Getsafe: Provinzial soll Risikoträger für Bestandsverträge werden
Das Insurtech Getsafe hat nach dem angekündigten Rückzug aus der Rolle des Erstversicherers einen potenziellen neuen Risikoträger für seine Verträge gefunden: Die Provinzial soll künftig als Versicherer im Hintergrund fungieren. Das bestätigte Getsafe-Gründer und CEO Christian Wiens gegenüber procontra.

Bereits im Frühjahr hatte das Heidelberger Unternehmen seinen Strategiewechsel öffentlich gemacht: Getsafe werde die eigene BaFin-Lizenz, die 2021 für das Schaden- und Unfallgeschäft erteilt wurde, bis Jahresende 2025 zurückgeben. Der Fokus liege künftig auf dem Assekuradeursmodell. Vertrieb, Kundenbetreuung und Schadenmanagement sollen weiterhin über die firmeneigene Technologieplattform laufen – das versicherungstechnische Risiko jedoch an Partner übergehen.
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Nach Informationen von procontra ist nun eine Kooperation mit der Provinzial geplant, um diesen Part zu übernehmen. Noch steht allerdings die Entscheidung des Bundeskartellamts aus: Der öffentliche Versicherer will laut den Kartellwächtern „alle Vermögensbestandteile der Getsafe Insurance AG“ erwerben. Wiens betont jedoch, dass es nicht um einen klassischen Bestandskauf gehe. Es werde keine Vertragsumdeckungen oder Produktänderungen geben – vielmehr handele es sich um eine rein interne Risikoübernahme.
Hintergrund: Getsafe hatte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben erstmals ein positives versicherungstechnisches Ergebnis erzielt. Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete die Getsafe Insurance AG rund 700.000 Euro Gewinn – nach einem Verlust von 1,4 Millionen Euro im Jahr zuvor. Dennoch sei die eigene Lizenz kein strategischer Vorteil mehr gewesen, so Wiens damals gegenüber dem „Handelsblatt“. Künftig wolle sich das Unternehmen als digitale Plattform für sämtliche Versicherungssparten etablieren – inklusive Lebens- und Krankenversicherung. Dort arbeitet Getsafe bereits mit anderen Partnern wie Ottonova zusammen.
Der Bestand, den bisher der hauseigene Versicherer verantwortet, umfasst laut Wiens rund 400.000 Verträge. Diese sollen nun sukzessive auf Partner wie die Provinzial übergehen. Für die Kundinnen und Kunden ändere sich dabei nichts: Produktnamen, Leistungsumfang und Ansprechpartner bleiben unverändert, so das Unternehmen. Die Provinzial selbst äußerte sich auf Anfrage von procontra bislang nicht zu den geplanten Schritten.
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Mit der Kooperation würde Getsafe dem Beispiel anderer Insurtechs wie Mailo oder Wefox folgen, die sich in den letzten Jahren ebenfalls von der Erstversichererrolle verabschiedet haben – teils notgedrungen, teils aus strategischen Gründen. Getsafe betont, dass man sich aus einer Position der Stärke heraus für diesen Schritt entschieden habe.