Jedes Jahr erhalten rund 31 Millionen Versicherte mit mindestens fünf Berufsjahren ein Schreiben der Deutschen Rentenversicherung mit ihren persönlichen Renteninformationen. Dabei werden den zukünftigen Rentnern deutlich zu hohe Renten in Aussicht gestellt.

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Rentenbescheid: Ein Viertel weniger Rente als ausgewiesen

"Tatsächlich haben viele Arbeitnehmer real gut ein Viertel weniger zu erwarten als vorausgesagt", heißt es in einer SWR-Mitteilung. So bliebe heutigen Durchschnittsverdienern als Rentner nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben "nicht viel mehr als die Grundsicherung".

Kritik hagelt es von Rentenexperten im ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus. Sie halten die Prognosen der Deutschen Rentenversicherung für irreführend. Stefan Sell, Professor an der Fachhochschule Remagen, geht sogar einen Schritt weiter und stellt das aktuelle Rentensystem grundsätzlich infrage: "Wenn das den Leuten transparent gemacht werden würde, dann würde natürlich der gesamte Legitimationsunterbau der Rente in sich zusammenbrechen. Die Leute würden sich zu Recht fragen, warum soll ich in so ein System einzahlen, (...) wenn ich eh nur eine Leistung bekomme, die der Grundsicherung entspricht".

Wie beängstigend die Realität wirklich ist, zeigen die Recherchen von Plusminus. So lande selbst ein Durchschnittsverdiener der 45 Jahre sechsstellige Beträge in die Rentenkasse eingezahlt hat, nach Berücksichtigung aller Abzüge, im Alter an der Armutsgrenze. Bei einer in Aussicht gestellten Rente von 1.300 Euro blieben somit real gerade einmal 950 Euro übrig.

Abzüge von mehr als 25 Prozent möglich

So rechnen die Experten mit zum Teil mehr als 25 Prozent Abzügen für heute 55jährige und Jüngere. Denn Rentner müssen vom Altersgeld sowohl Steuern ans Finanzamt, als auch die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung begleichen. Weiterhin reduziere sich die zukünftige Rente durch das sinkende Rentenniveau um weitere 12 bis 18 Prozent.

Versicherungsmathematiker Peter Schramm hält die Renteninformation für irreführend. So könne man "gar nicht herauslesen, wie dramatisch es wirklich um die eigene Rente bestellt ist“.

DRV wehrt sich gegen Darstellung

Derweil äußerte sich ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund sichtlich irritiert, ob der Plusminus-Darstellung und nannte Selbige "in hohem Maße irreführend und teilweise auch schlicht falsch". So werde im Rentenbescheid ausdrücklich darauf hingewiesen, dass von der Rente Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge und auch Steuern zu zahlen seien. "Wieso "Plusminus" dennoch meint, hier werde eine gefährliche Rentenillusion vermittelt, bleibt unerfindlich", sagte der Sprecher.

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Auch die Rechnung mit der Monatsrente sei fraglich. So liege "die Netto-Monatsrente bei etwa 1100 Euro und damit weit über dem Betrag, der im Regelfall als Grundsicherung gezahlt würde".

Plusminus

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