Die Altersvorsorge in Deutschland steht endgültig vor schwerwiegenden Turbulenzen – und die gegenwärtigen Perspektiven stimmen mehr als bedenklich. Im Herbst 2025 zeichnet sich denn auch ein äußerst düsteres Bild: Die überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger befürchtet ein sinkendes Rentenniveau, während die Politik scheinbar untätig zusieht und sich der Dramatik der Lage noch immer nicht bewusst werden will. Die Befunde einer aktuellen Forsa-Umfrage, die im Auftrag der Initiative Minderheitsaktionäre erhoben wurde, zeigen eine breite Sorge um Versorgungslücken und eine zugleich fortschreitende Bereitschaft zur privatwirtschaftlichen Vorsorge. Viele Befragte legen den Parteien dabei den Schritt in Richtung kapitalgedeckter Modelle nahe – doch passiert ist in dieser Hinsicht bislang fast nichts.

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Die politische Debatte befindet sich ohnehin in einer Sackgasse. Die Skepsis gegenüber der gesetzlichen Rente wächst in hohem Tempo und kapitalgedeckte Ansätze wie die Aktienrente gewinnen deutlich an Relevanz. Doch Versuche der FDP, die Kapitalmärkte stärker zu integrieren, gingen im Laufe der zurückliegenden Legislaturperiode ins Leere. Und auch der Blick nach Skandinavien, wo das System einer kapitalmarktorientierten Altersvorsorge gut funktioniert, scheint in Deutschland politisch nur zögerlich oder gar nicht gewollt. Obwohl das Konzept für die von den Liberalen ursprünglich geplante Aktienrente längst fertig auf dem Tisch lag, blieb und bleibt vor allem die SPD zurückhaltend. Trotz des vom neuen Bundesfinanzminister Lars Klingbeil angedachten Altersvorsorgedepots, dessen Details aber noch unklar sind, treibt die Politik in Deutschland die Vorhaben zum Aktiensparen und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Sicherung einer stabilen Altersvorsorge einfach nicht entschlossen genug voran.

Druck steigt, endlich tragfähige Lösungen zu entwickeln

Dabei drängen sich zentrale Finanzierungsfragen der Rente immer stärker in den Vordergrund und können nicht länger ignoriert werden. Denn Fakt ist: Die Umlagefinanzierung der gesetzlichen Rente wird zunehmend belastet – und bis 2050 könnten rund 60 Prozent des öffentlichen Haushalts dafür vonnöten sein. Ähnliche Trends zeichnen sich im öffentlichen Sektor ab: Beamtenpensionen steigen und der Handlungsdruck wächst, endlich tragfähige Lösungen zu finden, bevor das System komplett ins Ungleichgewicht kippt.

Private Vorsorge wird vor diesen Hintergründen zu einer zwingenden Komponente der Lebensplanung. Ab dem Alter von 45 Jahren ist eine private Absicherung kaum mehr verzichtbar, lautet eine klare These vieler Experten. Die Politik ist daher dringend aufgefordert, den Weg zu grundlegenden Reformen endlich mutig zu gehen, inspiriert von Ländern, die ähnliche Herausforderungen gemeistert haben. Schweden dient dabei oft als Paradebeispiel: Dort fließen Teile der Beiträge in einen schlanken, renditeorientierten Staatsfonds. Deutschland braucht zwingend solche Impulse, um bis 2035 nicht von einer drohenden Engstelle überrollt zu werden. Auch andere Säulen bleiben den Ergebnissen der Forsa-Umfrage zufolge relevant: private Rentenversicherungen, betriebliche Altersvorsorge, Immobilienbesitz und Anlageformen wie ETFs. Damit der Wandel gelingt, muss der Abbau regulatorischer und steuerlicher Hürden aber höchste Priorität haben.

Frühstart-Rente alleine wird Probleme nicht lösen können

Die Frühstart-Rente als Baustein der Altersvorsorge kommt unterdessen in der Bevölkerung gut an: Rund zwei Drittel der Befragten unterstützen diese Idee, die darauf abzielt, Spar- und Anlageverhalten bereits in jungen Jahren zu verankern und den frühzeitigen Zugang zum Aktienmarkt zu ermöglichen. Welche konkreten Anlagewege genutzt werden, bleibt allerdings offen; wahrscheinlich werden ETFs oder ähnliche Fonds eine zentrale Rolle spielen. Klar ist aber auch: Allein dieses Instrument wird die demografische Herausforderung nicht lösen können.

Auf der politischen Bühne haben die Freien Demokraten wie bereits erwähnt ein durchweg schlüssiges Konzept hinterlassen. Eine schnelle Umsetzung des Ganzen wäre schon im anstehenden neuen Jahr 2026 möglich – wenn der Wille der Wählerinnen und Wähler berücksichtigt und von den Parteien auch entsprechend umgesetzt wird.

Kapitalmarkt muss mit einbezogen werden

Grundsätzlich und losgelöst davon gilt jedoch: In der aufgeheizten Debatte um Beamte und Rentenpolitik ist Vorsicht geboten. Die Forderung, Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung zu integrieren, wirkt populistisch und würde das Beamtentum grundlegend verändern. Gleichzeitig würden steigende Beiträge auch die Sozialabgaben erhöhen – ein „Beitragsschock“ ist nur eine der realen Sorgen, die mit diesem kontrovers diskutierten Thema einhergehen. Fest steht: Die in allen Belangen verfehlte Rentenpolitik in Deutschland schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft, die ohnehin seit geraumer Zeit unter Druck steht.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Die Bevölkerung rechnet den Forsa-Ergebnissen zufolge mit einer signifikant wachsenden Versorgungslücke, während sich die Politik der Einbeziehung des Kapitalmarkts bislang allenfalls zögerlich öffnet. Da der Generationenvertrag aufgrund der Schieflage des gesamten Rentensystems nicht mehr aufrechtzuerhalten ist, kann langfristig nur eine stärkere Nutzung des Kapitalmarkts die Deckungslücke in der Rente mildern. Die Herausforderung für die Politik heißt daher: Kapitalgedeckte Elemente intelligent verankern, die gesetzliche Rente stabilisieren – und zugleich faire Chancen für kommende Generationen sichern.

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