Der Verlust einer geliebten Person kann wohl durch keine Summe der Welt aufgewogen werden – und doch steht den Angehörigen von Flugopfern eine Entschädigungssumme zu. Wie die Lufthansa nun mitteilte, hat ein Versicherungskonsortium um die Münchener Allianz 300 Millionen US-Dollar (278 Millionen Euro) für die Kosten der abgestürzten Germanwings-Maschine 4U9525 zurückgestellt. Mit dieser Summe sollen die Hinterbliebenen der Opfer und die Fluggesellschaft für den zerstörten Airbus A320 entschädigt werden. Aber auch für Hilfs- und Betreuungskräfte kommen die Versicherungen auf.

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50.000 Euro Soforthilfe

Der Hauptteil der Kosten wird für Schadensersatzzahlungen an die Hinterbliebenen aufgewendet, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Lufthansa hatte bereits am Freitag bekannt gegeben, dass Angehörige eine Überbrückungshilfe von 50.000 Euro erhalten sollen. Das ist mehr, als üblicherweise an Soforthilfe ausgezahlt wird. Laut dem Montrealer Abkommen, das Schadensersatz-Leistungen im Luftverkehr international regelt, müssen Geschädigte in den ersten zwei Wochen nach dem Unglück knapp 21.000 Euro erhalten.

Aber diese Überbrückungshilfe ist erst der Anfang der Schadenszahlungen an Angehörige. Das Abkommen begrenzt die Haftung pro Passagier auf 146.000 Euro Entschädigung – solange Fluggesellschaft und Mitarbeiter keine Schuld trifft. Da Co-Pilot Andreas Lubitz nach dem jetzigen Ermittlungsstand das Flugzeug absichtlich gegen eine Felswand steuerte, dürfte Germanwings weit mehr zahlen müssen. „Wenn die Airline Mitschuld trägt, dann haftet sie unbegrenzt", sagt eine Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). In der Regel werde in der Luftfahrt pro Todesfall mit einer Entschädigung von rund einer Million Euro gerechnet.

Für die Schadensersatzansprüche der Passagiere kommt die sogenannten Luftfrachtführer-Haftpflicht auf, wie Spiegel Online berichtet. Schäden am Flugzeug muss die sogenannte Luftfahrtkaskoversicherung erstatten. Weniger ins Gewicht fällt bei diesem Unglück die Drittschadenhaftpflichtversicherung, die für Zerstörungen außerhalb des Flugzeuges aufkommt, etwa wenn die Maschine in ein Wohngebiet stürzt. Da der Airbus in unwegsamem Gelände verunglückte, entstehen hieraus kaum Forderungen.

Allianz ist Hauptversicherer

Hauptversicherer des verunglückten Germanwing-Fluges ist die Allianz Global Corporate & Speciality, wie eine Sprecherin Mittwoch letzter Woche bestätigte. Auch die Talanx-Tochter HDI ist nach eigenen Angaben an dem Versicherungskonsortium beteiligt, ebenso der amerikanische Versicherungsgigant AIG.

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Bitter für die Allianz: Es ist bereits der vierte schwere Unglück innerhalb von 12 Monaten, bei dem der Konzern für die Flughaftpflicht einspringen muss. Auch Flug MH17 der Malaysia Airlines, der über der Ukraine abgeschossen wurde und 298 Menschen mit in den Tod riss, war zu großen Teilen von der Allianz versichert, gleichsam der verschollene AirAsia-Flug QZ 8501. Die Prämien für Flugversicherungen haben sich seit diesen beiden Abstürzen um über 300 Prozent erhöht, berichtet die britische Financial Times.

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