Das Kölner Institut für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste (KIVI) hat seine neue Marktanteilsstudie für den deutschen Erstversicherungsmarkt vorgelegt. Sie umfasst 69 Anbieter mit mehr als 250 Einzelgesellschaften, die zusammen rund 98,23 Prozent des Marktes abdecken. Erfasst wurden Versicherer mit über 50 Millionen Euro Beitragseinnahmen, insgesamt 155 Schaden- und Unfallversicherer, 78 Lebensversicherer und 35 Krankenversicherer. Die Untersuchung beleuchtet die Marktanteile des Jahres 2024 und stellt Entwicklungen seit 2017 dar.

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Die Studie gilt seit Jahren als Referenz für die Analyse der Kräfteverhältnisse im deutschen Versicherungsmarkt. Sie zeigt nicht nur die Marktanteile in den Sparten Schaden-/Unfall-, Lebens- und Krankenversicherung, sondern auch die aggregierten Zahlen von Konzern- und Unternehmensgruppen. Damit lässt sich ablesen, wie sich die Marktstruktur verschiebt – und welche Anbieter ihre Position ausbauen oder verlieren.

Insgesamt zeigt sich: Die Konzentration im Markt nimmt weiter zu. Die zehn größten Versicherer vereinen 67,02 Prozent der gesamten Prämieneinnahmen auf sich. Besonders ausgeprägt ist dies in der privaten Krankenversicherung, wo die Top 10 mehr als 78 Prozent des Geschäfts kontrollieren. Im Gesamtmarkt bleibt die Allianz-Gruppe unangefochten an der Spitze, auch wenn sie durch methodische Anpassungen bei der Berechnung Marktanteile verloren hat.

Schadenversicherung: Allianz stabil, HUK-Coburg legt zu, Talanx rutscht ab

Die Allianz bleibt mit 13,67 Prozent Marktanteil Marktführer in der Schaden- und Unfallversicherung. Damit liegt sie nur leicht unter dem Vorjahreswert von 13,80 Prozent. Auffällig ist das Wachstum der Huk-Coburg, die ihren Anteil auf 7,20 Prozent steigern konnte (Vorjahr: 6,90 Prozent). Verantwortlich dafür ist vor allem ein starkes Kfz-Geschäft.

Die Talanx-Gruppe hingegen rutschte von Platz 8 auf Platz 10 ab. Grund ist die neue Methodik, nach der Auslandsgeschäft nicht mehr einbezogen wird. Ihr Marktanteil fiel von 3,90 auf 3,70 Prozent. Diese Veränderungen zeigen, wie wichtig die genaue Abgrenzung zwischen nationalem und internationalem Geschäft ist, um die tatsächliche Marktposition abzubilden.

Lebensversicherung: Allianz dominiert, Konkurrenz arbeitet sich vor

In der Lebensversicherung führt die Allianz ebenfalls klar, kommt aber nur noch auf 26,57 Prozent (Vorjahr: 26,80 Prozent). Der Rückgang ist moderat, aber im Vergleich zu früheren Jahren deutet sich eine langsam schwindende Dominanz an. Dahinter folgen die Generali mit 9,02 Prozent und die R+V mit 8,04 Prozent.

Eine bemerkenswerte Veränderung bringt die Fusion von Barmenia und Gothaer. Die neu entstandene BarmeniaGothaer-Gruppe steigt mit 1,54 Prozent Marktanteil erstmals in die Top 10 auf. Damit zeigt sich, dass Zusammenschlüsse mittelgroßer Versicherer für deutliche Rangverschiebungen sorgen können.

Krankenversicherung: Debeka baut Vorsprung aus, Ergo/Munich RE und HanseMerkur wachsen

In der privaten Krankenversicherung bleibt die Debeka das Maß der Dinge. Sie baute ihren Marktanteil auf 16,26 Prozent aus (Vorjahr: 16,02 Prozent). Auf Platz zwei folgt die Ergo/Munich RE, die mit den Marken DKV und Ergo Direkt ebenfalls zulegen konnte und nun bei 12,17 Prozent liegt.

Die HanseMerkur setzt ihren Wachstumskurs fort und erreicht mit 3,98 Prozent fast die Vier-Prozent-Marke. Damit festigt sie ihre Position in den Top 10. „Die Veränderungen der Marktanteile in der Kranken- und Schadenversicherung sind häufig auf steigende Leistungsausgaben zurückzuführen, die zu spürbaren Beitragsanpassungen geführt haben“, erklärt KIVI-Geschäftsführer Reiner Will.

Top-10 der größten Erstversicherungsgruppen in Deutschland

  1. Allianz – 17,39 Prozent
  2. Öffentliche-rechtliche Versicherer (Öff.-rechtl. VU) – 10,06 Prozent
  3. R+V – 6,45 Prozent
  4. Generali – 6,15 Prozent
  5. Ergo – 5,91 Prozent
  6. Debeka – 5,45 Prozent
  7. Axa – 4,95 Prozent
  8. Talanx – 4,18 Prozent
  9. Huk-Coburg – 4,12Prozent
  10. Barmenia/ Gothaer (fusioniert) – 3,37 Prozent

Das Bruttoprämienvolumen des Erstversicherungsmarktes belief sich 2024 auf rund 242 Milliarden Euro. Davon entfallen 102,2 Milliarden Euro auf Schaden-/Unfallversicherung, 89,7 Milliarden Euro auf Lebensversicherung und 50,4 Milliarden Euro auf Krankenversicherung. Besonders hoch ist die Konzentration in der Lebensversicherung: Die Top 3 Anbieter vereinen hier 42,51 Prozent des Marktes. Im gesamten Erstversicherungsmarkt liegen die Top 3 bei 33,90 Prozent.