Im Oktober 2021 hatte das Insurtech Getsafe die Umwandlung komplett vollzogen. Bis Ende 2017 war das Heidelberger Unternehmen noch als Online-Makler aufgetreten und hatte sich auf einen digitalen Vertragsordner spezialisiert. Im Folgejahr trennte sich Getsafe vom Maklergeschäft. Das junge Unternehmen wollte sich künftig auf die eigene Versicherungs-Plattform konzentrieren. Käufer des Bestandes war die ProSiebenSat.1-Tochter Verivox. Seither bastelte das Unternehmen am eigentlichen Kerngeschäft. Zunächst war Getsafe als Assekuradeur aufgetreten und hatte unter anderem Policen in den Bereichen Haftpflicht, Hausrat, Zahnzusatz und Rechtsschutz auf den Markt gebracht.

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Mit gefüllter Kasse konnte das Tempo noch einmal beschleunigt werden. Denn das Insurtech hatte sich im Juni 2019 frisches Kapital besorgt. Über 15 Millionen Euro waren damals in einer Series-A-Finanzierungsrunde eingesammelt worden. Ende 2020 kamen per Series-B-Finanzierungsrunde weitere 25 Millionen Euro hinzu. Über eine Erweiterung der letzten Finanzierungsrunde wurden weitere 55 Millionen Euro in die Kriegskasse gespült. Damit wurden in Summe gut 80 Millionen Euro eingesammelt.

Das frische Kapital sollte unter anderem die eigene Versicherungslizenz finanziert werden. Im Oktober 2021 hat die Finanzaufsicht schließlich grünes Licht gegeben und Getsafe eine Erlaubnis nach § 8 I Versicherungsaufsichtsgesetz für die Schaden-/Unfallversicherung erteilt. Erste Produkte des neuen Anbieters sind eine Haftpflicht-, eine Hausrat- sowie eine Hundehaftpflichtversicherung. Darüber hinaus sollen weiterhin Produkte als Assekuradeur angeboten werden. Dazu zählten anfänglich Rechtsschutz- und Kfz-Policen in Deutschland sowie Hausratversicherungen in Großbritannien. Dort wurde das Angebot zuletzt eine Wohngebäudeversicherung erweitert.

Mit der eigenen Lizenz soll auch die europäische Expansion vorangetrieben werden. Nach dem Vereinigten Königreich soll nun auch Österreich erschlossen werden. Hier sollen eine Haftpflicht-, eine Haushalts- und eine Hundehalterhaftpflichtversicherung an den Mann oder die Frau gebracht werden. “Dank unserer Plattform sind wir in der Lage, binnen weniger Monate in ein neues Land zu gehen – in Österreich dauerte es lediglich acht Wochen”, sagt CEO und Gründer Christian Wiens. Weitere Märkte sollen in Frankreich und Italien erobert werden. Dort will Getsafe ebenfalls als Versicherer tätig werden und mit einfachen Sachversicherungen wie etwa einer Haushaltspolice starten.

In den kommenden Monaten sollen aber auch weitere komplexere Produkte an den Start kommen. Seit Jahresbeginn bietet der digitale Versicherer bereits Produkte im Bereich der Arbeitskraftabsicherung an. Im Lauf des Jahres sollen Lösungen in der Kranken- und Altersvorsorge folgen. Dafür hat Getsafe im März dieses Jahres entsprechende Lizenzen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beantragt.

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“Die Nachfrage von Getsafe-Kund:innen nach Personenversicherungen ist seit der Einführung im Januar regelrecht explodiert. Das stimmt uns zuversichtlich, auch einen starken Lebens- und Krankenversicherer in Europa aufzubauen,” sagt Christian Wiens, CEO und Gründer von Getsafe. Um die Nachfrage zu bewältigen, will Getsafe bis Ende 2022 sein Team an Kundenberatern deutlich vergrößern. Denn digital-affine Zielgruppen sind es zwar gewohnt, alles per Smartphone zu erledigen. Gleichzeitig sind Versicherungen aber auch oft erklärungsbedürftig und für viele Menschen ein Vertrauensgut. An dieser Stelle solle ein hybrider Ansatz greifen. Die Berater sollen den jungen Menschen im Gespräch helfen. Parallel sollen sämtliche Beratungsprozesse durch die selbst entwickelte Technologie unterstützt werden.

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