Herr Vosseler, Ihr Unternehmen kann man zurecht als Pionier in Sachen IT-Haftpflichtversicherung bezeichnen – schließlich sind Sie seit über 15 Jahren in diesem Bereich aktiv. Wie kam es zu dieser Spezialisierung?

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Unser Online-Portal zur IT-Haftpflichtversicherung für IT-Freelancer und IT-Dienstleister gibt es schon seit 2004. 1990 als klassischer Versicherungsmakler für Privat- und Gewerbekunden gestartet, erhielten wir das Maklermandat von einem der größeren IT-Projektvermittlungs-Portale in Deutschland. Der Betreiber der Plattform benötigte zunächst selbst eine geeignete IT-Haftpflichtversicherung. Und es ergab sich daraus auch die Frage, wie die auf dem Portal registrierten Freelancer Versicherungsschutz für die vermittelten IT-Projekte finden können. Um für diese IT-Dienstleister eine möglichst optimale Versicherungslösung anbieten zu können, haben wir mit der Hiscox ein Sonderkonzept entwickelt und unser Versicherungsportal KuV24.de gestaltet.

Ihr Unternehmen hat als erstes in Deutschland die Möglichkeit angeboten, eine IT-Haftpflichtversicherung online abzuschließen. Wie hat das funktioniert vor 15 Jahren?

Nachdem die IT-Freelancer mit dem Medium Internet ja bestens vertraut sind, war für uns klar, dass der gewünschte Versicherungsschutz nach dem Motto „keep it simple“ einfach und schnell online erfolgen musste. Gemeinsam mit dem Versicherer definierten wir einige wenige K.O.-Kriterien, die dann im Online-Antragsprozess, mit Hilfe von Formularfeldern, über einfache Antragsfragen von den IT-lern beantwortet wurden.

Manfred VosslerDie heute von vielen Versicherern für verschiedene Haftpflichtversicherungen im Dienstleistungsbereich verwendeten PDF-Antragsmodelle basieren vermutlich auch auf unserem Grundgedanken. Viele unserer ursprünglichen Fragestellungen zur Risikoeinschätzung findet man sogar heute noch in den Antragsformularen der Mitbewerber, obwohl sich deren Relevanz in vielen Bereichen mittlerweile marginalisiert hat.

Heute verdient sicher kein IT-Dienstleister mehr sein Geld mit „herunterladbarer Musik oder Klingeltönen“. Und auch mit Gepäckbeförderungssystemen auf Flughäfen – vor sehr langer Zeit ein Großschaden bei einem Versicherer – sind sicher nur wenige IT-Freelancer beschäftigt, sodass solche Fragen längst nicht mehr zeitgemäß sind, aber immer noch von Versicherern gestellt werden.

Konnte der IT-ler alle risikorelevanten Fragen des Versicherers im Sinne seiner Annahmerichtlinien positiv beantworten, so wurden die erforderlichen Versicherungsdokumente erstellt. Zu Anfang geschah das noch manuell, aber nach sehr kurzer Zeit dann in einem automatisierten Prozess. Mit dem einfachen Online-Abschluss für IT-Haftpflichtversicherungen hatten wir damals sicherlich einen völlig neuen Weg beschritten und erfolgreich eine Marktlücke erschlossen, sodass wir bereits im Jahre 2008 den 1000. Online-Abschluss registrieren konnten.

Damals gab es sicherlich auch kaum technische Hilfsmittel, um Versicherungsbedingungen von IT-Haftpflichtversicherungen zu vergleichen. Wie haben Sie das gelöst?

Ja, das stimmt. Versicherungsvergleiche zur IT-Haftpflichtversicherung gab es zu dieser Zeit noch gar nicht. Auch hier waren wir Vorreiter und haben 2004 unseren ersten Versicherungsvergleich mit über 50 Einzelkriterien online publiziert.

Durch eine Ausschreibung für einen fiktiven Musterkunden haben wir die Versicherungsprämien und Versicherungsbedingungen mühsam bei den einzelnen Versicherungsgesellschaften abgefragt. Die Bedingungswerke waren damals noch sehr umfangreich und umständlich formuliert, da die IT-Haftpflichtversicherungen der deutschen Anbieter allesamt AHB-basiert waren und es noch keine durchgeschriebenen Bedingungen gab.

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Jedes Kriterium musste mit viel Aufwand in den Versicherungsbedingungen recherchiert und anschließend in einer übersichtlichen Vergleichstabelle dargestellt werden.

IT-Dienstleister als attraktive Klientel wahrgenommen

Wie hat sich der Bedingungsvergleich seitdem geändert?

Unser aktueller IT-Haftpflichtvergleich beinhaltet zwar nur eine überschaubare Anzahl von Versicherungsgesellschaften, weil die Anbieterzahl wirklich bedarfsgerechter IT-Haftpflicht-Deckungskonzepte sehr begrenzt ist. Dafür ist dieser Vergleich gegenüber der ursprünglichen Gestaltung weitaus umfangreicher, differenzierter und leichter nachvollziehbar, weil bei jedem Einzelkriterium die Versicherungsbedingungen wortwörtlich abgebildet sind und der IT-Experte somit einen sehr präzisen Vergleich der angebotenen Versicherungsangebote erhält.

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Inzwischen ist die Zielgruppe für IT-Haftpflicht enorm angewachsen. Wie verändert das den Markt? Ist die Nachfrage gestiegen?

Zumindest gibt es mehr Wettbewerber, die einen onlinebasierten Abschluss für IT-Haftpflichtversicherungen anbieten. Zudem haben auch die Versicherungsgesellschaften die Zielgruppe der IT-Freelancer und IT-Dienstleister als attraktive Klientel wahrgenommen und bieten vermeintlich spezielle IT-Haftpflichtversicherungen mit eigenem Wording an. Durch die zusätzlichen Versicherungsanbieter steigt der Wettbewerbsdruck, was erhebliche Auswirkungen auf die Versicherungsprämien, aber auch auf die Kundenfreundlichkeit der Versicherungsbedingungen und die Höhe der angebotenen Versicherungssummen hat. Die Prämien haben sich im Zeitablauf deutlich reduziert, bei gleichzeitiger Erhöhung der angebotenen Versicherungssummen. So ist es heute im Gegensatz zu früher kein Problem mehr, auch für kleine und mittelständische IT-Unternehmen Versicherer für die Absicherung von Vermögensschäden in Höhe von bis zu 5 Millionen Euro zu finden.

Worin sehen Sie einen Treiber der steigenden Nachfrage?

Viele Auftraggeber fordern heute schon bei Ausschreibungen von IT-Projekten einen Nachweis über das Bestehen einer IT-Haftpflichtversicherung mit bestimmten Mindestversicherungssummen. Außerdem erkennen inzwischen auch viele IT-Experten selbst die Notwendigkeit einer geeigneten Absicherung im Sinne eines professionelles Risikomanagements, um ihre Haftung zu minimieren.

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Die Fragen stellte Michael Fiedler

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