Im September 2016 hatte die Allianz im Rahmen der Digitalisierungs-Offensive eine eigene Einheit für neue Geschäftsmodelle im Bereich InsurTech gegründet. Allianz X sollte Unternehmen, die das Leben von Kunden erleichtern und verbessern und von globaler Bedeutung sein können, entdecken und aufbauen. Im November 2017 vermeldete der Versicherer einen neuen Kurs für die Insurtech-Schmiede. So solle Allianz X nicht mehr Unternehmen in einer frühen Entwicklungsphase helfen. Stattdessen wolle die Einheit als Wagniskapital-Fonds für digitale Themen auftreten.

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Im Frühjahr 2018 konnte N26 etwa 160 Millionen Dollar einsammeln. Zu den größten Geldgebern zählten damals die Tencent Holdings aus Shenzhen in China sowie der Wagniskapital-Fonds der Allianz (Versicherungsbote berichtete).

Das frische Geld sollte u.a. als 'Türöffner' in den USA und Großbritannien dienen. Auch die Weiterentwicklung der N26-Produktpalette stand auf dem Plan. So sollte unter anderem künstlicher Intelligenz zum Einsatz kommen. Ziel damals: bis Ende 2020 mehr als fünf Millionen Kunden zu gewinnen. Dieses Ziel wurde laut Statista bereits zu Jahresanfang 2020 erreicht; für Oktober 2022 verzeichnen die Statistiker 8 Millionen N26-Kunden.

Das starke Wachstum rief auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf den Plan. Die Aufseher sorgten sich u.a. um das Risikomanagement der Neobank und beschränkten das monatliche Neukunden-Kontingent auf 50.ooo. Mehr durfte N26 nicht aufnehmen.

Diese Wachstumsbeschränkung soll laut einem Bericht der Financial Times (FT) Ursache für einen massiven Bewertungsabschlag sein, den Allianz X bei der Käufersuche in Kauf nehmen soll. Der Wagniskapital-Fonds der Allianz will für seine etwa 5 Prozent Unternehmensanteile an N26 dem Vernehmen nach, 160 Millionen US-Dollar. Das würde einer Unternehmesbewertung von etwa 3 Milliarden Dollar entsprechen - und damit fast 66 Prozent unter dem Wert liegen, der dem Unternehmen bei der letzten Finanzierungsrunde im Herbst 2021 attestiert worden war.

Aus Sicht von Allianz X könnte sich das Geschäft jedoch lohnen: Bestenfalls könnte der Wagniskapital-Fonds der Allianz sein Investment verdreifachen, so die FT. Auf Anfragen der Zeitung wollte sich weder die BaFin noch Allianz X zu den Plänen äußern. N26 teilte der Financial Times mit, dass ihnen derzeit keine laufenden Sekundärverkäufe von bestehenden Investoren bekannt seien. Zudem würde man sich grundsätzlich nicht zu internen Richtlinien unserer Aktionäre bei der Bewertung von Unternehmen in ihrem Portfolio äußern.



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