Der traurige Rekord: 4,3 Millionen Menschen wurden im Jahr 2011 neu zur Flucht gezwungen, über 800.000 Menschen mussten ihr Land verlassen. Die anderen 3,5 Millionen Menschen wanderten innerhalb der eigenen Grenzen als Binnenflüchtlinge ab. Damit erreicht die Zahl der Neuflüchtlinge seit dem Jahr 2000 einen Höchststand. Dies geht aus dem heute veröffentlichten „Global Trends“-Report des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) hervor.

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“Das Jahr 2011 war geprägt von Leid epischen Ausmaßes. Innerhalb kürzester mussten in den Konflikten sehr viele Menschen einen hohen persönlichen Preis zahlen“, so UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres. „Wir können nur dankbar sein, dass das internationale Schutzsystem in den meisten Fällen funktionierte und die Grenzen für Flüchtlinge offen gehalten wurden.“

Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Irak und Somalia

Weltweit waren im letzten Jahr insgesamt 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten Menschen (26,4 Millionen) irrten im eigenen Land umher, 15,42 Millionen flüchteten ins Ausland und 895.000 waren Asylsuchende. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Jahr 2010 (47,3 Millionen Vertriebene) zwar leicht zurückgegangen. Aber die Vereinten Nationen berichten von „besorgniserregenden Trends“.

So ist etwa die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass Menschen jahrelang in Flüchtlingscamps oder Städten festsitzen, teils unter verheerenden hygienischen und sozialen Bedingungen. Für viele Menschen gestaltet sich die Situation zunehmend als ausweglos. 7,1 Millionen Flüchtlinge warten bereits seit mindestens 5 Jahren darauf, dass für sie eine Lösung gefunden wird. Auch befinden sich unter den Flüchtlingen rund 12 Millionen Staatenlose, die keine Staatsbürgerschaft besitzen. Oftmals werden ihnen grundlegende Menschenrechte verwehrt.

Die meisten Flüchtlinge weltweit kommen aus Afghanistan (2,7 Millionen), gefolgt vom Irak (1,4 Millionen Flüchtlinge), Somalia (1,1 Millionen Flüchtlinge) und der Demokratischen Republik Kongo (491.000 Flüchtlinge). Rund vier Fünftel aller Vertriebenen bleiben in den Nachbarländern. Pakistan beherbergt derzeit 1,7 Millionen Flüchtlinge, der Iran 886.500, Kenia 565.000 und der Tschad 366.500.

Ursache Hunger und Kriege

Neben Gewalt ist es vor allem Hunger, der die Menschen zur Flucht zwingt. Deshalb forderten mehrere Hilfsorganisationen wie Oxfam oder World Vision die 20 großen Industrie-und Schwellenländer (G 20) auf, den Kampf gegen Hunger und Armut angesichts der Schuldenkrise nicht zu vernachlässigen.

"Für die europäischen Länder gibt es immer neue Rettungsschirme, aber wird es auch einen für die ärmsten Länder der Welt geben?", fragte Silvia Holten, Sprecherin von World Vision Deutschland. "Es gibt ein Menschenrecht auf angemessene Ernährung. Dieses Recht wird seit Jahrzehnten massiv verletzt." Über eine Milliarde Menschen sind derzeit von Hunger betroffen.

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Heute beginnt im mexikanischen Badeort Los Cabos ein zweitägiger Gipfel der wichtigsten Industrienationen. Gastgeber Mexiko hat die Nahrungsmittelsicherheit zu einem der fünf Schwerpunkte seiner G-20-Präsidentschaft gemacht. Nicht ohne Grund: Mehr als die Hälfte der ärmsten der Welt lebt in Ländern der G-20-Gruppe. Dazu zählen neben Deutschland, der USA und Japan auch aufstrebende Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien.

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