Der neueste Vorschlag lautet, künftig nur noch 5-Dollar respektive 5-Euro-Scheine auszugeben, um den Zahlungsverkehr bei kleineren Einkäufen zu erleichtern. Da mit Bargeld die Negativ-Zinsen umgangen werden können, häufen sich aus der Finanzbranche schallend die Stimmen, die für die Abschaffung von Cash eintreten. Bei Straf-Zinsen ist es nur logisch, dass Bank-Kunden die Option wählen, ihre Einlagen abzuziehen. Diese Option müsse den Bürgern verboten werden, so wird gefordert. Erst neulich hat der Versicherungsbote über den Aufruf eines FDP-Abgeordneten berichtet, der gefordert hatte: "Wem die Freiheit am Herzen liegt, der muss das Bargeld verteidigen". Die Bekämpfung von Bargeld gestaltet sich tatsächlich apodiktisch.

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Der genannte Vorschlag der fünf Euro-Limitierung also wurde von Willem Buiter, dem Chefökonom der CitiGroup, formuliert. Buiter weiß, dass in schwachen Konjunkturphasen die Notenbanken die Zinsen immer weiter senken, berichtet Bloomberg. Unter die Null-Grenze ließen sich die Zinsen hingegen leider kaum drücken, da die Anleger auf Bargeld ausweichen würden. Bargeld bietet den Anlegern den letzten möglichen Weg, Negativ-Zinsen zu umgehen, ohne sich alternativ in hochriskanten Investments zu verlieren. Dieser Ausweg soll mit dem Bargeld-Verbot versperrt werden.

Negativzins als Argument gegen die Privatsphäre der Bürger

Buiter sieht drei Möglichkeiten: Bargeld könnte grundsätzlich verboten werden, der Staat könnte Steuern auf Bargeld erheben oder der fixe Wechselkurs zwischen Zentralbanken und Währungen könnte aufgehoben werden. Das klingt totalitär? Das ist es auch. Verbote sollten verboten werden.

Buiter zeigt aber auch sein Herz für Arme und Alte: Diese würden vorwiegend Bargeld verwenden und bei kleinen Alltags-Transaktionen nicht immer auf eine elektronische Zahlung zurückgreifen. Darum soll Bargeld nicht völlig abgeschafft werden: Die Bürger sollten weiterhin noch kleine Scheinchen ausgehändigt bekommen, aber maximal im Umfang von 5-Dollar-oder Euro-Noten.

Größere Scheine aber würden aus dem Programm genommen. Erst neulich hatten Schweizer Pensionsfonds damit angefangen, ihre Auszahlungen bar abzuheben und in Tresoren zu lagern. Dies wäre dann unmöglich, wenn sich die von Buiter vorgeschlagene Methode durchsetzt. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff schlug vor einiger Zeit gar die vollständige Abschaffung von Bargeld vor. „Die Zentralbanken könnten auf diese Weise leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln“, sagte er bei einer Vorlesung in München. „Außerdem könnten Steuerflucht und Drogenkriminalität besser bekämpft werden“, fügte er hinzu. „Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zentralbank-Zinsen weiter zu senken. Seine Beseitigung wäre seine sehr einfache und elegante Lösung für dieses Problem“. So wären die Bürger dann auch endlich gezwungen, jeden Cent den sie umsetzen, den Finanzbehörden zu melden und jede private Ausgabe offen zu legen. Eine wirklich herrliche Vision für alle Gegner von Privatsphäre.

Autonomie des Bürgers? Billig hat Vorfahrt

Chef-Analyst der Baader Bank, Robert Halver, sieht als Folge der Einführung von Negativ-Zinsen die Abschaffung von Bargeld in zahlreichen europäischen Staaten. „Wenn Bargeld abgeschafft wird, kann sich auch niemand mehr gegen Negativ-Zinsen wehren“, sagte Halver den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Der Bürger soll sich fortan also nicht mehr wehren dürfen, wenn ihm das, was sein "politischer Vormund" beschließt, missfällt. Und wenn er es doch tut, sind die Regierenden in ihrer Furcht vor einem Banken-Run sicher nicht um weitere Verbote verlegen. Finanzielle Notstandsgesetze, sozusagen.

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In Österreich berechnete eine Studie von Wissenschaftlern der Wirtschafts-Universität Wien, dass Karten- statt Bargeldzahlungen die Volkswirtschaft um hunderte Millionen Euro entlasten könnten. Die Studie erstellten die Forscher im Auftrag der Bankomatkarten-Betreiberin Payment Services Austria. WU-Professor Guido Schäfer rechnete folgendes vor: „Eine Bargeldzahlung kostet pro Euro Umsatz im Schnitt 2,6 Cent, eine Kartenzahlung hingegen 0,8 Cent. Im Schnitt werden pro Barzahlung 15 Euro ausgegeben – was volkswirtschaftlich gesehen 40 Cent kostet“. Schäfers Kollege Hanns Abele geht von jährlichen Einsparungen – wenn ständig mit Karten bezahlt wird – von 150 bis 300 Millionen Euro aus. Na, wenn das mal kein Argument ist. Hauptsache billig.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten

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