Jens Wilhelm, für das Portfoliomanagement zuständiges Vorstandsmitglied bei Union Invest, nennt die wirkendenden Konjunkturprogramme und die lockere Geldpolitik der Notenbanken als wichtige Impulsgeber für die Weltwirtschaft und begründet so die positive Einschätzung.
Im nächsten Jahr komme es darauf an, dass die Volkswirtschaften wieder aus sich selbst heraus zu wachsen beginnen, also ohne die gewaltige Unterstützung durch Staaten und Notenbanken.

Wichtige Rahmenbedingungen für die Fortsetzung des Aufschwungs sind nach Einschätzung von Union Investment gegeben: Große Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien haben schnell wieder auf ihren Wachstumskurs zurückgefunden und können so ihren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung weiter steigern.
Zudem haben viele Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht, die Kosten gesenkt und durch Restrukturierungmaßnahmen ihre Profitabilität erhöht.
Rückenwind kommt auch von den Kapitalmärkten: Der seit Mitte März 2009 zu beobachtende Anstieg der Vermögenspreise trägt dazu bei, das in der Krise verloren gegangene Vertrauen langsam wieder herzustellen.
„Nach überstandener Finanzkrise sollten Anleger im Jahr 2010 wieder den Blick auf die Chancen an den Kapitalmärkten richten“, so Wilhelm. Bei anhaltend niedrigen Zinsen sei es notwendig, gezielt Chancen auch in risikoreicheren Anlageklassen zu nutzen.

Mehr Kreditvergabe und Wende am Arbeitsmarkt sind Bedingung

„Ein selbsttragender Konjunkturaufschwung ist jedoch kein Selbstläufer“, erklärt Wilhelm.
Als Voraussetzung dafür muss die Kreditvergabe der Banken anspringen, damit Unternehmen wieder stärker investieren und private Haushalte mehr konsumieren können.
Eine weitere Voraussetzung ist die Trendwende am Arbeitsmarkt.
Dies gilt besonders für die USA, wo der Anstieg der Arbeitslosigkeit außergewöhnlich stark ausfiel. Nur wenn die Beschäftigung wieder zunimmt, besteht die Chance auf steigende Einkommen und damit einen höheren privaten Verbrauch sowie geringere Kreditausfälle.
Für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung sieht Wilhelm als dritte Voraussetzung weiter ansteigende Unternehmensgewinne. Dazu müssten nun die Umsätze anziehen, da der Spielraum über Kostensenkungen weitgehend ausgeschöpft sei.
„Steigende Umsätze bei niedrigen Kosten bieten die Chance auf überproportionales Gewinnwachstum“, so das Vorstandsmitglied.

Entscheidend ist die Geldpolitik

Auf dem Weg zu selbsttragendem Wirtschaftswachstum spielt die Geldpolitik eine entscheidende Rolle. „Die Gefahr ist, dass die Leitzinsen zu früh und zu schnell angehoben werden und damit den Wirtschaftsaufschwung bremsen“, so Wilhelms Einschätzung.
Angesichts der derzeit noch niedrigen Inflation sieht er keine unmittelbare Notwendigkeit für einen überstürzten Kurswechsel der Notenbanken. Vor Mitte 2010 sei weder von der US-Notenbank noch von der Europäischen Zentralbank eine Erhöhung der Leitzinsen zu erwarten. Wenn im zweiten Halbjahr 2010 die geldpolitischen Zügel langsam angezogen werden und die zusätzlichen staatlichen Ausgaben aus den Konjunkturprogrammen an Wirkung verlieren, rechnet Union Investment mit erschwerten Bedingungen an den Kapitalmärkten.
In allen Anlageklassen kann es dann zu Kurskorrekturen kommen. Zudem ist mit erhöhter Volatilität zu rechnen und die Anlagefavoriten werden häufiger wechseln.

Unternehmensgewinne sind die Treiber am Aktienmarkt

An den Aktienmärkten sollte die Aufwärtsbewegung zunächst weitergehen, wenn auch in geringerem Tempo als in den letzten Monaten. Nachdem Kursgewinne im Jahr 2009 maßgeblich aus der Korrektur der sehr günstigen Bewertungen resultierten, wird im kommenden Jahr die Gewinnentwicklung der Unternehmen zum wichtigsten Markttreiber.
Union Investment erwartet für das kommende Jahr ein deutlich zweistelliges Gewinnwachstum. Der Aktienmarkt bleibt somit weiterhin gut unterstützt. Zu den Favoriten zählt Wilhelm Aktien aus den Emerging Markets und Dividendentitel: „Hohe Dividendenrenditen machen Aktien auch im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen zusätzlich attraktiv.“
Vor allem für langfristig orientierte Anleger überwiegen Chancen. „In den vergangenen 40 Jahren gab es trotz Krise nur 12 von 358 Fälle, in denen Aktien nach zehn Jahren vorübergehend ein negatives Ergebnis verbuchten. Dafür lag der Durchschnittsertrag bei zehn Prozent“, resümiert Wilhelm.

