllen.

Die deutliche Übermittlung der Statusinformation in verständlicher Textform beim ersten Geschäftskontakt, die Durchführung einer individuellen Leistungs- und Bedarfsanalyse zur Identifizierung des Kundenwunsches und seiner Bedürfnisse sowie eine umfassende individuelle Beratungsdokumentation erfolgen bei uns entsprechend der geltenden gesetzlichen Vorschriften.

Die Nachricht über die Abmahnung von Check24 hat auch uns überrascht. Natürlich werden wir sehr genau verfolgen, was sich aus dieser Abmahnung ergibt und im Bedarfsfall dann auch schnell reagieren.

Versicherungsbote: Ob es zu einem „Musterprozess“ kommen werde, ist laut BVK-Präsident Michael H. Heinz davon abhängig, wie sich die zukünftige Geschäftspraxis bei Check24 entwickelt. Unter anderem sollen Vergleichsportale ihre Statusinformationen ausweisen, bevor der Kunde einen Vergleich abschließt, z.B., ob sie als Makler registriert sind. Denken Sie aufgrund der Abmahnung über Änderungen bei finanzen.de nach?

Cornelia Teich: Derzeit sehen wir keinen Änderungsbedarf, da wir unseren Auftrag als Makler nach unserem Verständnis gesetzeskonform erfüllen. Schon vor der Antragstellung beim Online-Abschluss einer Versicherung weisen wir unsere Kunden ausdrücklich darauf hin, dass die finanzen.de Maklerservice GmbH für die Vermittlung verantwortlich ist.

Die aktuelle Kritik des BVK an Check24 und deren Konsequenzen verfolgen wir selbstverständlich aufmerksam. Wir sind in einer Branche tätig, die rechtlich noch sehr dynamisch ist. Sobald weitere Anpassungen vom Gesetzgeber gefordert werden, werden wir natürlich entsprechend reagieren.

Versicherungsbote: Auf welche Weise wird die Beratung bei finanzen.de-Kunden dokumentiert? Findet überhaupt eine Beratung statt? Erhält der Kunde in einer Gegenüberstellung mehrere Produktvorschläge?

Cornelia Teich: Die Beratungsdokumentation erfolgt in unserem Hause – wie bei jedem anderen Versicherungsvermittler auch – entsprechend der gesetzlichen Vorgaben. Als anbieterunabhängiges Portal bieten wir einen objektiven Vergleich mehrerer Gesellschaften und Tarife. Mit unseren Tarifrechnern bilden wir eine ausführliche und äußerst detaillierte Gegenüberstellung zahlreicher Produktvorschläge ab. Der detaillierte und transparente Preis-Leistungsvergleich ermöglicht unseren Kunden, selbstständig einen Produktvorschlag zu finden, der zu ihrem individuellen Bedarf passt. Für weiterführende Fragen zum Versicherungsumfang und zur Antragstellung stehen bei Bedarf unsere qualifizierten Mitarbeiter unter einer kostenfreien Service-Hotline zur Verfügung. Darüber hinaus hat der Kunde bei uns auch immer die Möglichkeit, sich an einen Makler vermitteln zu lassen, um ergänzend zu den Online-Informationen eine persönliche Beratung zu erhalten.

Versicherungsbote: Falls sich herausstellt, dass Vergleichsportale gegen geltendes Recht verstoßen, befürchten Juristen, dass online abgeschlossene Verträge (vor Gericht) angefochten werden. Was wären aus Ihrer Sicht die Konsequenzen?

Cornelia Teich: Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass Vergleichsportale gegen das geltende Recht verstoßen. Insofern erwarten wir auch nicht, dass online abgeschlossene Verträge künftig angefochten werden können.

Versicherungsbote: Auch auf europäischer Ebene strebt man mit der IDD (ehemals IMD2) eine Gleichbehandlung aller Vertriebswege an. So gilt nach Artikel 2 der Richtlinie zukünftig als Versicherungsvermittlung auch die Beratungs- und Vermittlungstätigkeit über Internetseiten oder andere Medien. Demnach würden auch nach der IDD gleiche (Informations- und Beratungs-)Pflichten wie für den Vertrieb durch Versicherungsvermittler zu erfüllen sein. Wären Sie dazu in der Lage?

Cornelia Teich: Grundsätzlich begrüßen wir alle Forderungen nach mehr Transparenz, Einfachheit und Fairness für den Verbraucher. Wie erläutert, sehen wir aktuell keinen Anpassungsbedarf unsererseits, da wir die Anforderungen bereits erfüllen.

