Der Münchener Rückversicherungs-Riese Munich Re zieht sich aus mehreren globalen Klimainitiativen zurück. Zuvor hatte der Rückversicherer bereits im April 2023 die Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) verlassen. Das Netzwerk führender Erst- und Rückversicherer ist eine Initiative für Klimaneutralität, vor allem Kohle und Gas sollen zunehmend von Versicherungsschutz und Geldanlagen ausgeschlossen werden. Doch das Wettbewerbsrecht machte dem offenbar einen Strich durch die Rechnung.

Anzeige

Damals hieß es, dass kartellrechtliche Bedenken der Auslöser für den Austritt seien. „Die Möglichkeiten, im kollektiven Schulterschluss der Versicherungsindustrie weltweit Dekarbonisierungsziele zu verfolgen, ohne materielle Kartellrechtsrisiken einzugehen, sind nach unserer Einschätzung so begrenzt, dass es wirksamer ist, unsere Klimaambition zur Reduktion der globalen Erderwärmung selbstständig als Unternehmen weiterzuverfolgen“, sagt Joachim Wenning, CEO der Munich Re.

Nun zieht sich das Unternehmen aus den Initiativen Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) und der Net Zero Asset Managers Initiative. Begründet wird dieser Schritt mit zunehmenden rechtlichen Unsicherheiten und einem überbordenden administrativen Aufwand, der durch unterschiedliche regulatorische Vorgaben in den Mitgliedsstaaten entstanden sei.

Mit dem Rückzug sendet Munich Re ein klares Signal: Klimaschutz ja – aber nicht um jeden Preis und nicht auf international schwer koordinierbarem Terrain. Der Rückversicherer kritisiert die wachsende Zahl von Berichtspflichten, die im Alltag wenig zu tatsächlichen Emissionsreduktionen beigetragen hätten. „All die Berichtspflichten […] haben nicht zu weniger Emissionen geführt“, hatte Munich-Re-CEO Joachim Wenning bereits im Mai gegenüber dem "Handelsblatt" deutlich gemacht. Als wirksamstes Mittel nennt Wenning einen höheren CO2-Preis – dieser sei aber politisch nicht durchsetzbar.

Insbesondere die unterschiedlichen Anforderungen in den USA und Europa machen internationalen Unternehmen wie Munich Re das Leben schwer. Die rechtliche Grauzone war in den vergangenen Monaten zunehmend in den Fokus geraten: In den USA etwa hatten 23 republikanische Generalstaatsanwälte Versicherer wegen ihrer Mitgliedschaft in Klimabündnissen unter Druck gesetzt. Der Vorwurf: eine vermeintlich „aktivistische Klimaagenda“.

Statt auf multilaterale Allianzen will Munich Re künftig auf individuelle Klimastrategien setzen. Die bisherigen Klimaziele für 2025 habe man bereits erreicht oder sogar übertroffen, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Neue ambitionierte Ziele sollen im Zuge einer überarbeiteten Unternehmensstrategie zum Jahresende bekanntgegeben werden.

Kritik für diesen Schritt kommt derweil von der Klimaschutz-Organisation urgewald, die gemeinsam mit dem NGO-Netzwerk Insure Our Future Protestaktionen ankündigte. „Statt mutig für Klimaschutz einzustehen, mit dem der Rückversicherer seit Jahrzehnten in Verbindung gebracht wird, zieht er den Kopf ein. Offenbar versucht Munich Re damit auf Donald Trumps Anti-Klima-Agenda zu reagieren und möchte sein umfangreiches US-Geschäft schützen. Der Versicherungsriese verkennt die fatale Signalwirkung, die der damit in die Welt sendet“, sagte Regine Richter, Versicherungs-Campaignerin bei urgewald und ergänzt: „Will Munich Re seine Klima-Glaubwürdigkeit behalten, muss der Konzern seine neuen Klimaziele Ende dieses Jahres für einen Ausstieg aus der Versicherung von LNG nutzen". Die neuen Regeln würden dann auch zeigen, ob Konzernchef Joachim Wennin kurz vor seinem Vertragsende 2026 "noch ein klares Signal für den Klimaschutz setzen möchte"