GKV warnt vor steigenden Beiträgen
Der GKV-Schätzerkreis hat seinen rechnerischen Zusatzbeitrag für 2026 vorgestellt – 2,9 Prozent. Doch für GKV-Chef Oliver Blatt ist das kein Zeichen der Entspannung. Die Kassen kämpfen mit leeren Rücklagen, einem strukturellen Defizit und fordern endlich politische Lösungen.

Für den Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, Oliver Blatt, ist die aktuelle Prognose vor allem eines: ein Realitätsabgleich. „Mit dem Ergebnis der heutigen Schätzung eines rechnerisch notwendigen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes in Höhe von 2,9 Prozent im nächsten Jahr nähert sich der offizielle Zusatzbeitragssatz der Realität an“, sagte Blatt. Denn schon heute liegt der tatsächliche Durchschnittssatz der Kassen bei 2,94 Prozent – weit über den vom Ministerium festgelegten 2,5 Prozent für 2025.
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Doch trotz dieser Annäherung warnt Blatt vor falscher Sicherheit: Viele Krankenkassen müssten ihre Rücklagen aufstocken, was der Schätzerkreis in seiner Kalkulation nicht berücksichtige. „Wer genauer hinschaut, erkennt, dass weiterhin Beitragsanhebungen zu erwarten sind.“
Das im Kabinett beschlossene Sparpaket von zwei Milliarden Euro bezeichnet Blatt als „Notnagel“. Es verbessere zwar kurzfristig die Lage, löse aber nicht die strukturellen Probleme des Systems. Dringend nötig seien Reformen im Arzneimittelmarkt und in der vertragsärztlichen Versorgung, um die steigende Ausgabendynamik zu bremsen.
„Es geht darum, Einnahmen und Ausgaben dauerhaft in Einklang zu bringen“, so Blatt. Nur so lasse sich der Beitragssatz langfristig stabilisieren – für Versicherte und Arbeitgeber gleichermaßen.
10 Milliarden fehlen – GKV zieht vor Gericht
Ein zentraler Streitpunkt bleibt die Finanzierung der Gesundheitskosten für Bürgergeldbeziehende. Der Bund überweist den Krankenkassen seit Jahren zu wenig, nach Berechnungen des Verbandes rund zehn Milliarden Euro jährlich. Der GKV-Verwaltungsrat hat daher im September eine Klage gegen die Bundesregierung beschlossen.
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Blatt macht deutlich: „Wir setzen uns seit Jahren auf allen Ebenen dafür ein, dass diese rechtswidrige Unterfinanzierung beendet wird – ohne Erfolg. Jetzt reicht es den Krankenkassen.“
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Nach Angaben des Verbandes liegen die Rücklagen der Krankenkassen nur bei sechs Prozent einer Monatsausgabe. Vorgeschrieben sind 20 Prozent. Weil viele Kassen 2024 keine ausreichenden Überschüsse erzielen konnten, wird die Auffüllung im kommenden Jahr notwendig – und damit wahrscheinlich neue Beitragserhöhungen.