Darüber hinaus sei angemerkt, dass die Interessen der Verbraucher nicht in den Hintergrund geraten dürfen. Gerade bei unkomplizierten Versicherungsprodukten wollen viele Verbraucher heutzutage keinen persönlichen Kontakt zu einem Versicherungsvermittler haben. Das Interesse an Online-Abschlüssen ist ganz offensichtlich riesig und wird unserer Einschätzung zufolge auch in Zukunft rapide zunehmen. Vor dieser Entwicklung werden weder die Branche noch der Gesetzgeber die Augen verschließen können.

Selbstverständlich gibt es gerade bei komplexeren Versicherungs- und Finanzprodukten nach wie vor einen Beratungsbedarf. Anders als viele andere Vergleichsportale bietet finanzen.de hier eine sehr umfassende Lösung für die Verbraucher. Neben dem Online-Abschluss können unsere Kunden in jeder Sparte auch eine persönliche Beratung durch einen Experten in ihrer Nähe anfordern. Als bundesweit größter Leadanbieter im Versicherungs- und Finanzbereich – mit einem Handelsvolumen von über 250.000 Leads pro Jahr und einem Netzwerk von mehr als 12.000 Experten – sind wir somit die perfekte Schnittstelle zwischen beratungsinteressierten Verbrauchern, die sich online informieren, und den Versicherungsmaklern und Vertrieben.

Versicherungsbote: Nicht nur Vermittler bedeuten eine Konkurrenz für ihr Vergleichsportal, sondern beispielsweise auch Google Compare. Wie sind Sie auf einen möglichen Markteintritt von Google in das Versicherungsgeschäft vorbereitet? Befürchten Sie, dass Google eigene Angebote bevorteilen könnte?

Cornelia Teich: Natürlich beobachten wir alle Entwicklungen in der Branche aufmerksam und werden auf Entwicklungen und Neuerungen der Konkurrenz auch entsprechend reagieren können. Aktuell befürchten wir jedoch nicht, dass ein Markteintritt von Google in das Versicherungsgeschäft unser Geschäftsmodell beeinträchtigen könnte. Der Markteintritt von Google in den UK hat ja bislang für deutlich weniger Bewegung gesorgt als erwartet, so dass wir aktuell auch in Deutschland keine unmittelbare Umwälzung des Marktes erwarten.

Versicherungsbote: Sie sind als Versicherungsmakler registriert und damit Sachverwalter des Kunden. Wie greifen Sie Ihren Mandanten im Schadensfall unter die Arme? Können Kunden auf Unterstützung hoffen, wenn zum Beispiel der Versicherer die Leistung verweigert?

Cornelia Teich: Als registrierter Versicherungsmakler unterstützen wir unsere Kunden im Schadensfall umfassend. Unsere Mitarbeiter stehen per E-Mail, telefonisch und auch persönlich für Fragen zur Verfügung, sie helfen beim Ausfüllen der Schadensformulare und leiten bei Bedarf auch an die zuständigen Schlichtungsstellen weiter.

Auf die Schadensbearbeitung und -regulierung durch die jeweilige Versicherung haben wir – wie jeder andere Versicherungsmakler auch – selbstverständlich keinen Einfluss. Mit mehr als 80.000 abgeschlossenen Verträgen seit 2004 stehen wir jedoch in einem engen Kontakt zu den Gesellschaften, was die Schadensbearbeitung in manchen Fällen durchaus beschleunigen kann.

Versicherungsbote: Vielen Dank für das Gespräch! (Die Fragen stellte Hanna Behn)

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Hintergrundinformationen finanzen.de AG: Anders als viele andere Vergleichsportale bietet finanzen.de nicht allein Online-Vergleiche und Online-Abschlüsse an, sondern Kerngeschäft ist die Vermittlung beratungsinteressierter Verbraucher an Versicherungs- und Finanzexperten. Der Verbraucher kann bei finanzen.de entscheiden, ob er online eine Versicherung beantragen oder eine persönliche Beratung durch einen Experten in seiner Nähe anfordern möchte. Als größter deutscher Leadanbieter im Versicherungs- und Finanzbereich vermittelt das Portal bundesweit mehr als 250.000 beratungsinteressierte Verbraucher an Experten und übernimmt auch die Neukundengewinnung für kleine und große Vertriebe.

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