Kfz-Versicherung: Ersatzteilpreise auf Rekordniveau lassen Reparaturkosten und Beiträge steigen
Die Preise für Autoersatzteile sind laut dem Versichererverband GDV erneut massiv gestiegen. Knapp sechs Prozent mehr als vor einem Jahr müssen die Kfz-Versicherer zahlen, wenn sie Teile wie Scheinwerfer, Rückleuchten und Kofferraumklappen ersetzen wollen.

Die Preise für Autoersatzteile sind erneut gestiegen. Bereits zwischen August 2023 und August 2024 waren die Preise im Schnitt um 6,2 Prozent erhöht worden. In seiner aktuellen Auswertung hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erneut die Ersatzteilpreise von 38 Fabrikaten mehrerer Hersteller ausgewertet. Der Schwerpunkt lag hierbei auf Teilen, die besonders oft nach einem Unfall getauscht werden müssen. „Zwischen August 2024 und August 2025 sind die Preise im Schnitt um knapp sechs Prozent gestiegen, bei einzelnen Teilen wie Vordertüren und Motorhauben sogar um rund acht Prozent“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.
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Die hohe Inflation ist nicht allein Ursache für die Teuerungen. Mit dem erneuten Preisanstieg setzt sich stattdessen eine Entwicklung fort, die der GDV seit längerer Zeit beobachtet: „Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rapide und sind weitgehend unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung. Während der Verbraucherpreisindex seit 2015 um rund 30 Prozent zugenommen hat, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um über 80 Prozent“, so Asmussen. Kofferraumklappen und hintere Seitenwände sind heute etwa doppelt so teuer wie vor zehn Jahren.
Die Kfz-Versicherer merken die steigenden Kosten natürlich deutlich: Die Reparaturkosten bei Unfällen schnellen ebenfalls nach oben. „Im vergangenen Jahr betrug der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4.250 Euro, das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr“, so Asmussen. Zum Vergleich: 2013 waren es noch 2.500 Euro. Neben den teurer werdenden Ersatzteilen treiben auch die steigenden Stundensätze von Kfz-Werkstätten die Reparaturkosten weiter nach oben.
Allein in den letzten beiden Jahren summierten sich die versicherungstechnischen Verluste der Kfz-Versicherer auf nahezu fünf Milliarden Euro. Viele Unternehmen waren gezwungen, ihre Beiträge deutlich anzuheben, um die Kostensteigerungen zumindest teilweise aufzufangen. Für das Jahr 2025 rechnet der Verband mit einer Rückkehr der Sparte in die versicherungstechnische Gewinnzone, geht aber von einem weiterhin hohen Preisdruck aus.
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Doch diese Anpassungen sind dringend notwendig. Denn die Branche arbeitete in diesem Segment lange defizitär. Während die Inflationsrate seit 2015 um 31,4 Prozent und die Preise für Ersatzteile im gleichen Zeitraum um 80,6 Prozent anstiegen, wurden die Beiträge in der Haftpflichtversicherung lediglich um 22,6 Prozent nach oben korrigiert. Wie sich diese Kostenentwicklung auf die Beiträge der Kfz-Versicherung auswirkt, bleibt derweil eine Entscheidung jedes einzelnen Versicherungsunternehmens.
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Erneut kritisiert der Versicherer-Verband in diesem Zusammenhang die Preispolitik der Autobauer. Ein Grund für die Preisexplosion sei, dass Autohersteller ein Quasi-Monopol für sichtbare Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen hätten. Das erlaubt ihnen, die Preise für Ersatzteile eigener Modelle nahezu nach Belieben zu diktieren. „Autofahrer und Werkstätten sind gezwungen, viele dieser Ersatzteile direkt vom Autohersteller zu kaufen“, kritisiert Asmussen. Obwohl eine Gesetzesänderung den Designschutz reformieren soll, blieben die bestehenden Rechte der Autohersteller bis 2045 erhalten.