Das PAYD-Modell ist eine Form der Kfz-Haftpflicht, bei der die Prämie aus Menge und Art der Fahrzeugnutzung errechnet wird. Die Fahrweise sowie die gefahrenen Kilometer werden während der Fahrt in einer im Kfz eingebauten Blackbox gesichert und per Telematik an Versicherungsunternehmen übertragen. Inzwischen können auch Daten zum Brems- und Beschleunigungsverhalten erhoben und übermittelt werden.

Sicherheit beim Unfall, Feedback zum Fahrverhalten, Prämienersparnisse und Diebstahlsicherung - das sind die wesentlichen Produktmerkmale der neuen Telematik-Tarife der S-Direkt. „Setzt sich das System durch und normalisiert sich in den nächsten 15 Jahren, würde es die Unfallzahl drastisch reduzieren“, erklärt Dr. Jürgen Cramer, Vorstand der Sparkassen DirektVersicherung, den Nutzen des Tarifs.


Cramer spricht exklusiv mit FinanzplanerTV: Wie hoch die Belohnung für welches Fahrverhalten? Wird man schlechter gestellt, wenn man nachts fährt oder eine Vollbremsung macht? Auch erläutert Cramer, wie sicher er die Daten dabei verwahrt sieht.

Daten- und Verbraucherschützer skeptisch

Das Marktforschungsinstitut YouGov ermittelte in einer Befragung, dass sich 40 Prozent der befragten Kfz-Versicherungsnehmer eine solche Umstellung ihrer Kfz-Versicherung auf ein „Pay-as-you-drive“-System vorstellen könnten. YouGov-Vorstand Dr. Oliver Gaedeke erklärt gegenüber FinanzplanerTV zudem, dass junge Menschen das Modell als fairer bewerten. Derzeit werden Fahranfänger stets als risikoreich eingestuft, unabhängig davon, ob sie eher „Raser“ oder besonders vorsichtige Fahrer sind. Sie wären auch bereit, dafür bestimmte Daten herauszugeben, so Gaedeke.


Telematik und „Pay as you drive“ - ein Paradigmenwechsel in der Versicherungsbranche? FinanzplanerTV fasst das Thema zusammen und spricht mit Dr. Jürgen Cramer sowie mit Marktforschern und Verbraucherschützern.

Das Versicherungskonzept der S-Direkt stößt bei Datenschützern allerdings auf großes Misstrauen. Elke Weidenbach, Verbraucherschutz NRW, ist etwa unsicher, ob man sich auf die verschlüsselte Datenübertragung tatsächlich verlassen könne. Doch Landes- sowie Bundesdatenschutzgesetze seien in der Entwicklung frühzeitig berücksichtigt worden, entgegnet Cramer auf datenschutzrechtliche Bedenken. Durch getrennte Datenkreise seien die Daten ohnehin geschützt, so der S-Direkt-Vorstand.

Das Modell habe einen weiteren Haken, so Verbraucherschützerin Weidenbach: Ein möglicher Beitragsnachlass würde dem Versicherten erst im Folgejahr zu Gute kommen. Ein Wechsel der Kfz-Versicherung ist somit bis dato nicht denkbar, da andere Versicherer das Modell nicht akzeptieren. S-Direkt erreiche damit eine höhere Kundenbindung, bestätigt Cramer.

Pay as you live?

Das Versicherungsprinzip „zahle wie du lebst“ ist keine Zukunftsmusik, sondern ein denkbarer Paradigmenwechsel. Jüngere Leute sind beinahe selbstverständlich neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen und geben dafür ihre Daten her. Der Kunde lerne, dass er nur Service bekommt, wenn er sich dem Unternehmen seines Vertrauens öffnet, erklärt Karl-Heinz Land, einer der Autoren von „Digitaler Darwinismus: Der stille Angriff auf Ihr Geschäftsmodell und Ihre Marke. Das Think!Book.".

In weiteren Sparten ist eine Tarifierung nach diesem Datenübermittlungsprinzip denkbar. Mit Apps, die sportliche Aktivitäten überwachen (Runtastic, SportsTracker etc.), ist ein ähnliches Modell bereits am ehesten in der Krankenversicherung vorstellbar.

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