Im Mai hatte die Nürnberger per Ad-hoc-Meldung verkündet, die eigene strategische Unabhängigkeit ergebnisoffen zu überprüfen. Der Vorstand sprach dabei erstmals auch offen über mögliche Handlungsoptionen – inklusive Partnerschaften oder eines Verkaufs. Nach dem sich die Vienna Insurance Group als Favorit herauskristallisiert hatte, wurde zunächst ein unverbindliches Angebot in Höhe von 115 Euro je Aktie in Aussicht gestellt.

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Mitte Oktober hatten sich beide Seite auf eine umfassende strategische Partnerschaft geeinigt und eine Zusammenschlussvereinbarung unterzeichnet, die den Einstieg der VIG als Mehrheitsaktionärin vorsieht. Ziel ist es, die Nürnberger in ihrer Transformation zu einem Präventionsversicherer mit nachhaltigem, profitablem Wachstum zu unterstützen und die Marktposition beider Partner in Deutschland und Zentraleuropa zu stärken.

Beide Parteien hatten zudem vereinbart, für mindestens drei Jahre nach Vertragsabschluss keinen Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag abzuschließen. Damit bleibt die Eigenständigkeit der Nürnberger zunächst gesichert. Ein zentraler Bestandteil der Vereinbarung ist auch die Sicherung des Standorts Nürnberg sowie der bestehenden Arbeitsplätze und Betriebsvereinbarungen. VIG hat weitreichende Zusagen zur Mitarbeiterbindung und -förderung gegeben und sich verpflichtet, die Marke Nürnberger als eigenständiges Aushängeschild zu erhalten.

Darüber hinaus sagte die VIG erhebliche Investitionen zu. Insbesondere in die digitale Infrastruktur soll Geld fließen. Geplant ist die Finanzierung eines Großprojekts zur IT-Transformation, um eine moderne und effiziente Systemlandschaft zu schaffen. Diese Investitionen sollen die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Nürnberger langfristig stärken.

VIG zahlt Rekordpreis für Nürnberger-Übernahme

Nun ist die geplante Übernahme einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Denn Vorstand und Aufsichtsrat des fränkischen Versicherers haben eine gemeinsame Stellungnahme zum öffentlichen Erwerbsangebot der VIG abgegeben und sprechen eine klare Empfehlung aus. Beide Gremien sind überzeugt, dass die Transaktion „im Interesse der Nürnberger, ihrer Aktionäre und ihrer Arbeitnehmer“ liegt. Die Führungsebene empfiehlt den Aktionären daher ausdrücklich, das Angebot anzunehmen und ihre Aktien anzudienen. Auch die Mitglieder des Vorstands hätten nach eigenen Angaben ihre persönlich gehaltenen Aktien bereits eingereicht oder beabsichtigen dies zu tun.

Das Angebot der Vienna Insurance Group gilt als eines der attraktivsten Übernahmeangebote im deutschen Versicherungssektor der letzten Jahre. Die VIG bietet 120 Euro pro Nürnberger-Aktie in bar – eine Prämie von:

  • 173 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Dreimonatsdurchschnittskurs (XETRA),
  • 154 Prozent gegenüber dem XETRA-Schlusskurs am 13. Mai 2025, dem letzten Handelstag vor Bekanntgabe der strategischen Optionen.

Eine von der Investmentbank ParkView Partners erstellte Fairness Opinion bestätigt die Angemessenheit des Angebotspreises aus finanzieller Sicht. Das Angebot selbst wurde bereits am 24. Oktober 2025 veröffentlicht. Mit diesem Datum begann auch die Annahmefrist, die voraussichtlich am 21. November 2025 um 24:00 Uhr (Ortszeit Frankfurt am Main) endet.

Das öffentliche Erwerbsangebot steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen, insbesondere durch Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden. Im Zuge der Transaktion ist zudem geplant, die Nürnberger-Aktien von allen Handelsplätzen zu delisten, sobald dies gesetzlich möglich ist. Ein separates Delisting-Angebot ist nicht erforderlich, da die Aktien im unregulierten Markt notieren.