Aktuell wird eine Reform der Praxisgebühr diskutiert (Der Versicherungsbote berichtete). Nun mehren sich die Stimmen, die für eine Abschaffung der Gebühr Partei ergreifen.

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Gegenüber dem Radiosender MDR Info sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, dass er eine Praxisgebühr in jeder Form ablehne. Die Gebühr habe sich bisher nicht auf die Zahl der Arztbesuche ausgewirkt. Deshalb halte er auch nichts von dem aktuell diskutierten Vorschlag, wonach Patienten zukünftig bei jedem Arztbesuch 5 Euro zahlen müssen.

Stattdessen sprach sich Straub für eine grundsätzliche Reform des ärztlichen Vergütungssystems aus. Wenn man die Zahl der Arztbesuche senken wolle, sei es sinnlos die Praxisgebühr isoliert zu betrachten, da es große finanzielle Anreize für Ärzte gebe, Patienten mehrmals pro Jahr zu bestellen. "Man muss über die Gesamtstruktur der ärztlichen Vergütung sprechen. Diese muss verändert werden, damit die Arzt-Patienten-Kontakt-Rate sinkt", so der Barmer-Vorstand.

Auch Ärzte-Präsident Montgomery gegen Praxisgebühr

Ebenfalls kritisch zur Praxisgebühr äußerte sich der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, in einem Interview mit der Zeitschrift „Die Welt“. Sie habe keinerlei Steuerungsfunktion und verursache höhere Bürokratiekosten, als sie Einnahmen einbringe, sagte er dem Blatt. Auch er erteilte dem Vorschlag der Union eine Absage, von nun an 5 Euro pro Arztbesuch zu berechnen. „Diese Lösung wäre sinnlos und würde noch mehr Bürokratie bedeuten.“

Ärzte-Tax von 5 Euro nun doch kein Thema?

Koalitionspolitiker widersprachen inzwischen Berichten, wonach zukünftig bei jedem Arztbesuch eine Gebühr von 5 Euro gezahlt werden soll. Es gebe keinerlei Überlegungen in diese Richtung, versicherte Unions-Fraktionsvize Singhammer. Auch ein Sprecher des Gesundheitsministeriums betonte, dass noch keine konkreten Vorschläge für eine Reform der Praxisgebühr ausgearbeitet wurden.

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Am Montag hatten mehrere Zeitungen übereinstimmend berichtet, dass in Koalitionskreisen eine Praxisgebühr von 5 Euro je Arzbesuch diskutiert werde. Eine „kleine, sozial abgefederte Selbstbeteiligung“ sei denkbar, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Heinz Lafermann gegenüber der Financial Times Deutschland.

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