Nürnberger Versicherung: Unabhängigkeit ist (derzeit) in der Strategie verankert
Die Nürnberger Versicherung kommt mit ihrem Umbau und den Sparvorhaben zügig voran und kündigte eine strategische Neuausrichtung Richtung Prävention an. Derweil ist die Unabhängigkeit des Versicherers ein offenes Thema.

Die Nürnberger Versicherung hat im Rahmen der Hauptversammlung über Fortschritte beim Umbau des Konzerns sowie den Stand des Effizienzprogramms #FitfürdieZukunft berichtet. Das Programm soll bis 2026 Einsparungen von 75 Millionen Euro bringen. Davon seien laut Vorstandschef Harald Rosenberger bereits 65 Millionen Euro fest eingeplant. Auch in der Schadenversicherung zeige das Sanierungsprogramm Wirkung. Demnach habe die Schaden-Kosten-Quote in der Kfz-Sparte im ersten Quartal 2025 erstmals wieder unter der 100-Prozent-Marke gelegen.
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Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet der Vorstand ein positives Konzernergebnis von 40 Millionen Euro. Bis 2027 soll die derzeit noch defizitäre Schadenversicherung wieder profitabel sein.
Zugleich skizzierte Rosenberger eine inhaltliche Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Der fränkische Versicherer will sich künftig stärker als Präventionsversicherer positionieren. „Nur mit Prävention bleiben Versicherungen auch in Zukunft bezahlbar“, betonte Rosenberger. Besonders im Bereich psychische Gesundheit sieht das Unternehmen ein wichtiges Handlungsfeld. Ziel sei es, künftig bereits vor dem Eintritt eines Versicherungsfalls präventiv zu wirken. Das könne etwa durch gesundheitsfördernde Maßnahmen in den Produkten geschehen.
Schließlich seien psychische Erkrankungen mittlerweile der häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit. „Laut Experten könnten bis zu 20 Prozent der depressiven Erkrankungen vermieden werden, wenn Prävention flächendeckend umgesetzt würde. Deshalb planen wir, solche Elemente in unsere Produkte einzubauen, natürlich alles eng am Kern unseres Geschäftsmodells, denn wir sind und bleiben Versicherer. So helfen wir unseren Kunden nicht erst, wenn der Ernstfall eingetreten ist. Sondern wir unterstützen ihn schon dabei, gar nicht erst krank zu werden.“
Ein weiterer zentraler Punkt auf der Hauptversammlung war die strategische Unabhängigkeit des Unternehmens. Derzeit sei diese zwar in der Konzernstrategie verankert, der Vorstand prüfe aber ergebnisoffen, ob diese Position auch unter den Bedingungen des laufenden Wandels zukunftsfähig bleibt. Welche Handlungsoptionen bestehen, ist Gegenstand laufender interner Überlegungen. Das Thema wurde nicht nur auf der Hauptversammlung aufgegriffen, sondern etwas überraschend auch per Ad-hoc-Meldung veröffentlicht. Darin heißt es: „Der Vorstand prüft aktuell im Rahmen seiner Leitungsverantwortung ergebnisoffen, ob die vom Unternehmen verfolgte Strategie auch angesichts der derzeitigen Transformation für die Zukunft im Unternehmensinteresse liegt oder der Weiterentwicklung bedarf und welche Handlungsoptionen die Gesellschaft hat".
Zuletzt hatte es viel Bewegung im sonst trägen Markt gegeben. So haben sich mit der Barmenia und Gothaer zwei Versicherer bereits zur BarmeniaGothaer vereinigt. Mit der Ostangler Brandgilde und der Landesschadenhilfe sowie der Stuttgarter Versicherung und der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) wollen sich weitere Versicherer zusammenschließen. Ob für die Nürnberger eine Fusion oder sogar ein Verkauf in Frage kommen würde, ist dabei komplett offen. Ob bereits Verhandlung geführt würden, wollte ein Sprecher auf nicht bestätigen. Die Kollegen vom Fachportal "procontra" hatten bei der Nürnberger nachgefragt.
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