Für Kleinverträge und bei Kleinverdienern will John Trowbridge, ein ehemaliges Mitglied der Leitung der australischen Finanzaufsicht, die Vermittler-Entgelte gar auf ein Fünftel des Gewohnten eindampfen. Zurzeit verdienen Verkäufer in Australien an einer Lebensversicherung etwa 100 bis 130 Prozent des ersten Jahresbeitrags. Diese Quote soll nach Empfehlungen von Experte Trowbridge auf maximal 60 Prozent sinken, berichtet der in Singapur herausgegebene „Asia Insurance Review“ zu den australischen Vorgängen um den Versicherungsvertrieb in „Down Under“.

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Innerhalb von drei Jahren auf Honorarberatung umstellen

Zumindest soll diese Art Provisionsdeckel für Verträge bis 2.000 Australische Dollar Jahresbeitrag (umgerechnet gut 1.400 Euro) gelten. Für kleinere Jahresbeiträge bis umgerechnet 850 Euro soll die Provision gar auf 20 Prozent oder rechnerisch 170 Euro Entgelt sinken. Grundlage für den empfohlenen Entgeltdeckel zu Lasten der Vermittler sei eine Studie, die innerhalb von nur drei Jahren Übergangsfrist außerdem den Umstieg auf Honorarberatung empfehle; zumindest wird John Trowbridge so inhaltlich vom „Asia Insurance Review“ zitiert.

Wirtschaftlich auf Deutschland übertragbare Regelung

Mit Deutschland verglichen entsprächen 850 Euro Jahresbeitrag etwa dem Riester-Eigenbeitrag eines (ledigen, kinderlosen) Geringverdieners mit etwa 25.000 Euro Jahresbrutto. Man kann also vergleichsweise von einem praxisnahen Beispiel sprechen, wollte man den in „Down Under“ angedachten Entgeltdeckel wirtschaftlich auf deutsche Verhältnisse übertragen. Der Vergleich mit Deutschland ist durchaus angemessen. Immerhin ist Australien nach dem „Human Development Index“, einem Wohlstandsquotienten der Vereinten Nationen, weltweit auf Platz zwei. Deutschland auf Platz sechs ist kaum „ärmer“.

Studie von Vermittlerverbänden beauftragt

Interessant ist die wissenschaftliche Begründung für den in Australien in Rede gebrachten Provisionsdeckel. Dessen fachliches Fundament ruht nicht nur auf einer Forderung des Ex-Aufsehers Trowbridge, sondern der „Deckel“ entspringt einer empirischen (zählenden, vergleichenden) Studie, die niemand anders als die wichtigsten australischen Vermittlerverbände selbst in Auftrag gegeben haben. Materiell wäre das etwa damit vergleichbar, als würden beispielsweise der deutsche BVK und Maklerverband VDVM einen Provisionsdeckel wissenschaftlich erstens erforschen und zweitens als Ergebnis vermelden.

Interessenkonflikte der Vermittler haben Vertrauen getrübt

Dem Auftraggeber der Studie nach stehen, wieder auf Australien zurückgeführt, die Vermittler beziehungsweise deren Lobby höchstselbst für die Forderung nach weniger Provisionen. Begründet werden zu senkende Vermittler-Entgelte mit dem (künftigen) Vermeiden von „Interessenkonflikten“, die das Ansehen und Vertrauen in die Vermittler getrübt hätten, heißt es im „Asia Insurance Review“. Unangetastet, zumindest in den Meldungen nicht behandelt, wären oder würden die Bestandsvergütungen der Vermittler: Deren Höhe liegt laut „Asia Insurance Review“ bei jährlich 10 bis 13 Prozent des Jahresbeitrags.

Vorbild für Deutschland?

Patrick Oliver Ott von Chambervelt, Rooselain & Cie. Ltd ist Versicherungsmakler, spezialisiert auf Expatriates, also international beschäftigte Arbeitnehmer und deren Unternehmen. Als Kenner der internationalen Versicherungswelt kommentiert Ott die australischen Forschungsbefunde so:

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„Der geplante Provisionsdeckel in Australien ist nur eines von vielen weltweiten Beispielen, dass sich Versicherer und Vermittler von Provisionsmodellen verabschieden müssen. Geappte Provisionen im Lebenbereich, wie hier in Australien avisiert, wurden in Deutschland beim LVRG-Gesetz gerade noch einmal verhindert. Wenn die Kosten bei Rentenversicherungen gegenüber den geringen Garantieerträgen weiter so hoch bleiben wie bisher, wird der Politik auch in Deutschland nichts anderes übrig bleiben, als ein Provisionsdeckel.“

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