Im April blickt die Nürnberger Versicherung auf ein durchwachsenes Geschäftsjahr 2024 zurück. Während die Segmente Leben, Kranken und Bankdienstleistungen ihre Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr steigern konnten, sorgte die Schaden-/Unfallversicherung für einen herben Rückschlag: Ein Verlust von –157,4 Millionen Euro in diesem Bereich führte zu einem negativen Konzernergebnis von –77,0 Millionen Euro.

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Zuletzt hatte der Versicherer deshalb jeden Stein umgedreht und den Umbau zügig vorangetrieben. Im Zentrum standen dabei neben Sparzielen und Produktanpassungen auch Gespräche über einen möglichen Eigentümerwechsel. Denn die Vienna Insurance Group (VIG) prüft aktuell im Rahmen einer Due Diligence den Erwerb einer kontrollierenden Mehrheitsbeteiligung am Versicherer.

Nun entspannt sich die Lage beim fränkischen Versicherer langsam. Das vermeldet das Unternehmen im Rahmen der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen. So meldet die Nürnberger Beteiligungs-AG für das erste Halbjahr 2025 ein kräftiges Comeback. Trotz leicht rückläufiger Umsätze von 2,239 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,293 Milliarden Euro) erzielte der Konzern ein Konzernergebnis von 47,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum hatte die Gesellschaft noch ein Minus von 22,9 Millionen Euro ausgewiesen.

„Die Halbjahresergebnisse belegen, dass die eingeleiteten Maßnahmen greifen und wir Fortschritte machen. Dennoch liegt noch ein Weg vor uns, um nachhaltig und dauerhaft in die angestrebte Gewinnzone zurückzukehren“, sagte CEO Harald Rosenberger.

Hinter dem positiven Trend stehen vor allem zwei Faktoren: Zum einen griffen die Maßnahmen des im Vorjahr gestarteten Sanierungsprogramms im Schaden- und Unfallsegment. Zum anderen sorgten Kostensenkungen durch das Effizienzprogramm #FitfürdieZukunft sowie Einmaleffekte aus Beteiligungsverkäufen für Rückenwind.

Sanierung zeigt Wirkung im Schaden- und Unfallgeschäft

Das bislang defizitäre Schaden- und Unfallsegment lieferte ein überraschend stabiles Bild. Das versicherungstechnische Ergebnis stieg von -53,3 auf 0,3 Millionen Euro. Durch die Kündigung verlustreicher Verträge, unter anderem im Transportgeschäft, sowie Bestandsbereinigungen sanken die Beitragseinnahmen um 11,2 Prozent auf 572,1 Millionen Euro. Gleichzeitig reduzierte sich die Zahl der Policen von 2,769 auf 2,535 Millionen. Einhergehend damit sanken aber auch die Aufwendungen für Versicherungsfälle von 325,7 auf 206,2 Millionen Euro.

Entscheidend war sicher auch das Ausbleiben großer wetterbedingter Schäden. Die Schaden-Kosten-Quote fiel deutlich von 110,1 auf 90,8 Prozent. Unter dem Strich verbesserte sich das Segmentergebnis auf 10,8 Millionen Euro. Das ist ein klarer Sprung nach den -63,8 Millionen Euro des Vorjahres.

Die Personenversicherungen erwiesen sich als solides Fundament. Fondsgebundene Lebens- und Rentenpolicen sowie Berufsunfähigkeitsversicherungen waren besonders gefragt. Während der Vertragsbestand in der Lebensversicherung mit 2,4 Millionen nahezu konstant blieb, legte die Krankenversicherung auf 427.697 Verträge zu (+4,9 Prozent).

Die Bruttobeiträge in der Lebensversicherung stagnierten bei 1,127 Milliarden Euro (-0,4 Prozent). Dennoch stieg das Gesamtergebnis im Segment auf 228,9 Millionen Euro. Das Segmentergebnis fiel jedoch leicht auf 25,0 Millionen Euro zurück, da höhere Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen gebildet wurden. Die Krankenversicherung trug 3,7 Millionen Euro zum Konzernergebnis bei. Deutlich besser lief es im Bankgeschäft. Höhere Provisionserlöse ließen das Segmentergebnis um 44,5 Prozent auf 7,1 Millionen Euro steigen.

Ein wesentlicher Treiber für die positive Entwicklung waren gesunkene Betriebskosten. Konzernweit reduzierten sich die Aufwendungen um 21,1 Prozent auf 291 Millionen Euro. Verantwortlich dafür waren vor allem niedrigere Provisionszahlungen und Einsparungen durch das Effizienzprogramm. Gleichzeitig sank die Zahl der Mitarbeiter um 8,6 Prozent auf 3.892. Bis Ende 2025 sollen insgesamt 600 Stellen. Bereits zum 30. Juni 2025 habe der Versicherer durch Einsparungen mehr als 70 Millionen Euro fixiert. Ein Teil der Restrukturierungskosten seien bereits im Vorjahreszeitraum als außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 30 Millionen Euro zurückgestellt worden.

Überdies hätten sich doe Erträge aus Kapitalanlagen nach oben entwickelt. Diese stiegen von 378 auf 390 Millionen Euro. Positiv wirkte sich insbesondere der Verkauf von Beteiligungen aus. Allein die Nürnberger Pensionsfonds AG sowie die italienische Tochter Bene Assicurazioni hätten einen Ertrag in Höhe von insgesamt 17 Millionen Euro vor Steuern eingebracht.

Trotz des starken Halbjahres bekräftigte der Vorstand die vorsichtige Jahresprognose. Erwartet werde ein Konzernergebnis von rund 40 Millionen Euro. Grund dafür sind Unsicherheiten in der Schadenentwicklung und eine Gesetzesänderung, die das Ergebnis durch die Bewertung latenter Steuern belasten könnte. Mittelfristig strebt der Konzern jedoch einen Jahresgewinn von 80 bis 100 Millionen Euro an.