Rund 70 Prozent der jungen Menschen interessieren sich für Finanzthemen wie Sparen, Investieren oder Versicherungen. Doch dieses Interesse steht in einem scharfen Kontrast zu erheblichen Wissenslücken. Besonders bei komplexeren Themen wie Versicherungen, Altersvorsorge oder Finanzmarktprodukten fühlen sich viele unsicher. Nur 37 Prozent der Befragten schätzen ihr Wissen hier als gut oder sehr gut ein.

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Das zeigt die aktuelle Studie „Financial Literacy – Wie Banken und Versicherungen die jungen Zielgruppen erreichen können“, die von den Bankenforen, den Versicherungsforen Leipzig und den Digital Impact Labs Leipzig durchgeführt wurde. Befragt wurden 1.017 junge Menschen zwischen unter 20 und über 25 Jahren. Ergänzt wurde die quantitative Analyse durch Interviews mit Expertinnen aus dem Finanz- und Bildungsbereich.

Die größte Hürde für junge Menschen: die Furcht, falsche Entscheidungen zu treffen. Jeder Zweite (50 Prozent) nennt sie als Hauptgrund, warum er oder sie die eigene Finanz- und Vorsorgeplanung vor sich herschiebt. Fehlende Sicherheit im Umgang mit Finanzprodukten führt zu Blockaden – obwohl das Interesse vorhanden ist.

Finanzbildung in die Schule

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Die Mehrheit der jungen Befragten und auch die Experten fordern, dass praxisnahe Finanzbildung fest in den Schulunterricht integriert werden sollte. „Der Wunsch der jungen Generation nach Finanzbildung in der Schule ist unüberhörbar und ein klarer politischer Auftrag“, betont Anja Holzweißig, Projektmanagerin der Bankenforen.

Junge Menschen wünschen sich eine fundierte Basis, um selbstbestimmt Entscheidungen für ihre Zukunft treffen zu können. Das Thema Finanzbildung gewinnt damit eine deutlich gesellschaftspolitische Dimension.

Trotz Digitalaffinität zeigt die Studie aber auch, dass die persönliche Beratung für die Generation Z entscheidend ist. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) legen bei der Auswahl eines Finanzprodukts Wert auf ein persönliches Gespräch. Immerhin 77 Prozent davon bevorzugen die Beratung vor Ort. Besonders junge Frauen wünschen sich den direkten Austausch: 84 Prozent geben an, persönliche Beratung als entscheidend zu betrachten. Damit widerspricht die Studie dem gängigen Klischee, dass digitale Tools die klassische Beratung vollständig ersetzen könnten.

Interessant ist auch ein Blick auf die Vertrauenswerte in Informationsquellen:

  • Familie und Freunde genießen mit 74 Prozent das höchste Vertrauen.
  • Banken folgen mit 64 Prozent.
  • Versicherungen rangieren mit 58 Prozent ebenfalls weit vorn.
  • Online-Medien (34 Prozent) und vor allem Social Media (27 Prozent) schneiden deutlich schlechter ab.

Für die Branche ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Finanzdienstleister müssen ihr Expertenwissen verständlich vermitteln und als vertrauenswürdige Partner auftreten.

„Ein für uns überraschendes Ergebnis ist die hohe Nachfrage nach persönlicher Beratung“, erklärt Jens Ringel, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig. „Das ist ein klares Signal an die Finanzbranche. Junge Menschen suchen vertrauenswürdige Partner, die ihnen die Angst vor komplexen Entscheidungen nehmen. Wer jetzt auf verständliche Wissensvermittlung setzt, baut die entscheidende Brücke zur nächsten Kundengeneration.“