Laut Prognosen des Instituts wird die Zahl der Pflegefälle weiter steigen: von heute 2,5 Millionen auf 4,2 Millionen im Jahr 2050. Würden die Pflegekosten für jeden Versicherten gleich bleiben, stiegen die Ausgaben für die Pflegeversicherung schon allein durch die Alterung der Gesellschaft um ungefähr 70 Prozent. In Zahlen ausgedrückt ergibt dies einen Anstieg der Ausgaben bis 2050 auf bis zu 38 Milliarden Euro.

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Pflegeversicherung: Vorsorgefonds soll Beitragssteigerungen abfedern

Bis zum ersten Defizit dauert es noch nicht einmal so lange, wenn man den Forschern Glauben schenkt. Bereits 2030 könnten zwischen 1,7 und vier Milliarden Euro fehlen. 2050 würde sich der Fehlbetrag dann auf 16 Milliarden Euro summieren. IW-Direktor Michael Hüther sagt: "Die Pflegeversicherung gerät durch die Bevölkerungsalterung von zwei Seiten in Bedrängnis. Einerseits legt die Zahl der Pflegefälle zu, andererseits sinken die Beitragseinnahmen."

Die geplanten Beitragssteigerung von 2,05 auf 2,35 Prozent soll mit einem Anteil von 0,1 Prozent in einen neuen Vorsorgefonds fließen. Nach einer Ansparzeit von 20 Jahren fließt die angesparte Summe ab 2035 in die Pflegekassen zurück. Laut Berechnungen des IW würde der Fonds 2040 gerade einmal 25 Prozent der Finanzierungslücke schließen.

Hüther bemerkt: "Es wäre ein fatales Missverständnis, wenn mit der derzeitigen Reformrhetorik der Eindruck erweckt würde, die Politik schließe die Versorgungslücke. Das tut sie nicht, weshalb sich gerade junge Menschen um ergänzende Vorsorge bemühen sollten."

Wirtschaftsinstitut hält eigenen Vorschlag für besser

Die stationäre Pflege sollte laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) über eine neue, kapitalgedeckte Versicherung finanziert werden. Der Vorschlag der Experten ist, dass damit jede Generation für ihr Pflegerisiko selbst vorsorgen würde. Bauen sich die geburtenstarken Jahrgänge ihren Kapitalstock selbst auf, könnte der Beitragsatz in der umlagefinanzierten Säule sinken.

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"Mit diesem Vorschlag würde der Automatismus, Finanzierungslasten einfach immer weiter auf die nachfolgende Generation zu verschieben, zumindest zum Teil durchbrochen“, lautet der Kommentar von IW-Direktor Hüther, der unter anderem Mitglied im Kuratorium der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist.

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