“Unsere Mission ist es, die Welt offener und verbundener zu machen“ erklärt Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg auf seinem Facebook-Blog zum gestrigen Kauf des Kurznachrichtendienstes WhatsApp. Zuckerberg und WhatsApp Mitbegründer und CEO Jan Koum kennen sich seit langem, erklärt der Facebook-Chef. Beide freuen sich über die gegenseitige Zusammenarbeit und die Möglichkeit, ihrem gemeinsames Ziel einer offneren und miteinander verbundenen Welt, näher zu kommen.

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US-Risikoanleger Sequoia Capital profitiert

Einer der Gewinner der Verhandlungen ist das Unternehmen Sequoia Capital, eine Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Silicon Valley, welche als Kapitalgeber für Startup-IT-Unternehmen am Markt agiert. Sequoia-Mitarbeiter Jim Goetz, u.a. Vorstand Cloud-Anbieter Appirio oder Webspace-Anbieter Sencha, investierte im Jahr 2011 8 Millionen Dollar in WhatsApp. Ganz ähnlich hielt es der Investor bei der kostenlosen Foto- und Video-Sharing-App Instagram. Kurz bevor der Dienst für mobile Geräte mit Android-Betriebssystem erschien, teilte Facebook mit, dass es Instagram übernehme. Allerdings im Vergleich "nur" zum Preis von einer Milliarde Dollar bzw. 760 Millionen Euro. Zu diesem Zeitpunkt hatte Instagram zwölf Mitarbeiter und kein Ertragsmodell. 50 Millionen Doller hat Goetz bei dieser Übernahme durch Facebook beigesteuert. Inzwischen hat der Dienst rund 150 Millionen Nutzer.

Die Dimensionen bei WhatsApp bewegen sich in einem noch größeren Rahmen. WhatsApp hat derzeit gut 450 Millionen Nutzer. Einer Statistik von Onovo auf TechCrunch zu Folge verwenden in Deutschland derzeit 84 Prozent der Nutzer WhatsApp, im Gegensatz dazu nur 31 Prozent den Facebook Messenger. Das Nutzungsverhalten ist in mehreren europäischen Ländern, aber z.B. auch in Brasilien und Russland, sehr ähnlich. In der USA halten sich beide Dienste die Waage. WhatsApp hat derzeit 55 Mitarbeiter. Fasziniert war Zckerberg daher, dass sie bereits soviele Nutzer für sich gewinnen konnten. Facebook selbst nutzen aktuell etwa 1,2 Milliarden Menschen.

Whatsapp ist kein soziales Netzwerk

Die Verflechtung von WhatsApp und Facebook schreckt viele Nutzer zunächst ab. Das Satire-Magazin extra3 etwa twitterte gestern „#facebook kauft #whatsapp. Und die NSA kauft die CIA, oder was?“ - und bringt damit die Angst vor einem Monopol, dass private Daten sammelt und verarbeitet, auf den Punkt.

WhatsApp ist im Unterschied zu Facebook nicht direkt ein soziales Netzwerk. Mit dem Telefonbuch auf dem Handy können die Nutzer sich über den Dienst gegenseitig finden, es gibt keine Notwendigkeit für Passwörter. Besonders die unkomplizierte Art der Kommunikation dürfte viele Nutzer bisher vom WhatsApp-Konzept überzeugt haben. Außerdem gibt es auf WhatsApp bislang keine Werbung - anders als bei Facebook und Google. „Werbung stört nicht nur die Ästhetik, beledigt deine Intelligenz und unterbricht deine Gedankengänge. Denk dran, wenn Werbung dabei ist, bist du als User das Produkt“ erklärte Koum noch im Juni 2012 auf seinem Blog. Auch künftig soll die Anwendung aber werbefrei bleiben. Zuckerberg verspricht, dass der Dienst weiterhin unabhängig innerhalb von Facebook arbeiten soll und der Produktplan ungeändert erhalten bleibt.

Erste Nutzer schauen sich inzwischen nach weniger gläsernen Alternativen zu WhatsApp um. Profitieren könnte dabei der Schweizer Kurznachrichtendienst Threema. Das Tool verspricht u.a. eine End-zu-End-Verschlüsselung der gesendeten Nachrichten. „Im Unterschied zu anderen populären Messaging-Apps (einschliesslich derer, die Verschlüsselung einsetzen), hat bei Threema selbst der Serverbetreiber absolut keine Möglichkeit, die Nachrichten mitzulesen“ verspricht der Anbieter. Thijs Alkemade, der Chefentwickler des Instant-Messaging-Clients Adium für Mac OS, hatte die Verschlüsselungspraktik bei WhatsApp kritisiert.

Google bleibt auf der Strecke

Bereits 2012 hatte es Berichte, u.a. von TechCrunch, über einen möglichen Verkauf von WhatsApp an Facebook gegeben. Die Aussagen blieben allerdings unbestätigt. WhatsApp äußerte dazu lediglich, sie seien "sachlich nicht korrekt". Etwas später wurde auch über den Verkauf an Google spekuliert.

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Tatsächlich war sogar ein früherer Google Developer, Neeraj Arora, damals von WhatsApp so fasziniert, dass er Google verließ und dort einstieg, berichtet das Wall Street Blog „All Things D.“ Als erneut Gerüchte zu Übernahmeverhandlungen von Google aufkamen, dementierte Arora gegenüber All Things D bereits im Namen von WhatsApp einen Verkauf des Dienstes, äußerte sich aber nicht weiter zur Höhe des Google-Angebotes. Google könnte es nun schwerer fallen, sich mit ähnlichen Diensten am Markt zu behaupten.

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