Am Freitagabend ist es endlich soweit: Um 18 Uhr wird in Warschau die diesjährige Fußballeuropameisterschaft angepfiffen! Co-Gastgeber Polen trifft auf Griechenland, das Überraschungsteam von 2004. Und es verspricht eine interessante Partie zu werden.

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Polen: Zum Siegen verdammt

Gastgeber Polen muss mit der Last großer Erwartungen kämpfen, alles andere als ein Sieg wäre eine riesige Enttäuschung. Und nicht immer sind die Ansprüche realistisch. Ministerpräsident Donald Tusk schätzte bei einer Stippvisite zum Nationalteam, dass die Mannschaft von Trainer Franciszek Smuda das Eröffnungsspiel 4:0 oder 5:0 gewinnen werde – Dies zeigt, wie hoch die Erwartungshaltung im Nachbarland ist.

Doch nicht alles spricht dafür, dass das Team die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen kann. Derzeit steht die Mannschaft nur auf Rang 62 der FIFA-Weltrangliste, die Leistungsfähigkeit ist schwer einzuschätzen. Eine Qualifikation musste Polen als Gastgeber nicht bestreiten, Siege in Testspielen gegen Mannschaften wie Andorra sind wenig aussagekräftig.

Dennoch zeigt sich der polnische Nationaltrainer zuversichtlich. „Normalerweise schlafe ich vor wichtigen Spielen schlecht. Das ist diesmal anders. Denn dieses Team hat mich in den vergangenen zweieinhalb Jahren in allen Bereichen überzeugt", sagte Smuda. "Die Zuschauer werden ein fantastisches Doping sein." Diese Aussage gibt auch die Marschrichtung vor: Smuda hat angekündigt, offensiv spielen zu lassen.

Bei Polen finden sich gleich mehrere Spieler in der Mannschaft, die den deutschen Fans bestens bekannt sein dürften. Große Hoffnungen ruhen auf dem Dortmunder Meistertrio Robert Lewandowski, Kuba Blaszczykowski und Lukasz Piszczek – sie sollen helfen, dass nicht schon in der Vorrunde Schluss ist. Auch die Spieler Sebastian Boenisch (Werder Bremen) und Eugen Polanski (Mainz 05) sind bekannte Gesichter in einer Mannschaft, die ein wenig zusammengewürfelt wirkt. Um bei der EM 2012 dabeisein zu können, haben sich Boenisch und Polanski kurzerhand „polonisieren“ lassen – beide sind in Polen geboren, aber in Deutschland aufgewachsen. Und beide trugen sogar schon den Bundesadler auf der Brust: Sie standen für Deutschlands U21-Auswahl auf dem Rasen.

Bei Fans und Verantwortlichen stößt die Berufung der „Neupolen“ auf Kritik – ihre polnischen Sprachkenntnisse sind gering, die Identifizierung mit der polnischen Kultur ebenfalls. Doch auch andere Spieler wurden kurzerhand für das Nationalteam aus dem Ausland angeworben. Aus der französischen Liga kommen die Spieler Ludovic Obraniac (Girondins Bourdeaux) und Damian Perquis (FC Socheaux) ins polnische Team.

Griechenland: Ein bisschen so wie Chelsea

Griechenland wird so spielen, wie sie es bereits in früheren Turnieren taten: Aus einer sicheren Abwehr heraus auf die Fehler des Gegners lauern. Insofern hat Trainer Fernando Santos, der das Zepter von Otto Rehhagel übernahm, wenig an der Spielphilosophie der letzten Jahre geändert.

Die Defensivspezialisten aus Südosteuropa sind trotz der geringen Torausbeute in der Qualifikation nicht zu unterschätzen. Zwar trafen sie auf dem Weg zur EM nur vierzehn Mal in zehn Spielen, sie mussten allerdings auch nur vier Gegentore in Kauf nehmen. Ein deutliches Ausrufezeichen konnte Griechenland schon setzen, denn seit zwei Jahren ist die Mannschaft ohne Pflichtspielniederlage. Die Hellenen qualifizierten sich für das Turnier ungeschlagen als Gruppenerster vor den spielstarken Kroaten. Dass sich diese Taktik als erfolgreich erweisen kann, zeigte zuletzt Chelsea London, die mit einer ähnlichen Spielanlage Champions-League-Sieger wurden.

Folglich gehen die griechischen Spieler voller Selbstvertrauen in die Europameisterschaft. Vielen ist noch ihr Überraschungs-Coup von 2004 im Gedächtnis. Auf der UEFA-Homepage lässt sich der griechische Linksverteidiger Giorgos Tzavellas zitieren: „Griechenland hat schon einmal eine Party platzen lassen und jetzt probieren wir es noch einmal.“

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Als gutes Omen wird gewertet, dass sie auch diesmal wieder das Turnier gegen den Gastgeber eröffnen dürfen. Und auch wenn ein echter Star im Team fehlt, so haben sie bekannte Gesichter Reihen: Abwehr-Hühne Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04 hat gute Chancen auf die Startelf, von Werder Bremen ist Sokratis im Team. Auch Theofanis Gekas muss hierzulande niemandem mehr vorgestellt werden. Drei Spieler sind noch von der sensationellen Europameister-Mannschaft von 2004 im Kader: Während Torwart Chalkias nur Ersatztorhüter ist, gelten Katsouranis und Kapitän Karagounis als absolute Leistungsträger.

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