Schaden-/Unfallversicherung: Assekurata erwartet schwächere Gewinne
Deutschlands Schaden-/Unfallversicherer konnten 2024 erneut Gewinne erzielen. Doch die Perspektiven bleiben eingetrübt. Hohe Schadeninflation und Naturereignisse setzen die Branche weiter unter Druck. Besonders im Fokus: Pflichtversicherung gegen Elementarschäden und steigende Prämien in Wohngebäude und Kfz.

Das Analysehaus Assekurata hat sich das Marktumfeld der Schaden-/Unfallversicherer angeschaut. Die Versicherer konnten sich 2024 in einem schwierigen Marktumfeld behaupten. Zwar konnten sie den versicherungstechnischen Gewinn auf 1,9 Milliarden Euro steigern, doch die Herausforderungen bleiben gewaltig. Zu diesem Ergebnis kommt die Kölner Rating-Agentur Assekurata in ihrem aktuellen Marktausblick für 2025.
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Trotz positiver Entwicklung fällt das Ergebnis hinter frühere Jahre zurück. „Angesichts des unverändert schwierigen Marktumfeldes ist dies ein positives Ergebnis“, erklärte Dennis Wittkamp, Fachkoordinator für Schaden-/Unfallversicherung bei Assekurata. Im Zehnjahresschnitt lag der Gewinn bislang bei rund 3,0 Milliarden Euro.
Ein zentraler Belastungsfaktor bleibt die Inflation, die sich direkt auf die Schadenkosten niederschlägt. 2024 mussten die Versicherer Elementarschäden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro begleichen. Ein Wert, der auf dem Niveau der Vorjahre liegt und gleichzeitig deutlich über dem historischen Durchschnitt ist. „Im Vergleich zum historischen Schadendurchschnitt, der seit Mitte der 1970er Jahre bei rund 4,5 Milliarden Euro liegt, zeigen sich hier deutlich die Folgen des Klimawandels“, betont Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Die Branche müsse sich folglich dauerhaft auf häufigere und teurere Naturereignisse einstellen.
Schadenaufwendungen auf Rekordhoch
Die ausgezahlten Leistungen erreichten 2024 mit 70,3 Milliarden Euro ein historisches Hoch. Laut Wittkamp hätten die Schadenkosten ohne die Effekte des Klimawandels um fast 13 Milliarden Euro niedriger ausfallen müssen. Setzt sich dieser Trend fort, könnten die Schäden bis Ende des Jahrzehnts auf mehr als 85 Milliarden Euro ansteigen.
Die Versicherer konnten 2024 signifikante Beitragsanpassungen durchsetzen. Im Schnitt stiegen die Beitragseinnahmen um 7,8 Prozent, bei Kfz-Versicherungen sogar um 10,9 Prozent, bei Wohngebäudeversicherungen um 12 Prozent. „Die Branche hat ihre Zurückhaltung abgelegt und die Prämien in dem erforderlichen Maß angehoben“, so Will.
Das Vertragswachstum fiel mit 0,5 Prozent erneut schwach aus. Die Gründe sind wirtschaftliche Unsicherheiten und ein schwacher Automarkt. Die Zahl der Kfz-Neuzulassungen und Besitzumschreibungen bleibt weiterhin niedrig.
Auch für 2025 ist mit weiteren Beitragsanhebungen zu rechnen, um der anhaltend hohen Preisdruck zu begegnen. „Für das kommende Jahr und darüber hinaus sind abermals deutliche Beitragsanpassungen notwendig, um mit der anhaltend hohen Schadendynamik Schritt zu halten und nachhaltig profitabel zu bleiben“, erklärt Dennis Wittkamp. Besonders betroffen davon sind die Wohngebäude- und Kfz-Versicherungen. In der Wohngebäudeversicherung haben viele Anbieter die Beiträge bereits zu Jahresbeginn über die Indexanpassungen hinaus erhöht. Auch in der Kfz-Sparte wollen weitere Versicherer den Turnaround schaffen.
„Zum Jahresende wird sich zeigen, inwieweit diese positive Entwicklung einigen Versicherern wieder größere Handlungsspielräume bei der Ergebnis- und Prämiengestaltung gibt, denn unverändert läuft der Wettbewerb und damit auch das Wechselgeschäft über die Höhe der Prämien“, unterstreicht Will.
Elementarschaden-Pflichtversicherung: Komplexe Umsetzung erwartet
Die geplante Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden bewertet Assekurata derweil grundsätzlich positiv. Doch die Umsetzung sei komplex: „Eine Pflichtversicherung könnte die Branche überfordern“, warnt Wittkamp. Staatliche Rückversicherungslösungen und ein solidarisch finanzierter Beitragszuschlag könnten helfen. Ebenso sei es wichtig, baurechtliche Maßnahmen wie Baustopps in Hochrisikogebieten konsequent umzusetzen.
Die kommenden Jahre bleiben für die deutschen Schaden-/Unfallversicherer herausfordernd. Treiber bleibt die Schadeninflation, die die Branche weiterhin unter Druck setzt. „Aus heutiger Sicht wird 2025, abgesehen von möglichen Elementarereignissen, erneut ein Jahr mit eher schwächeren Gewinnen“, prognostiziert Wittkamp.