Wie das Statistische Amt der Europäischen Union Eurostat heute berichtet, stiegen in den 27 EU-Ländern die Strompreise zwischen dem zweiten Halbjahr 2010 und dem zweiten Halbjahr 2011 im Schnitt um 6,3 Prozent. Die Gaspreise legten sogar noch deutlicher zu: Durchschnittlich mussten die Verbraucher europaweit 12,6 Prozent mehr zahlen. Auch in Deutschland müssen die Haushalte tiefer in die Tasche greifen: Die Strompreise einschließlich Steuern stiegen um 3,8 Prozent, die Gaspreise sogar um 12,1 Prozent.

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Große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern

Dabei zeigen sich zwischen den Ländern jedoch große Unterschiede bei der Energiepreisentwicklung. Während die Gaspreise etwa in Großbritannien um stolze 27 Prozent zulegten, in Luxemburg um 22 Prozent und in Belgien immerhin noch um 21 Prozent, blieben die Preise für Gas in Rumänien, Dänemark und Spanien nahezu stabil.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Strompreisen. Hier musste Lettland eine Teuerung um 27 Prozent verkraften, Zypern um 19 Prozent und Portugal und Spanien um je 13 Prozent. Auch Großbritannien mussten die Haushalte 12 Prozent mehr für Strom zahlen. Demgegenüber blieben die Preise in Litauen, Malta oder Finnland nahezu unverändert, in Luxemburg sank der Strompreis sogar um 5 Prozent.

In Euro ausgedrückt waren die durchschnittlichen Strompreise für Haushalte in Bulgarien (8,7 Euro pro 100 kWh), Estland (10,4) und Rumänien (10,9) im zweiten Halbjahr 2011 am niedrigsten und in Dänemark (29,8), Deutschland (25,3), Zypern (24,1) und Belgien (21,2) am höchsten. Der durchschnittliche Strompreis in der EU27 betrug 18,4 Euro pro 100 kWh.

Die niedrigsten Gaspreise für Haushalte zahlten die Menschen in Rumänien (2,8 Euro pro 100 kWh), Estland (4,4), Lettland (4,6) und Bulgarien (4,7). Am teuersten war Gas hingegen in Schweden (11,7 Euro pro 100 kWh), Dänemark (10,9) und Italien (8,8). Die deutschen Verbraucher mussten 6,4 Euro pro hundert Kilowattstunden zahlen. Der durchschnittliche Gaspreis in der EU27 betrug ebenfalls 6,4 Euro pro 100 kWh.

Kosten nach Kaufkraftbereinigung

Zu Bedenken ist allerdings hinsichtlich der Energiekosten, dass sich auch die unterschiedliche Kaufkraft und Verdiensthöhe in den einzelnen Ländern auswirkt: In Ländern mit einem hohen Durchschnittseinkommen müssen die Menschen beispielsweise anteilig weniger Geld von ihrem Lohn für Energie aufwenden als in Staaten, in denen die Menschen wenig verdienen. Deshalb weist das statistische Amt der EU auch die die Kunstwährungseinheit KKS (Kaufkraftstandard) aus, um die Unterschiede zwischen den Preisniveaus verschiedener Länder auszugleichen. Ein KKS erlaubt die Anschaffung des gleichen Volumens von Gütern und Dienstleistungen in allen Ländern.

Nach Kaufkraftbereinigung wurden die niedrigsten Gaspreise für Haushalte in Luxemburg (4,8 KKS pro 100 kWh), dem Vereinigten Königreich (5,2), Rumänien (5,4), Irland und Frankreich (je 5,7) verzeichnet und die höchsten in Bulgarien (10,1), Ungarn (9,7) und Slowenien (9,6). Deutschland ist bei den Gaskosten mit 6,1 KKS sogar unter dem EU-Schnitt der Gaskosten.

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Anders sieht es bei den Strompreisen aus: Hier sind die Preise in Deutschland auch nach der Kaufkraftbereinigung besonders hoch. In Kaufkraftstandards (KKS)5 ausgedrückt wurden die niedrigsten Strompreise für Haushalte in Finnland (11,4 KKS pro 100 kWh), Frankreich (12,6) und Griechenland (13,5) verzeichnet und die höchsten in Zypern (26,7), Ungarn (26,4), der Slowakei (24,9) und Deutschland (24,2).

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