Wenn es nach dem DGB geht, sollen Arbeitnehmer ab 60 Jahren ohne finanzielle Nachteile ihre Arbeitszeit reduzieren können. Doch das Bundesarbeitsministerium von Andrea Nahles sträubt sich, denn nach eigenen Berechnungen würde das die Rentenversicherung jährlich 900 Millionen Euro kosten.

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Reiner Hoffmann, Vorsitzender der Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), zweifelt jedoch an den Rechenkünsten der Bundesregierung. „Diese Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen, ich weiß nicht, wie das Ministerium dazu kommt“, sagte er im Interview gegenüber der WirtschaftsWoche. „Wenn ältere Menschen nicht weiter arbeiten können, zahlen sie auch keine Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge mehr. Ich kann nicht erkennen, dass dies für Wirtschaft und Gesellschaft einen Vorteil bringt“, so Hoffmann weiter.

Flexibilisierung statt Frühverrentungswelle

Dass der DGB eine neue Frühverrentungswelle provozieren wolle, gegen diesen Vorwurf wehrt sich Hoffmann in aller Deutlichkeit. „Stinkwütend“ mache ihn diese Debatte. Im Interview sagt er: „Die Rente mit 60 für alle hat bei uns niemand gefordert. Wir wollen flexible Übergänge in den Ruhestand schaffen und dafür sorgen, dass die Menschen länger gesund durchs Erwerbsleben gehen. Ein Facharbeiter, der fünf Tage powert und mit 59 nicht mehr kann, ist sicher nicht die bessere Alternative zu einem Teilzeitarbeitnehmer, der es bis zur regulären Renteneintrittsgrenze schafft.“

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Offen ist Hoffmann für eine freiwillige Verlängerung der Arbeitszeit über die Rentengrenze hinaus: „Ich will als Gewerkschafter niemandem vorschreiben, wann er aufhört zu arbeiten. Wer sich gut fühlt, soll meinetwegen bis 67 oder 68 oder 70 im Job bleiben.“

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