AfW: Kaum Kundennachfrage nach ESG-Abfrage – Verband fordert Aussetzung
Die Pflicht zur Nachhaltigkeitspräferenzabfrage sorgt weiterhin für Frust – zumindest auf Seiten der Vermittler. Das aktuelle AfW-Vermittlerbarometer zeigt: Nur 21 Prozent der Kunden interessieren sich überhaupt für das Thema. Der Großteil stuft die ESG-Abfrage als unwichtig ein oder lehnt sie direkt ab.

Seit dem 2. August 2022 sind Versicherungsvermittler gemäß EU-Vorgaben verpflichtet, im Beratungsgespräch auch die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu erfragen. Ziel ist es, ökologische oder soziale Aspekte stärker in den Anlage- und Versicherungsvertrieb zu integrieren. In der Praxis brachte diese Vorgabe allerdings Unsicherheiten mit sich – insbesondere, weil viele Produkte noch nicht ausreichend klassifiziert sind oder ESG-Angaben fehlen. Auch das aktuelle AfW-Vermittlerbarometer zeigt: Die Umsetzung der Abfragepflicht ist in der Branche angekommen, sorgt aber weiterhin für Diskussionsstoff und Fortbildungsbedarf.
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„In der öffentlichen Wahrnehmung sind derzeit Themen wie Migration, Inflation und geopolitische Risiken deutlich präsenter als die Nachhaltigkeitsdiskussion“, sagt AfW-Vorstand Norman Wirth. Auch an der Produktqualität hapere es weiterhin: Nur knapp die Hälfte der Vermittler stuft die angebotenen nachhaltigen Produkte als ausreichend ein.
Der Verband fordert daher eine Aussetzung der Abfragepflicht in ihrer derzeitigen Form – und unterstützt den entsprechenden Vorschlag des VOTUM-Verbandes. In Brüssel laufen bereits Gespräche zur Vereinfachung der Vorgaben. Wirth: „Wir begrüßen die angestoßenen Bemühungen ausdrücklich.“
Besonders problematisch: 30 Prozent der Vermittler können keine Quelle benennen, auf deren Basis sie nachhaltige Fonds auswählen. Auch das zeige, wie wenig praktikabel die gegenwärtige Umsetzung sei. Der AfW setzt sich seit Langem für eine praxistauglichere ESG-Regulierung ein.
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Über die Erhebung:
Das AfW-Vermittlerbarometer wird jährlich mit Unterstützung der Fördermitglieder des Verbandes erhoben. An der 17. Auflage im Oktober und November 2024 beteiligten sich 1.173 Vermittlerinnen und Vermittler.