Geht es um das Thema Altersvorsorge, sind die Bundesbürger nicht immer gut beraten. Laut einer Studie im Auftrag von Bündnis 90/die Grünen verschenken die deutschen Sparer jedes Jahr rund 50 Milliarden Euro, weil ihnen bei Riester, Rürup und Co. die falschen Produkte empfohlen werden. Allein die Masse an gekündigten Verträgen führt jedes Jahr zu 16 Milliarden Euro Verlust (der Versicherungsbote berichtete).

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Thomas Oppermann, nahm die Umfrageergebnisse heute zum Anlass, die Finanzbranche scharf zu kritisieren. „Offenbar werden die Menschen umso schlechter beraten, je je mehr Geld auf dem Spiel steht“, sagte Oppermann der Neuen Osnabrücker Zeitung. Notwendig sei ein Wechsel von einer interessengeleiteten Provisionsberatung hin zu einer Honorarberatung.

Bei der Honorarberatung bekommt der Berater keine Bestandsprovision vom Versicherungsunternehmen ausgezahlt, sondern lässt sich für seine Beratungsleistung direkt vom Kunden bezahlen. „Das wäre ein fairer, ein transparenter Markt auf dem Gebiet der Finanzdienstleistungen. Der Honorarberatung gehört klar die klar die Zukunft", sagte Oppermann. Für eine Stärkung der Honorarberatung hatte sich auch bereits die Grünen-Abgeordnete Nicole Maisch ausgesprochen.

Nach einer neuen Studie verlieren Verbraucher jedes Jahr Milliarden, weil sie sachlich falsch beraten werden und die komplexen Finanzprodukte oft undurchschaubar sind. Dies stellte der Bamberger Finanzwissenschaftler Andreas Oehler in einem Gutachten für die Grünen-Bundestagsfraktion fest. Fraktionsvize Bärbel Höhn erklärte, die Probleme seien seit Jahren bekannt. „Es ärgert mich, dass die Bundesregierung es nicht schafft, dass schlechte Finanzprodukte besser erkannt werden und schwarzen Schafen schneller das Handwerk gelegt wird.“

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Ob die Honorarberatung eine Verbesserung der Beratungsleistung herbeiführen könnte, ist aber ebenfalls umstritten. Laut einer Studie von TNS Infratest wäre nur jeder fünfte Deutsche überhaupt bereit, für eine unabhängige Beratung zu zahlen (der Versicherungsbote berichtete). Verbindliche Qualifikationsrichtlinien fehlen nach wie vor für ein derartiges Beratungsmodell. Zudem kritisieren Experten wie BdV-Vorstand Axel Kleinlein, dass die Altersvorsorgeprodukte selbst für Fachleute intransparent und schwer zu berechnen seien.

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