Es war ein kalter Januartag, als Nathan D. aus dem beschaulichen Städtchen McCall im US-amerikanischen Bundesstaat Idaho sich entschloss, einen Bankautomaten zu klauen. Mit dunklen Klamotten und einer Skimaske bekleidet, stahl er einen Truck und fuhr zu einer Filiale der Idaho First Bank, wo er mit seinem Gefährt kurzerhand die Tür rammte, eine Kette um den Geldautomaten legte und den Automaten mit sich zog.

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Nachdem Zeugen die Polizei alarmiert hatten, lieferte sich Nathan D. noch eine Schießerei mit den Polizeibeamten, bei der zum Glück niemand zu Schaden kam. Er konnte mit seinem Diebesgut von 26.120 Dollar fliehen, wurde aber wenige Tage später verhaftet. Die Ermittler konnten Nathan D. noch 20 weitere Bankeinbrüche nachweisen – insgesamt hatte der Übeltäter über 500.000 Dollar erbeutet. In den regionalen Medien wurde ausführlich berichtet.

Öffentliche Mitteilung “an die Person, die unrechtmäßig Geld abhob“

Die Idaho First Bank aber reagierte auf ihre Weise auf den Diebstahl des Geldautomaten, wie das Onlineportal The Financial Brand berichtet. Wenige Tage nach der Verhaftung des Bankräubers schaltete sie eine Anzeige in der lokalen Tageszeitung, der „McCall Star News“. Die Werbeanzeige war mit „öffentliche Mitteilung“ überschrieben und an „jene Person“ adressiert, „die erst kürzlich unrechtmäßig Geld von der Idaho First Bank abgehoben hat.“ Ein Schreiben also, das scheinbar direkt an den Bankräuber adressiert war (siehe Graphik)!

The Financial Brand

“Vielleicht haben Sie ja ihre Geldkarte vergessen“, wird der Dieb des Geldautomaten in der Anzeige angesprochen. „Aber eine schwere Kette zu verwenden, um an Geld zu kommen – das war nicht notwendig. Sie sollten nämlich wissen, dass wir uns bemühen, Menschen mit Geldsorgen so weit wie möglich zu unterstützen. Wenn Sie also einen unseren freundlichen Kreditsachbearbeiter angesprochen hätten, hätten wir sicher eine Lösung gefunden.“

“Trotz allem sind wir sehr geschmeichelt, dass Sie sich für unsere Bank entschieden haben“, heißt es weiter. „Dennoch müssen wir dringend davon abraten, weitere anonyme Abhebungen zu tätigen. Es geht uns nicht um das Geld, sondern ums Prinzip. Wir sollten über Ihre Idee eines Full-Service-Bankings sprechen. Wir sind zwar McCalls freundliche Heimatbank, angefangen bei kostenlosen Cookies, Lakritz und Kaffee bis hin zu unserem gesellschaftlichen Engagement (…). Aber selbst wir müssen irgendwo eine Grenze ziehen. Unterzeichnet: Das Management und Mitarbeiter.“

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Normalerweise verheimlichen Banken einen Bankraub

Mit dieser phantasievollen Zeitungsannonce verstand es die Idaho First Bank, einen Bankraub, von dem sie selbst betroffen gewesen ist, in einen Werbecoup zu verwandeln. Normalerweise versuchen Banken einen derartigen Vorfall totzuschweigen, könnte er doch das Vertrauen der Kunden erschüttern. Doch der Bankraub war sowieso in den Medien präsent. Also wagte die Idaho First Bank die Flucht nach vorne und sorgte dafür, dass sie selbst über das kleine Städtchen McCall hinaus zum Stadtgespräch wurde. Und bewies bei dieser Gelegenheit: Auch Banken haben Humor!

The Financial Brand

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