In Tiefen-Interviews habe man so die Zielgruppe besser kennen gelernt. „Daraus sind Produkte entstanden, die wir -trotz vermeintlicher Kenntnis des Kunden- so nicht entwickelt hätten“, erklärte Leitermann. Eine Erkenntnis sei zum Beispiel gewesen, dass sich auch Bäckereien mit Themen wie Mitarbeiter-Akquise und Bürokratie beschäftigen müssten, Versicherungs-Policen diese Bereiche entsprechend abdecken müssen. Daraus habe sich dann die Kampagne „Wir sind Bäcker“ entwickelt, auch mit Unterstützung der entsprechenden Gewerbeverbände.

Anzeige

Ähnlich wie mit den Bäckereibetrieben verfuhr der Versicherer auch mit anderen Gewerben, um entsprechende Kampagnen und Produkte zu entwickeln: etwa dem Elektrohandwerk, den Fleischereien oder dem Einzelhandel. Journeys seien entsprechend Startpunkt der Kampagnen gewesen, so der Vorstand: also konkrete Besuche und Analysen bei den Kunden, die letztendlich die Versicherungen zeichnen. Kundenzentrierung sei der Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation. Als ein Ergebnis entstanden spezielle Web-Plattformen, die konkret auf die einzelnen Berufszweige zugeschnitten sind.

“Mehr Wir“: Veränderungen innerhalb der Signal Iduna

Als letzten Punkt ging Leitermann auf die Transformations-Prozesse innerhalb des eigenen Unternehmens ein: eben jener Punkt, der bei der „Vision2023“ mit „Mehr Wir!“ gekennzeichnet ist. Dabei gehe es darum, das Wissen im eigenen Unternehmen zu nutzen: im Sinne von „Schwarmintelligenz“. Dies erfordere die Zusammenarbeit in anderen Arbeitsumgebungen. Er verwies unter anderem darauf, dass Mitarbeiter und Vertrieb oft unmittelbaren Kontakt zum Kunden haben: und folglich auch dessen Wünsche und Nöte kennen.

“Transformation funktioniert in Unternehmen nur, wenn auch der Vorstand bereit ist, sich zu ändern“, positionierte sich der Signal-Iduna-Chef. Über ein Jahr hinweg hätten sich die Vorstände zum Beispiel agile Coaches genommen, um eine sich ändernde Ansprache, aber auch neue Rollen und Aufgaben einzuüben. Ein Stichwort war hierfür „Agilisierung“: stark vereinfacht wird hierbei eine Unternehmenskultur eingeübt, bei der sich auch der Vorstand als Teil des Teams versteht, Aufgaben delegiert, gemeinsame Ziele mit den Mitarbeitenden definiert werden. Hierfür brauche es auch ein Narrativ, um die Mitarbeiter für Veränderungen zu gewinnen: wobei die Signal Iduna das etwas abgenutzte „Aufbruch zu neuen Ufern“ wählte.

In Corona-Zeiten -viele Mitarbeiter mussten ins Home-Office geschickt werden- habe sich dann die Frage gestellt, ob man den Transformations-Prozess fortsetze oder abbreche. Die Dortmunder haben sich für ersteres entschieden. Über 1.000 Mitarbeiter habe man in agile Arbeitsformen entlassen, an denen man teilweise auch heute noch festhalte. Letztendlich habe sich die Pandemie sogar als Beschleuniger der Transformation erwiesen. Wichtig sei es gewesen, neue Informationsformate innerhalb des Unternehmens zu etablieren: aus Sicht des Vorstandschefs sei es zudem wichtig, die Mitarbeiter auch wieder ins Unternehmen -zumindest zeitweise- zurückzuholen, statt sie nur im Homeoffice zu lassen. Dies sei bedeutsam für den gegenseitigen Austausch, das Sich-Kennenlernen und das Miteinander: um eine gemeinsame Unternehmenskultur zu entwickeln.

"Agilisierung ist kein Selbstzweck, sondern notwendiges Betriebssystem"

Der Transformations-Prozess sei weitestgehend erfolgreich verlaufen und konkrete Ergebnisse sichtbar, so berichtete Leitermann zusammenfassend. Die mit dem Programm „Vision2023“ verbundenen Ziele habe man weitestgehend erreicht, die Beitragseinnahmen konnten entsprechend gesteigert werden und tatsächlich wird die Signal Iduna bei der Weiterempfehlungs-Bereitschaft vom Analysehaus Sirius Campus zu den Top-5-Versicherern gezählt. Zudem habe sich die Entwicklung neuer Produkte von 18 Monaten auf sechs Monate beschleunigt.

Anzeige

„Agilisierung ist kein Selbstzweck, sondern notwendiges Betriebssystem, um die immer schnelleren Veränderungen zu meistern“, so sei eine Erkenntnis aus den Neuerungen gewesen. Zudem habe er gelernt: „Transformation ist anstrengend! Transformation macht Spaß! Transformation ist nie fertig!“ Auch wenn ähnliche Veränderungen in anderen Unternehmen und Branchen schon zeitiger stattfanden - das Konzept der Agilisierung wird seit den 80er Jahren diskutiert- bestand die Stärke des Vortrages darin, den Transformationsprozess mit konkreten Beispielen und persönlichen Erfahrungen zu veranschaulichen.

vorherige Seite
Seite 1/2/

Anzeige