Hohe Realrendite macht Renteninvestments attraktiv

Nach hohen Kurszuwächsen im Jahr 2009 neigt sich die Euphorie bei Neuemissionen im Bereich der Unternehmensanleihen oder Schwellenländerbonds langsam dem Ende zu. Bonitätsstarke Emittenten dürften jedoch weiterhin keine Probleme haben, sich über Anleihen zu refinanzieren.
Bei Unternehmen mit geringerer Kreditwürdigkeit werden dagegen die Ausfallrisiken wieder stärker Beachtung finden, was insbesondere für den Finanzsektor gilt. „Wie bei den Aktien wird auch bei Unternehmensanleihen die Einzeltitelselektion wieder mehr im Vordergrund stehen“, so Wilhelm.
Eine breite Diversifikation in der Rentenanlage sei daher unverzichtbar.

Das Umfeld für Staatsanleihen beurteilt Wilhelm weiterhin positiv: „Auf niedrigem Niveau verankerte Zinsen, geringe Inflation und mäßiges Wirtschaftswachstum sind gute Voraussetzungen für Rentenanlagen.“
Eine Zehnjahresrendite von 3,5 Prozent bei einer Inflationsrate von knapp über null Prozent entspreche einer Realverzinsung von über drei Prozent und sei vor allem im Vergleich zum Geldmarkt attraktiv.
Zu Vorsicht rät Wilhelm erst in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Notenbanken mit Zinsanhebungen beginnen und damit die Gefahr steigender Renditen und fallender Anleihekurse besteht. Timing-Aspekte spielen hier eine entscheidende Rolle.

Rohstoffe als Beimischung für jedes Depot

Obwohl die Rohstoffnachfrage angesichts der gering ausgelasteten Unternehmenskapazitäten nur geringfügig gestiegen ist, waren auch in dieser Anlageklasse in den letzten Monaten deutliche Preisanstiege zu beobachten.
„Nach Anlage suchende Liquidität machte auch vor Rohstoffen nicht Halt“, erklärt Wilhelm diese Entwicklung. Hinzu komme, dass Rohstoffe als gute Versicherung gegen den längerfristig befürchteten Inflationsanstieg und die Dollarschwäche angesehen würden.
Aufgrund gut gefüllter Rohstofflager und einer eher moderat steigenden Nachfrage dürfte der Spielraum für weitere Preisanstieg bei Rohstoffen kurzfristig begrenzt sein. Langfristig werde jedoch angesichts der steigende Nachfrage aus den Emerging Markets die Rohstoffknappheit wieder zu einem zentralen Thema.

Immobilienmärkte mit gemischtem Ausblick

Der Prognose für die konjunkturelle Entwicklung vieler Volkswirtschaften hat sich in den zurückliegenden Monaten zwar deutlich verbessert, für die meisten Büro-Vermietungsmärkte ist kurzfristig jedoch keine Erholung in Sicht.
„Der Ausblick für die europäischen Büromärkte ist nach wie vor eingetrübt. Aufgrund der schwächeren Flächennachfrage werden die Spitzenmieten auch 2010 auf fast allen Märkten weiter nachgeben“, sagt Dr. Wolfgang Mansfeld, Mitglied des Vorstands von Union Investment und zuständig für das Geschäftsfeld Immobilien.
Ein etwas positiveres Bild zeichnet sich dagegen auf dem Vermietungsmarkt für den Einzelhandel ab. „Für die 1A-Lagen der großen deutschen Einzelhandelsstandorte lässt sich eine hohe Stabilität bei den Mieten und der Flächennachfrage feststellen, weshalb sich die Mieten in diesem Segment voraussichtlich robust entwickeln werden“, erklärt Mansfeld.
Insgesamt werden die Mieten auf ausgewählten europäischen Einzelhandelsmärkten auch 2010 stabil bleiben. „Wir haben deshalb den Anteil an Einzelhandelsflächen in unseren Fonds ausgebaut“, so Mansfeld.
Generell rät Mansfeld Anlegern dazu, bei der Investition in einen Offenen Immobilienfonds auf Qualität zu achten. „Es werden sich zu- künftig diejenigen Offenen Immobilienfonds überdurchschnittlich gut entwickeln, die in langfristig vermietete Objekte mit stabilen Cash- flows investiert sind und sich in den überhitzten Märkten mit Käufen zurückgehalten haben“, führt Mansfeld aus.
Anleger sollten zudem verstärkt auf Fondsanbietern setzen, die bereits lange am Markt etabliert sind und die über ein gut ausgebautes Vertriebsnetz verfügen.
„Die aktuell wieder aufkommenden Probleme einiger Anbieter, die ihre Immobilienfonds erneut schließen oder noch immer geschlossen halten müssen, gelten nicht für die großen Fondshäuser“, resümiert Mansfeld.

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