Für das diesjährige „Managerinnen-Barometer 2011“, einer jährlichen Untersuchung zum Frauenanteil in Führungspositionen, konnten die Autorinnen Elke Holst und Julia Schimeta keinen nennenswerten Anstieg gegenüber dem Vorjahr beobachten. Im Vorstand der deutschen Top-200-Unternehmen waren Frauen auch 2011 wieder mit nur drei Prozent vertreten. „Hier herrscht eine männliche Monokultur“, so Elke Holst. Die DIW-Expertin kritisierte, dass Frauen an den maßgeblichen wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen nach wie vor kaum beteiligt seien.

Hingegen stieg der Frauenanteil in den Aufsichtsräten leicht von 10,6 Prozent im Vorjahr auf 11,9 Prozent. „Weiterhin sind aber mehr als zwei Drittel der Frauen in Aufsichtsräten Vertreterinnen der Arbeitnehmerschaft, die aufgrund von Mitbestimmungsregelungen in das Gremium gelangten“, erklärt Schimeta. Bei den im Fokus der Öffentlichkeit stehenden DAX-30-Unternehmen nahm der Frauenanteil 2011 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Punkte auf 3,7 Prozent zu.

In kleineren Unternehmen sind weibliche Führungskräfte etwas häufiger vertreten

Erstmals wurden auch die Spitzengremien der mittelgroßen und kleineren börsennotierten Unternehmen des MDAX und SDAX in Deutschland in die Untersuchung einbezogen. Hier ist der Frauenanteil ebenfalls sehr niedrig: Im Jahr 2011 waren nur 2,3 Prozent der Vorstandsmitglieder der MDAX-Unternehmen Frauen, bei den SDAX-Vorständen kamen die DIW-Expertinnen auf 4,8 Prozent Frauen. „Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt bei den kleineren Unternehmen etwas höher als bei großen, insgesamt reden wir jedoch nur von minimalen Unterschieden. Die Männer-Dominanz ist auch hier überwältigend“, sagt Holst.

Zum zweiten Mal wurden Unternehmen mit Bundesbeteiligung – wie etwa die Deutsche Bahn AG, die KfW-Bankengruppe oder die Deutsche Telekom AG, aber auch kleine Unternehmen, wie die Bayreuther Festspiele GmbH – im DIW-Managerinnen-Barometer untersucht. Hier sind Frauen in den Vorständen mit 8,2 Prozent und im Aufsichtsrat mit 17,7 Prozent vertreten. „Mögliche Erklärungen dafür könnten Unterschiede in der Unternehmensgröße oder Effekte der funktionsgebundenen Gremienbesetzung sein. Die höheren Anteile könnten aber auch als Folgen der Gleichstellungsgesetzgebung im öffentlichen Dienst interpretiert werden“, erklärt Schimeta.

Finanzsektor: Männliches Hoheitsgebiet

Auch im Finanzsektor gibt es kaum Verbesserungen: In die Vorstände der größten 100 Banken und Sparkassen gelangen Frauen nur im Ausnahmefall. In 88 Prozent der Vorstände sind Männer vollkommen unter sich. Der Frauenanteil liegt auf einem ähnlich geringen Niveau wie in den Jahren davor: in den 100 größten Banken und Sparkassen bei 3,2 Prozent, in den untersuchten 59 Versicherungen bei 3,6 Prozent. Anteilig mehr Frauen sind in Aufsichtsräten vertreten. In Banken und Sparkassen stellen sie 16,6 Prozent und in den Versicherungen 13,1 Prozent der Mitglieder. Bei den Banken entspricht dies einem Anstieg um 1,5 Prozentpunkte in den letzten fünf Jahren.

Hier wurde eine große Chance mehr Frauen in Spitzenpositionen zu bringen verpasst. „Im Zuge der Finanzkrise gab es bei Banken und Versicherungen zahlreiche Neubesetzungen und Umstrukturierungen gerade in den Spitzengremien. Diese wurden jedoch nicht dazu genutzt, den Frauenanteil auf der Leitungsebene zu erhöhen – obwohl Frauen die Mehrheit der Belegschaften stellen“, hebt Holst hervor. „Es ist davon auszugehen, dass es hier an innerbetrieblichen Aufstiegschancen und der Förderung von flexiblen Karrierewegen mangelt.“