Die Verbraucherzentrale will Offshore-Windparks abschalten. Grund dafür ist eine aktuelle Analyse der Verbraucherzentralen. “Der Bau von Seewindanlagen weit draußen und tief im Meer stellt sich immer mehr als ein ökonomischer und technischer Irrläufer heraus“, heißt es in einer neuen Analyse der Verbraucherzentralen, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin vorliegt. „International wird sich allenfalls Seewind in Küstennähe durchsetzen, was aber in Deutschland wegen des Wattenmeers nicht infrage kommt“, schreibt der Energieexperte Holger Krawinkel in der Analyse. Aufgrund der Abfolge von Ebbe und Flut müssen die Anlagen in Deutschland besonders weit vor der Küste gebaut werden - und das erzeugt einen Mehraufwand beim Bau und der Wartung der Anlagen.

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Bau von Offshore-Windparks stellt sich als ein ökonomischer und technischer Irrläufer heraus

Es ist nicht das erste Mal, dass an der Effizienz der Windanlagen auf hoher See gezweifelt wird. Bereits bei einem gescheiterten Strompreis-Gipfel am 21. März im Kanzleramt waren die Windparks als Kostentreiber der Energiewende ausgemacht worden. Der Grund für die steigenden Kosten sind unter anderem technische Schwierigkeiten beim Netzanschluss, der Milliarden verschlingt. Rund 3.880 Kilometer Seekabel müssen verlegt werden, damit die Windkraft der Anlagen genutzt werden kann.

Zu „Kathedralen der Energiewende“ hat Umweltminister Peter Altmaier (CDU) sie einst ausgerufen. Bis zu 10.000 Megawatt sollen Offshore-Windparks auf hoher See bis zum Jahr 2020 liefern, wenn es nach den Plänen der Bundesregierung geht. Das ist genug Energie, um 10 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen. Doch nun geraten die gewaltigen Energieprojekte immer öfter in die Kritik. Schuld sind die hohen Mehrkosten, die Verbrauchern aufgrund des hohen technischen Aufwandes entstehen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert sogar den Stopp des Anlagenbaus.

Verbraucher zahlen für Mehrkosten

Leidtragende sind aber die Verbraucher, weil sie Mehrkosten für den Offshore-Windstrom über die EEG-Umlage mitzahlen. Und das macht sich auf der Stromrechnung deutlich bemerkbar: Der Fördersatz für Offshore-Windanlagen, die nun ans Netz gehen, ist in den ersten acht Jahren mehr als doppelt so hoch wie bei der Energieerzeugung an Land. Kein Wunder also, dass die Verbraucherzentralen hier den Finger in die Wunde legen.

In der Politik wachsen ebenfalls die Zweifel. "Die Offshore-Windenergie wird sich in den kommenden Jahren zum großen Strompreistreiber entwickeln", sagt etwa Josef Göppel, Obmann der Unionsfraktion im Umweltausschuss des Bundestags – und fordert, die Rolle der Energiegewinnung auf hoher See neu zu überdenken. Das bedeutet vor allem: Die geplanten Kapazitäten deutlich zurückzufahren, wenn sich die Betreibung der Offshore-Energie als zu teuer und aufwendig entpuppt. "Deutschland kann die Energiewende allein mit Solarenergie und Wind an Land schaffen", argumentiert auch Holger Krawinkel vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

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Allianz und Munich Re wollen in Offshore-Windparks investieren

Die kritischen Töne werden in den Vorstandsetagen der Versicherer für Diskussionen sorgen. Sowohl die Allianz als auch Munich Re wollen vermehrt in die Windkraft investieren und so den niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen etwas entgegensetzen (der Versicherungsbote berichtete). Ein vielversprechendes Geschäft: Für Neuinvestitionen in Stromnetze hat die Bundesnetzagentur eine Eigenkapitalverzinsung von 9,05 Prozent festgelegt, um Investoren anzulocken. Am Kapitalmarkt lassen sich solche Renditen schon länger nicht mehr ohne Weiteres erzielen.

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