Versicherer im Wandel: Demografie, Digitalisierung und der drohende Brain Drain
Die Über-Alterung wird zur zentralen Herausforderung für die Versicherungsbranche, so die Capgemini-Studie „World Property and Casualty Insurance Report 2025“. Denn nicht nur die Kunden werden älter – auch in den Vermittlerbüros und Innendiensten steigt das Durchschnittsalter, während gleichzeitig weniger Nachwuchs nachrückt. Schon heute stehen mehr ältere Versicherungsnehmer immer weniger Vermittlern gegenüber.

„Dieser Mangel kann nur durch Technologie kompensiert werden“, erklärt Florian Gmach, Senior Director Insurance bei Capgemini Invent. „Also gerade das Klientel, das sich weiterhin persönliche Beratung wünscht, wird künftig die Wahl haben zwischen weniger Terminen oder einem KI-Agenten am anderen Ende der Leitung. Denn die KI geht nie in Rente.“
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Bis zum Jahr 2050 steigt die Altersabhängigkeitsquote laut Capgemini von derzeit 16 auf 26 Prozent – das bedeutet: Auf hundert Erwerbstätige kommen künftig 26 Senioren, deren Absicherung mit erwirtschaftet werden muss. Die Folge: Ein spürbarer Wandel im Konsumverhalten – mit weniger Investitionen in langlebige Güter wie Immobilien, dafür aber mit höheren Ausgaben für Reisen, Erlebnisse und Komfort. Laut Studie planen 45 Prozent der Befragten entsprechende Lifestyle-Ausgaben zu erhöhen.
Für Versicherer bedeutet dies: Produkte müssen modularer, digitaler und vor allem präventiver werden. Gleichzeitig braucht es neue Servicemodelle, die altersfreundlich, flexibel und datenbasiert funktionieren. Capgemini empfiehlt unter anderem:
- Anpassung der Servicemodelle und Vertriebsstrategien an demografische Veränderungen, etwa durch altersgerechte Services und smarte Assistenzlösungen.
- Modernisierung der IT- und Datenarchitekturen: Versicherer sollen verstärkt auf prädiktive Analyseverfahren, automatisierte Underwriting-Modelle und dynamisches Portfoliomanagement setzen.
- Integration von Klimadaten und urbanen Risikofaktoren in die Produktentwicklung und Tarifierung – um künftig vernetzte Risiken besser zu managen.
Obwohl 88 Prozent der befragten Versicherer die Relevanz technologiegestützter Underwriting-Prozesse betonen, verfügen nur 17 Prozent über eine entsprechende Ausstattung. Hier liegt laut Studie akuter Handlungsbedarf. Wer sich nicht jetzt mit Digitalisierung und Datenintelligenz beschäftigt, wird im kommenden Jahrzehnt kaum Schritt halten können.
„Es geht um mehr als Effizienz“, betont Florian Gmach. „KI und Echtzeitdaten ermöglichen es uns, Risiken besser zu verstehen, präventiv zu handeln und Kundinnen und Kunden dort zu erreichen, wo sie sich heute und morgen befinden.“
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Über die Studie:
Für den World Property & Casualty Insurance Report 2025 hat das Capgemini Research Institute drei Hauptquellen untersucht: die globale Kundenbefragung 2025 bei der 5.016 Kunden von Sach- und Haftpflichtversicherungen in 13 Ländern befragt wurden, die globale Befragung von Versicherungsführern 2025 inklusive Interviews mit 274 Führungskräften führender Sach- und Haftpflichtversicherungsunternehmen aus 15 Märkten und die globalen makroökonomischen Prognosen 2025, die in Zusammenarbeit mit einem führenden Makro-Ökonomen erstellt wurden und Erkenntnisse aus 11 Märkten bieten, die alle drei Weltregionen repräsentieren.